Archäologische Ausgrabungen im heutigen Stadtgebiet weisen auf eine Besiedelung hin, die bis in die vorchristliche Zeit zurückreicht. Die erste Stadtgründung, davon gehen Historiker heute aus, soll im 4. Jahrhundert nach Christus während der Lichchhavi-Periode erfolgt sein. Neben der frühen Stadt, von der heute nicht viel bekannt ist, war das Tal damals von zahlreichen kleinen Siedlungen und Heiligtümern übersäht, die über ein Straßen- und Fußwegnetz miteinander verbunden waren.
Erst im 14. Jahrhundert vereinten die Malla-Könige die unbekannte kleine Stadt und die zahlreichen Siedlungen und gründeten die eigentliche Stadt. Während der Malla-Herrschaft erlebte Kathmandu eine Blütezeit, die bis heute das Stadtbild prägt. Zu jener Zeit befand sich das junge Stadtkönigreich in einem ständigen Konkurrenzkampf mit zwei weiteren Stadtkönigreichen des Tals: mit Patan und Bhaktapur. Die Königreiche wetteiferten um die prächtigsten Tempel, Schreine und Paläste. Die religiösen Bauwerke waren den wichtigsten buddhistischen und hinduistischen Gottheiten gewidmet. Kathmandu wurde erstmals planmäßig und symmetrisch bebaut. Der Palastbezirk (Hanuman Dhoka), der noch heute besteht, wurde unter den Malla errichtet.
Unter König Jayasthiti Malla wurde gegen Ende des Jahrhunderts das Tal mit den drei vormals konkurrierenden Stadtkönigreichen geeint und Kathmandu zur Hauptstadt erklärt. Die Blütezeit der Stadt hielt an und mehr und mehr prächtige Bauwerke wurden errichtet. Seit der Malla-Herrschaft ist Kathmandu das religiöse, wirtschaftliche, kulturelle und politische Zentrum des ganzen Tals.
Über mehrere Jahrhunderte dauerte die Herrschaft der Malla-Könige an. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts erlangten die Shah-Könige unter Prithvi Narayan Shah die Macht über das Tal. Sie gründeten das Königreich Nepal mit Kathmandu als Hauptstadt. Die Stadt wurde planmäßig erweitert und wuchs weit über die alten Stadtmauern der Malla-Periode hinaus. Im frühen 19. Jahrhundert begann schließlich mit der Herrschaft der Rana-Dynastie eine städtebauliche Ausrichtung nach europäischem Vorbild. Vor allem die Palastanlagen aber auch neu errichtete Stadtteile wurden unter nicht zu übersehenem Einfluss europäisch-klassizistischer Architektur gestaltet.
Im 19. Jahrhundert dehnte sich das Stadtgebiet stetig aus und die Bevölkerung wuchs. Lebten zu Anfang des Jahrhunderts noch etwa 50.000 Menschen in der Stadt, so waren es um 1875 bereits über 100.000.
Das 20. Jahrhundert war ebenfalls von starkem Wachstum geprägt. Dabei ließ die moderne Stadtbebauung stets den alten Tempel- und Palastbauten ihren Platz, die nach wie vor das Stadtbild prägen. Seit den 60er Jahren wurden mehr und mehr Häuser für die wachsende Bevölkerung gemäß europäischer Vorbilder gebaut. Die größte Veränderung in der Geschichte der Stadt stellt sicherlich der explosionsartige Bevölkerungszuwachs in den 80er und 90er Jahren dar. Mit fortschreitender Industrialisierung zogen immer mehr Menschen aus ländlichen Gegenden in die Stadt, die zum Ende des 20. Jahrhunderts auf über 800.000 Bewohner wuchs. Dabei wuchs die Stadt nicht nur unaufhörlich in ihrer Fläche, sondern auch in die Höhe. Während der Westteil Kathmandus das Gesicht der mittelalterlichen Stadt zu weiten Teilen bewahren konnte, breiteten sich im Ostteil dicht bebaute moderne Stadtviertel aus. Die Bevölkerungszunahme und die rapide steigende Zahl von Fahrzeugen führt seit einigen Jahren zu einer teilweise besorgniserregender Luftverschmutzung, die die Stadt und das gesamte Tal belastet.
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