Kölner Karneval

Wann findet Karneval statt? Die Zahl 11

Für den richtigen Rheinländer und ,damit natürlich auch für Kölner, ist der Karneval die "Fünfte Jahreszeit".
Der Rosenmontag findet stets 48 Tage vor dem Ostersonntag statt. Dabei ist zu bedenken, dass das Osterfest nicht an einem festen Termin, wie z.B. Weihnachten, stattfindet. Ostersonntag wurde auf dem Konzil von Nizäa im Jahre 325 als der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn (Nordhalbkugel) festgeleg. Im Gegensatz zum astronomischen Frühlingsbeginn legte die Kirche den Frühlingsbeginn auf den 21. März fest, wogegen der astronomische Frühlingsgeginn aber 1-2 Tage früher sein kann. Daher stimmt das kirchliche Osterdatum nicht immer mit dem astronomisch berechneten Datum überein. Der Ostersonntag liegt frühestens am 22. März und spätestens am 25. April.
Offiziell beginnt die Karnevalssaison jedes Jahr am 11.11 um 11:11 Uhr. Früher stand die "11" für die menschliche Maßlosigkeit, die Sünde und zeitweise war sie auch die Zahl des Teufels. Während des späten Mittelalters wurden durch die Zahl 11 Menschen außerhalb des Sittengesetzes gekennzeichnet. Aber sehr viel realtätsnäher ist die Erklärung, dass am 11. November früher die bäuerlichen Betriebe ihre Arbeit bis zum Frühjahr teilweise ruhen ließen und daher die Mägde und Knechte an diesem Tag ihren Lohn erhielten, sodass sie Feste feiern und auch bezahlen konnten.

Hinweis
Der Rosenmontag ist in keinem deutschen Bundesland ein gesetzlicher Feiertag. Dennoch wird in den Karnevalshochburgen weder gearbeitet noch findet in den Schulen und Universitäten Unterricht bzw. eine Lehrtätigkeit statt.

Mutzen
Die Mutzen sind ein typisches Karnavals gebäck. Sie sind ein so genanntes Siedegebäck, das aus einem Teig aus aus Mehl, Eiern, Zucker und diversen Aromostoffen hergestellt.
Der so ereugteTeig wird dünn ausgerollt in Rauten geschnitten und dann in heißem Öl goldgelb gebacken. Am Schluss wird das Ganze meistens noch mit Puderzucker bestäubt.

Trinken

Für die meisten gehört zum Karneval auch Alkohol. Da der Alkohol Wasser und damit Salze aus dem Organismus entzieht, sollte man hin und wieder ein Glas (Mineral)wsser zu sich nehmen.

Ursprünge des Karnevals

Mit viel Fantasie kann man die allerersten Anfänge des heutigen Karnevals bzw. Faschings in Bräuchen im Zweistromland des Euphrat und Tigris vor ca. 5.000 sehen. So wurde in einer altbabylonischen Inschrift aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. mitgeteilt, dass unter dem Priesterkönig Gudea (2.141 bis ca. 2.122 v. Chr.) nach dem damaligen Neujahr ein sieben Tage andauerndes Fest als symbolische Hochzeit eines ihrer Götter gefeiert wurde.
Auch in vielen alten Kulturen im Mittelmeerraum wurden vergleichbare Feste gefeiert, die meist der Freude zum Ende der Winterzeit und dem beginnenden Frühling Ausdruck verliehen. Besonders erwähnenswert sind die Feste der Römer, die vom 17. bis zum 19. Dezember die Saturnalien zu Ehren ihres Gottes Saturn feierten. Bei diesem Fest fanden öffentliche Trinkgelage statt, an denen alle Volksschichten teilnehmen konnten. Besonders erstaunlich an diesem Fest war, dass - trotz der römischen Klassen - und Sklavengesellschaft - während dieser Zeit die Patrizier mit ihren Sklaven für eine Weile die Rollen getauscht hatten. So bewirteten die Herren ihre Sklaven, die es sich dabei gut gehen ließen und die kurze Zeit als "Herren" genossen. Aber auch nach militärischen Siegen zog der siegreiche Feldherr inmitten eines farbenprächtigen Zuges mit den Gefangenen in fremden Kleidungen und Uniformen durch die Stadt
In vorchristlichen Zeiten, z.B. bei den Kelten, versuchte man den im Norden besonders kalten Winter dadurch zu vertreiben, dass sich die Menschen als Geister, Kobolde oder andere unheimliche Gestalten aus der Natur verkleideten. Dabei schlug man mit Stöcken auf Symbole des Winters ein und machte mit allerlei Geräten riesigen Lärm, um den Winter zu vertreiben.
Zwischen dem 12. Jahrhundert bis zum Ende des 16. Jahrhunderts wurden in den Kirchen um den Epiphaniastag am 6. Januar so genannte Narrenfeste begangen. Auch hier wurde der Unterschied zwischen "Oben und Unten" z.B. dadurch kurzfristig aufgehoben, dass der niedrige Klerus die Rolle der führenden Kleriker übernahm. Es kam sogar dazu, dass bestimmte kirchliche Rituale parodiert wurden. Diese Feierlichkeiten verließen oft den kirchlichen Raum und prozessierten inmitten der Städte, deren Bewohner dadurch unmittelbar beteiligt wurden. In dieser Zeit waren zudem Narren- oder Eselsmessen weit verbreitet.

Nun konnte es in der durch und durch religiösen Gesellschaft des Spätmittelalters nichts geben, was nicht irgendwie erklärbar oder interpretierbar ist. So erklärte man die genannten Karneval ähnlichen Bräuche mit Hilfe der Lehre von Augustinus. Demnach repräsentiert der "Karneval" den Staat des Teufels (civitas diaboli), der damals sehr real war. Aus diesem Grund wurden derartige Feiern von der Kirche als Symbol für die Vergänglichkeit von Teufelswerk und des Menschen geduldet. Am Aschermittwoch begann daher nicht nur die Fastenzeit, sondern es endeten auch die Fastnacht bzw. der Karneval, um die erneute Hinwendung zu Gott zu verdeutlichen. Dazu passt auch, dass die die Kirche bei Gotteslästerungen während der Fastnacht in der Regel nicht einschritt. Wer aber seine Rückkehr zu Gott durch ein Weiterfeiern nach dem Aschermittwoch in Fage stellte, musste mit schwersten Strafen rechnen.
Fastnacht wurde in diesem Sinne besonders am Ende des 14. und während des 15. Jahrhundert gefeiert. Ein gutes Beispiel dafür ist der Schembartlauf (= Lauf mit einer bärtigen Maske), die von etwa 1539 bis 1449 in Nürnberg stattfanden. Die Usprünge dieses Brachtums lagen in den öffentlichen Tanzauftritten der Nürnberger Metzger, die dieses Privilig wegen ihrer Treue zum Rat der Stadt während eines Handwerkeraufstands erhalten hatten

Der Kölner Karneval, Kölle Alaaf

Kleine Geschichte des Karnevals
Karneval im heutigen Sinne begeht man in Köln seit etwa 200 Jahren. Die Herkunft des Namens Karneval ist dabei umstritten, wobei eine sehr plausible Erklärung die ist, dass es eine Verballhornung von "carne vale" = Fleisch ade bzw. lebe wohl ist. Aber es gibt auch die Auffassung, des es von carne und levare = vermindern stammt. Für Sprachinteressierte: caro = Fleisch (auch carnis), carne ist der Vokativ (= Rufform) davon, ein Fall, den es im Deutschen nicht gibt.
Der deutschen Sitte entsprechend wurde auch der Karneval in geordnete Bahnen gelenkt.
So wurde im Jahr 1823 wurde das "Festordnende Komitee" gegründet und bereits am 10. Februar desselben Jahres fand der erste Rosenmontagszug unter dem Motto "Thronbesteigung des Helden Carneval" statt. Bei dem Umzug nahmen auch die Roten Funken teil. Nach der Gründung des Festkomitees Kölner Karneval gründeten sich in rascher Folge zahreiche Karnevalsgesellschaften. Im Jahr 1902 entstand die Ehrengarde, die Begeitung von Bauer und Jungfrau. 1906 wurde für den Prinzen Karneval die Prinzengarde etabliert. Heute gibt es über 100 Vereine und Gesellschaften, die dem Festkomitee angeschlossen sind.

Kölle Alaaf
Der Schachtruf der Kölner Jecken ist "Kölle Alaaf" - im Gegensatz zum "Helau" in Mainz oder Düsseldorf, die sich übrigens "karnevalistisch" spinnefeind sind. Wer es also wagen sollten "Kölle Helau" zu rufen - der sollte die Stadt schnellstens verlassen - das würde ihm/ihr hier niemand verzeihen!
Der Begriff Alaaf stammt wahrscheinlich von dem altkölnischen Begriff "all af" und hat in etwa die Bedeutung " über allem!" Bei dem Spruch handelte es sich ursprünglich um einen Lob- und Trinkspruch, der sich aber ab den 1820er Jahren immer mehr die Straßen eroberte - natürlich besonders während der tollen Tage!

Organisation des Karnevals, Karnevalsgesellschaften

Heutzutage unterscheidet man zwischen Komitee- und Korpsgesellschaften und den so genannten Veedelsvereinen.

Korpsgesellschaften
Die Mitglieder der Korpsgesellschaften tragen eine traditionelle Uniform und treten damit bei den "Sitzungen" auf und marschieren beim Zug mit. Eine gewisse militärische Tradition ist dabei nicht zu übersehen. Auch befindet sich meistens ein Funkemariechen, eine Regimentstochter oder eine Marketenderin in ihren Reihen. Diese weiblichen Mitglieder sind in knapp sitzende Kostüme gekleidet und tanzen zur Freude der Zuschauer auf den Sitzungen mit dem Tanzoffizier, wobei die Tanzeinlagen oft recht akrobatisch sind.

Rote Funken
Die Roten Funken wurden bereits im Jahr 1822 gegründet und sind damit die älteste und traditionsreichste der Kölner Korpsgesellschaften. Dass die Uniformen aber auch eine Parodie darstellen, zeigt sich an der Tatsache, dass die früheren Kölner Stadtsoldaten, als "Vorbild" für die Karnevalisten dienten. Diese Truppe diente in den Jahren 1660 bis 1794 in Köln zur Verteidigung der Stadt. Die Uniformen der Stadtsoldaten waren rot-weiß gefärbt, so wie die der heutigen Karnevalisten! Die Truppe galt als undiszipliniert, vergammelt und zeigten sich oft betrunken in der Öffentlichkeit. Bei der Einnahme der Stadt im Jahr 1794 durch die Franzosen leisteten sie keinerlei Widerstand und ergaben sich, ohne, dass ein Schuss fiel.

Blaue Funken
Die Blauen Funken sind ebenfalls eine Korpgesellschaft und unterscheiden sich von den "Roten Funken" vor allem in ihrer blau-weiß gefärbten Uniform. Für die Entstehungsgeschichte der Blauen Funken gibt es zwei Versionen. Nach einer soll es innerhalb der Roten Funken im Jahr 1870 zu Auseinandersetzungen gekommen sein, die zur Abspaltung einer Reihe von Mitgliedern führte, die dann zur Gründung der Blauen Funken führte. Weniger "urmenschlich" und mehr staatstragend ist die Version, dass sich zur Zeit der Reichsgründund im Jahr 1871 aus einem Stammtisch aus Sympathie für die Preußen die Blauen Funken entwickelten. Die blau-weißen Uniformen waren dabei den Dragoneruniformen der Preußen abgeschaut. Eine Ironisierung des Militärs wäre diese Gründungsgeschichte allerdings nicht.

Komiteegesellschaften
Komiteegesellschaften sind da anders: Sie sind weniger militäristisch, organisieren aber auch viele Karnevalsevents.

Veedelsvereine
Veedelsvereine sind Karnevalsvereine, die sich nur auf bestimmte Stadtgebiete (Viertel) beschränken. Bei den Veedelszügen spielen sie eine entscheidende Rolle.

Das Dreigestirn - Prinz, Bauer und Jungfrau

Die als Kölner Dreigestirn bekannten offiziellen Repräsentanten einer Karnevalssaison sind der Prinz, der Bauer und die Jungfrau. In dieser Form gibt es sie etwa seit den 1870er Jahren. Der Auftritt des Dreiergestirns ist stets eines der Höhepunkte der großen Prunksitzungen. Die feierliche Proklamation des Dreigestirns findet im Kölner Gürzenich statt!

Der Prinz
Der Prinz, der den Titel "Seine Tollität" besitzt, ist der höchste Repräsentant des Karnevals in Köln. Der Prinz erscheint tatsächlich so gekleidet, wie man sich einen Prinzen früher oder auch im Märchen vorstellt. Seine Krone ist mit einem Pfauenschweif geschmückt, seine Amtskette ist aus echtem Gold. Er ist in ein weißes Unterkleid mit einen Purpurmantel darüber bekleidet. Das Ganze wird von einem glänzenden Gürtel geschnürt. In seiner rechten Hand hält er als Zeichen seiner "Macht" ein Szepter. Sein Wagen beendet den Rosenmontagszug.

Der Bauer
Der Bauer wird auch als "Seine Deftigkeit" bezeichnet. Mit seinem Schwert und und dem Dreschflegel symbolisiert er die Wehrhaftigkeit der alten Reichsstadt Köln. Zudem trägt er die Stadtschlüssel. Im Jahr 1825 fuhr er erstmals im Rosenmontagszug mit, aber erst ab 1870 setzten er sich als Karnevalsfigur endgültig durch.

Die Jungfrau
Die Jungfrau, die von einem Mann dargestellt wird, bezeichnet man - mit dem typischen Kölschen Humor - auch als "Ihre Lieblichkeit". Sie bzw. er symbolisiert die Mutter Colonia. Die Jungfrau trägt eine Krone, die wie ein Zinnenkranz aussieht. Ihre "wehrhafte" Krone und ihre angenommene Jungfräulichkeit sollen die Uneinnehmbarkeit der Stadt symbolisieren. In ihren römischen Gewändern soll sie an die in Köln geborene römische Kaiserin Agrippina erinnern auf die die Bezeichnung "Colonia agrippinensis" zurückzuführen ist. Um zu vermeiden, dass man merken könnte, dass die "Jungfrau" keine Frau ist, sind Bärte oder Schnäuzer nicht erlaubt. Interessant ist, dass während der NS-Zeit die Jungfrau von einer Frau dargestellt wurde - Männer in Frauenkleidern waren den Nazis äußerst suspekt

Weiberfastnacht (Donnerstag)

Ihren Ursprung hat die Tradition der so genannten Weiberfastnacht im Jahr 1824 in dem damaligen Beuel - heute ein Stadtteil von Bonn (Bonn-Beuel). In diesem Jahr schlossen sich die Wäscherinnen - dem Beispiel der Männer folgend - zu einem Damenkomitee zusammen und übernahmen am Donnerstag vor Karneval die Macht in den Rathäusern. Diese Tradition hat sich in zahlreichen Städten nicht nur gehalten sondern sogar noch ausgeweitet.
In Beuel befanden sich zu dieser Zeit zahlreiche Wäschereibetriebe, die an den Rheinwiesen die Wäsche - besonders für Kölner Hotels - wuschen. Es sei erwänht, dass seinerzeit verheiratete einfache Frauen als "Möhnen" bezeichnet wurden. Der Donnerstag vor Karneval wurde in Anlehnung an den "Schmutzigen Donnerstag" gewählt. Dabei stammte das Wort schmutzig nicht von unsauber oder dreckig, sondern von dem Alemannischen Begriff "Schmotz = Fett. Dieser Tag war der letzte Tag einer Schlachtung vor der Fastenzeit. Eine schöne Erklärung! Aber erst im Jahr 1958 gab es auch eine Wäscheprinzessin. Und das Abschneiden der Krawatten begann erst in den 1950er Jahren durch die Sekretärinnen in den Ministerien in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn.
In Köln beginnt mit Weiberfastnacht der Kölner Straßenkarneval. Dazu findet am Donnertag vor Rosenmontag eine Freiluftsitzung statt, in der das Dreigestirn auftritt und der Schlüssel der Stadt an den Prinzen übergeben wird.

Karnevalssonntag, Veedelszöch

Während in einer Reihe von Städten des Rheinlands der Rosenmontagszug bereits am Sonntag stattfindet - wohl nicht zuletzt, um am Montag nicht mit Köln konkurrieren zu müssen - ist der Karnevalssonntag in Köln den Stadtteilumzügen gewidmet. Es ist die große Zeit der oben bereits erwähnten Veedelsvereinen (Veedel= Viertel). An diesem Tag ziehen zahlreiche so genannte Schullzöch und Veedelszöch durch die verschiedenen Stadtbezirke von Köln. An den Schullzöch - Schulzüge - beteiligen sich über 30 Kölner Schulen und ziehen verkleidet und musizierend durch ihre Bezirke. Die Teilnahme an diesen Umzügen ist so begehrt, dass es eine lange Warteliste für diejenigen gibt, die aus Kapazitätsgründen nicht teilnehmen können, aber auf das nächste oder übernächste Jahr hoffen

Der Rosenmontagszug

Allgemeines
Der Rosenmontagsumzug ist der absolute Höhepunkt jeder Karnevalssaison. Der Zug startet mit ca. 100 Prunk- und "Themenwagen", Musik- und Kostümgruppen und zahlreichen weiteren Gruppen bei insgesamt ca. 10.000 Teilnenehmern um 10:30 Uhr am Chlodwigsplatz. Der Zug führt durch große Teile der Innenstadt - u. a. am Dom vorbei - und erreicht nach ca. 4 Stunden die Mohrenstraße. Der Kölner Zug ist der größte Rosenmontagszug Deutschlands und besitzt etwa eine Länge von ca. 7,5 km. Von den Wagen werden etwa 150 Tonnen Süßigkeiten - darunter u.a. 700.000 Tafeln Schokolade - in die Menge geworfen und von den Zuschauern dann eifrig eigesammelt. In der Regel säumen über eine Million Menschen den Zug - das entspricht in etwa der Einwohnerzahl von Köln. Auf den Wagen werden Politiker und andere Personen der Zeitgeschichte als Figuren auf die Schippe genommen. Es sei erwähnt, dass der erste organisierte Rosenmontagszug im Jahr 1823 stattfand.
Das Ende des Zuges wird von dem Prinzen gebildet, der auf einem eigenen Wagen fährt. Vor dem Prinzenwagen befindet sich die Prinzengarde und davor Bauer und Jungfrau, zusammen auf einem Wagen, die von der 1902 gegründeten Ehrengarde begleitet werden. Nach dem Ende des Zuges wird in den Kölner Hotels, Restaurants oder Kneipen aber auch auf den Straßen dann sehr ausgiebig und lange weiter gefeiert.

Weg des Zuges
Wie erwähnt, beginnt der Zug um etwa 10:30 Uhr am Chlodwigsplatz. Hier arten die vielen Teilnehmer mit ihren Wagen in den Straßen um den Chlodwigsplatz, um sich ab der Severinsstraße zum Zug vereinigen Der etwa 7 km lange Zug führt dann durch folgende Straßen und Plätze:
Severinstraße, Waidmarkt, Hohe Pforte, Hohe Straße, Schildergasse, Krebsgasse, Am alten Posthof, Hämergasse, Breite Straße, Albertusstraße, Magnusstraße, Zeughausstraße, Burgmauer, Appellhofplatz-Westseite, Neven-DuMont-Straße, Langgasse, Glockengasse, Tunisstraße, Brückenstraße, Obenmarspforten, Quatermarkt, Gürzenichstraße, Heumarkt, Unter Käster, Alter Markt, Bechergasse, Am Hof, Wallrafplatz, Unter Fettenhennen, Marzellenstraße, Kreisverkehr, An den Dominikanern, Unter Sachsenhausen, Tunisstraße, Komödienstraße, Zeughausstraße. An der Mohrenstraße endet der Zug dann.

Karnevalsdienstag, Nubbelverbrennung

Natürlich wird auch an diesem Tag ausdauernd sowohl auf den Straßen wie auch in den Festsälen, Restaurants, Kneipen oder auch zu Hause oder auf den zahlreichen Feten kräftig gefeiert. Aber auch an diesem Tag wird der Tradition gehuldigt und zwar u.a. in Form der Verbrennung des Nubbels. Dabei ist der "Nubbel" eine Strohpuppe, die mit einem alten Anzug bekleidet ist und während der Karnevalszeit über vielen Kneipentüren hängt. Um Mitternacht wird die Figur dann unter lautem Getöse verbrannt. Mit dem Nubbel sollen alle Sünden der närrischen Zeit in Flammen aufgehen. Das reinigende Kraft des Feuers ist eine alte Tradition und fand über viele Jahrhunderte ihren grausigen Höhepunkt mit der Verbrennung der angeblichen Hexen oder von Ketzern.
Der "Nubbel" wird aber nicht nur einfach verbrannt - nein das Ganze beginnt mit einer richtigen Zeromonie, bei der zunächst eine Anklageschrift vorgetragen wir - natürlich meist auf Kölsch und oft sogar in Reimen. Der Kläger tritt als Priester verkleidet auf. Anfangs wird der Nubbel von den Umherstehenden laut und wortreich verteidigt. Aber natürlich gelingt es dem Geistlichen irgendwann, die Menge von der Schuld des angeklagten Nubbel zu überzeugen. Der Ankläger stellt dabei beispielsweise Fragen wie: "Wer ist Schuld, dass wir unser ganzes Geld versoffen haben?" oder "Wer ist Schuld, dass wir fremd gegangen sind?". Und die Anwesenden rufen dann "Dat wör der Nubbel!", "Der Nubbel ist dat schuld!" "Er soll brennen!" Mit dem Feuertod des Nubbels - es ist glücklicherweise nur eine Strohpuppe - sollen dann alle während der Karnevalszeit begangenen Sünden vergeben sein. Danach wird natürlich eifrig weiter gefeiert und oft auch gesündigt - wie auch immer!

Aschermittwoch

Aschermittwoch ist dann das Ende der Karnevalszeit und der Beginn der 40-tägigen Fastenzeit. Die Fastenzeit erinnert an die 40 Tage von Jesus, die er in der Wüste verbracht hatte.
Einer alten Tradition zufolge gehen die Karnevalisten an diesem Tag an den Rhein, um ihre leeren Geldbörsen auszuwaschen. Die Geldbörsen sind deswegen leer, da das Geld natürlich während der Karnevalszeit ausgegeben worden ist.
Außerdem werden in den Gaststätten - und besonders gern in den Brauhäusern der Stadt - an diesem Tag Fischgerichte verzehrt und dabei nicht nur "ein Glas" Kölsch getrunken. Da Fisch nicht als Fleisch gilt, sind diese Essen kein Bruch des Fastengebots.
Der Name Aschermittwoch entstammt übrigens dem alten christlichen Brauch, die Asche von Palmen, die am Palmsonntag im Jahre davor verbrannt wurden zu segnen und den Gläubigen ein Kreuz aus dieser Asche auf ihre Stirn zu zeichnen. Der Brauch hat sich bis in die heutige Zeit erhalten, aber heutzutage wird natürlich "normale" Asche verwendet.

Bekannte Gruppen und Personen

Karl Küpper (1905-1970)
Küpper war ein bekannter Büttenredner, der unter der Bezeichnung „Dr Verdötschte“ (Der Bekloppte) auftrat. Er war einer der wenigen Kölner Karnevalisten, der sich nicht der NS-Gleichschaltung unterwarf, sondern die Nazis sogar zum Ziel seines Spotts machte. Bekannt ist noch heute seine Veräppelung des Hitlergrußeses . Dazu hob er den rechten Arm und kommentierte das mit den Worten: „Su huh litt bei uns dr Dreck em Keller!“ (So hoch liegt bei uns der Dreck im Keller). Wegen seiner großen Popularität in Köln beließen es die Machthaber anfangs mit Ermahnungen und dem täglichen Melden bei der Gestapo, bis man ihm im Jahr 1939 ein lebenslängliches Redeverbot erteilte, das er jedoch nicht beachtete. Freunde informierten ihn daraufhin von seiner beschlossenen Verhaftung, der er sich durch die freiwillige Meldung zum Dienst in der Wehrmacht entziehen konnte. Er überstand den Krieg teilweise als Angehöriger eines Fronttheaters und geriet in amerikanische Gefangenschaft. Nach seiner Freilassung trat er weiter als Büttenredner auf. Ironischerweise verstarb er in Düsseldorf, dem karnevalistischen Erbfeind der Kölner!

Jürgen Becker (1959 in Köln)
Becker ist Kabarettist, Büttenredner, Autor und Fernsehmoderator.
Im Jahr 1983 gründete er zusammen mit Gleichgesinnten die Kölner Stunksitzung, deren Präsident er danach von 1984 bis 1995 war. Der Begriff "Stunk" stammt von Stunkmachen ab, was soviel wie "Streitmachen " bedeutet.
Die Stunksitzung war eine Alternative zum etablierten Karneval und sorgte mit einer Reihe von Provokationen u.a. gegenüber dem Papst und dem Kölner Kardinal Meissner für erhebliches öffentliches Aufsehen, in dessen Verlauf sogar Strafanzeigen gestellt wurden. Aber mit Hinweis auf die grundgesetzlich geschützte Freiheit der Kunst wurden die Verfahren eingestellt.

BAP
BAP ist eine Rockband, deren Texte in Kölnischer Mundart vorgetragen werden. Frontmann und Sänger der Gruppe ist Wolfgang Niedecken (geb. 1951). Die Gruppe besteht seit 1976. Der Name der Gruppe entstand aus einemSpitznamen, mit dem Niedecken seinen Vater nannte. Der musikalische Stil der Songs der Gruppe wurde u.a. von Bob Dylan, den Kinks und den Rolling Stones geprägt. Auch Bruce Springsteen, mit dem Wolfgang Niedecken eine persönliche Freundschaft verbindet, beeinflusste die Musik der Gruppe.

Bläck Fööss
Die Gruppe Bläck Fööss (Die schwarzen Füße) sind eine traditionsreiche Kölner Mundart-Musikgruppe und weit über Köln hinaus bekannt.
Das Gründungsjahr der Gruppe, deren Mitglieder bereits vorher in diversen Kölner Beat-Gruppen gespielt hatten, war das Jahr 1970. Die Vorläufer der Bläck Fööss waren z.B. die "Singing End" mit Rainer Pietsch, Bömmel Lückerath und Hartmut Priess und The Beat Stones mit Erry Stocklosa, Peter Schütten und Tommy Engel.

De Höhner
De Höhner (Die Hühner) sind, wie die Bläck Fööss, eine tradionsreiche Kölner Mundart-Musikgruppe, die im Jahr 1972 von Peter Werner, Walter Pelzer, Rolf Lessenich und Janus Fröhlich unter der Bezeichnung "Ne Höhnerhoff“ gegründet wurde. In der ersten Zeit traten die Mitglieder in Hühnerkostümen auf und befragte das Publikum vor ihren Auftritten mit "Gack gack gack?“, worauf vom begeisterten Publikum mit "Gack gack gack!“ geantwortet wurde.
Im Jahr 1975 erhielt die Band ihren heutigen Namen "De Höhner". 1978 nahm die Band engere Beziehung zum 1. FC Köln und dessen Fans auf.
Ihre populärsten Songs sind die Karnevalsschlager "Blootwoosch" (Blutwurst), "Kölsch un e lecker Mädche" und "Ich bin ene Räuber" sowie "Viva Colonia". Von der Band stammt auch der Song zur Handball-WM 2007 "Wenn nicht jetzt, wann dann?"

Kirche und Karneval

Im Gegensatz zu den lustfeindlichen Calvinisten, Puritanern und anderen protestantischen Kirchen besitzen die Katholiken - und dort besonders die rheinischen Katholiken - durchaus ein gewisses Verständnis für die "Sünden" der Menschen. Bekanntlich kann man bei der Beichte und echter Reue von all seinen Sünden reingewaschen werden - nach dem Motto "Mer kann jo bichte jon“ (man kann je beichten gehen). Aus diesem Grund besteht zwischen der Kirche und dem Karneval in Köln seit langem ein enges Verhältnis. Die Kölner Kurfürsten, die gleichzeitig Erzbischöfe waren, ließen das fröhliche Treiben vor der Fastenzeit zu, oft nahmen sie sogar in Form von Maskenbällen selber daran teil.
Heute noch empfängt der Kölner Erzbischof - immer im Januar - das Kölner Dreigestirn und lässt sich dabei sogar eine Narrenkappe aufsetzen. Seit einigen Jahren - auch im Januar - zelebriert der Kölner Erzbischof Kardinal Meissner mit bzw. für die Kölner Karnevalsgesellschaften eine Messe im Kölner Dom. In einigen Kirchen der Stadt finden während der Karnevalszeit sogar Messen statt, bei denen die Gläubigen maskiert erscheinen und in denen ganz oder teilweise auf Kölsch gesprochen wird. Weiteres dazu oben unter "Die Ursprünge des Karnevals".

Neuen Kommentar hinzufügen