Von den Anfängen bis zu Francis Drake
Schon 250.000 Jahre v. Chr. lebten Hominiden (homo sapiens rhodesiensis) an der Westküste Afrikas. Etwa seit 30.000 v. Chr. bewohnten die San, ein Volk der Jäger und Sammler, die Region, bis vor ca. 2.000 Jahren auch die Khoikhoi - ein Hirtenvolk, das bis dahin im Landesinneren gelebt hatte - bis zur Küste vordrangen. Die Khoikhoi verdrängten die San von der Küste und kontrollierten nun für 1.600 Jahre die Weidegebiete des Kap. Es bestehen Hinweise, das um 600 v. Chr. die Kapspitze von den Phöniziern umsegelt wurde.
Im Jahre 1488 umsegelte der Portugiese Bartholomeu Diaz das Kap, ohne sich dessen jedoch bewusst zu sein. Er betrat in der Gegend des heutigen Mossel Bay afrikanisches Festland, wo er als erster Europäer auf die Khoikhoi traf. Es gelang ihm nicht, mit den Khoikhoi zu verhandeln und nach ihm unternahm lange Zeit kein Europäer mehr einen Versuch. Diaz taufte das Kap im Anschluss an seinen Aufenthalt das Kap der Stürme. Angeblich erdachte der portugiesische König wenig später den Namen, den das Kap bis heute trägt: Cabo da boa esperenca - das Kap der guten Hoffnung.
Im November des Jahres 1497 errichtete Vasco da Gama - der Entdecker West-Indiens - ein Steinkreuz an der Spitze des Kaps. Im Zuge seines Aufenthalts in der Region kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit den San. Sechs Jahre später gelang es Antonio de Saldanha, als erstem Europäer den Tafelberg zu erklimmen. Im Jahre 1520 töteten die Khoikhoi weitere Ankömmlinge: Frencesco d'Almeida - der Vizekönig von Indien - starb am Ufer der Tafelbucht. Ende des 16. Jahrhunderts - im Jahr 1580 - landete auch der Brite Francis Drake in der Tafelbucht und berichtete später von dem "schönsten Kap im gesamten Erdumfang".
Kolonialherrschaft und Apartheid
Am 6. April 1652 kam schließlich die Niederländisch-Ostindische Handelskompanie (VOC) unter der Führung des Niederländers Jan van Riebeeck, des Gründers von Kapstadt, in die Tafelbucht, um dort einen Handelsposten zu errichten. Die VOC war zu diesem Zeitpunkt die mächtigste Handelsgesellschaft der Welt und plante am Kap eine Zwischenstation, von der aus man die Segelschiffe, die zwischen Europa und dem Osten verkehrten, mit Lebensmitteln und Trinkwasser versorgen konnte. Die rund 90 Personen (darunter acht Frauen) errichteten eine Festung aus Lehm und legten Gemüsefelder an, die die Khoikhoi bearbeiten sollten. Die Khoikhoi weigerten sich jedoch, von ihrer Lebensweise abzuweichen und sich versklaven zu lassen, so dass van Riebeeck ab 1658 Sklaven aus Madagaskar, Indien, Malaysia und Indonesien importierte. Die Khoikhoi versuchten sich gegen die zunehmende Ansiedlung der Europäer zu wehren und diese zu vertreiben, mussten die Herrschaft über die Halbinsel aber schließlich den Einwanderern überlassen. 1662 lebten 260 Europäer in der Tafelbucht. Die importierten Sklaven wurden nicht nur hinsichtlich der Arbeit ausgebeutet, sondern die Sklavinnen mussten zusätzlich den Frauenmangel in der jungen Kolonie ausgleichen. Dadurch kam es zu einer schnellen Vermischung von Europäern, importierten Sklaven und Ureinwohnern, wodurch die heute farbige Bevölkerungsschicht entstand.
Zwischen 1666 und 1679 wurde ein Kastell als Gouverneurssitz errichtet: das Castle of Good Hope, das älteste noch heute erhaltene Gebäude Südafrikas. Von nun an dehnten sich die Siedlungen langsam ins Landesinnere aus: 1679 wurde Stellenbosch gegründet. 1688 kamen 225 französische Hugenotten als protestantische Glaubensflüchtlinge nach Südafrika. Sie trugen viel zu der Verfeinerung des Weinanbaus am Kap bei.
Die Gesellschaft der Khoikhoi zerfiel zu Anfang des 18. Jahrhunderts endgültig. Die Sklaverei hatte sich zur wirtschaftlichen Basis der Kolonie entwickelt; diese war mittlerweile zu einem Dorf angewachsen. Der Hafen hatte zunehmende Bedeutung erlangt und man nannte ihn auch die Taverne des Meeres, da weiterhin die Schiffe auf ihrem Weg zwischen Europa und Asien hier Rast machten.
Die VOC war Ende des 18. Jahrhunderts jedoch fast bankrott, so konnten die Briten im Jahre 1795 Kapstadt besetzen. Großbritannien wollte sein Einflussgebiet erweitern und sah zudem eine Bedrohung für den Seehandel mit dem Osten durch die napoleonische Expansion. Die holländischen Besatzer erlitten im Jahr 1806 am Bloubergstrand eine vernichtende Niederlage gegen die Briten, woraufhin die Kolonie 1814 zur Britischen Kronkolonie erklärt wurde. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebten 18.000 Europäer, 15.000 Khoisan und 22.000 Sklaven in Kapstadt und die Stadt entwickelte sich mit der weiter steigenden Bedeutung des Hafens zu einem der kosmopolitischsten Orte der Welt. Die Briten schafften die Sklaverei ab und führten die Religionsfreiheit ein. Die überwiegend muslimischen ehemaligen Sklaven errichteten bald darauf in der Dorp Street im Viertel Bo-Kaap die erste Moschee Südafrikas. 1814 fanden bereits die ersten Parlamentssitzungen statt, 1829 eröffnete mit dem South African College die erste Universität Kapstadts. Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts entstanden Kaufhäuser, Banken, die neue Hafenanlage, die Victoria Road von der Innenstadt bis Sea Point und die Bahngleise in den Vorort Wynberg. Im Inneren des Landes wurden seit 1870 Diamanten und Gold abgebaut: der Premierminister Cecil John Rhodes baute den noch heute größten Konzern für Diamantenförderung (De Beers) auf und erwirtschaftete Millionen.
Am Ostkap entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine Kolonie für die zur Zwangsarbeit verurteilten Sträflinge und Kriegsgefangene; schon zu diesem Zeitpunkt machten sich die Vorboten der Rassentrennung bemerkbar: 1901 brach die Beulenpest aus, was die Stadtväter zum Anlass nahmen, das erste schwarze Viertel zu errichten.
1910 wurde die Union Südafrika gegründet, die ihren Parlamentssitz in Kapstadt hatte. Die Buren und die Briten hatten sich auf die aus vier Provinzen bestehende Union geeinigt, schlossen aber Afrikaner und Farbige von ihren Abmachungen aus, so dass diese sich eigenständig in der Industrial Commercial Union organisierten, um ihre politischen und sozialen Interessen auch an ihren Arbeitsplätzen durchzusetzen; 200.000 Mitglieder zählte diese Vereinigung. Die Industrialisierung schritt weiter voran, so dass schwarze Arbeitskräfte immer gefragter wurden. 1948 zog die Nationale Partei ins Parlament ein, was den Beginn der Apartheid bedeutete: die Regierung stoppte im Sinne ihrer verängstigten weißen Wählerschaft den Zustrom der Afrikaner in die Städte, indem sie ihnen verbot, Häuser zu erbauen. Im Jahre 1960 nahm Nelson Mandelas African National Congress (ANC) den bewaffneten Widerstand gegen die Regierung auf, nachdem die Regierung die friedlichen Demonstrationen anderer Anti-Apartheid-Gruppierungen wie dem Pan Africanist Congress (PAC) gewaltsam niedergeschlagen hatte. Am 12. Juni 1964 wurde Nelson Mandela zu lebenslanger Haft verurteilt und auf die Gefängnisinsel Robben Island gebracht.
Im Jahre 1966 wandte die Regierung den berüchtigten Group Areas Act an: der District Six wurde fast vollkommen zerstört, Farbige und gemischtrassige Menschen wurden auf die Cape Flats umgesiedelt. Hier waren die Menschen einer desolaten Situation ausgesetzt, aus der heraus sich brutale Banden zusammenschlossen, die bis heute das Leben in Kapstadt unsicher machen. Nachdem die Stimmen der Opposition gegen die herrschenden Politiker und ihre Methoden immer lauter geworden waren, ließ die Regierung alle farbigen Volksvertreter aus dem Stadtrat verbannen. Erst elf Jahre später kam es zu einer Vereinigung der außerparlamentarischen Opposition in der United Democratic Front, die ungeachtet aller staatlichen Repressionen den Anti-Apartheid-Kampf aufnahm. Ein Jahr später sah sich die Regierung gezwungen, erste Verfassungsreformen durchzuführen. Am 12. Mai dieses Jahres wurde es Nelson Mandela gestattet, im Gefängnis des Vorortes Tokai erstmals seine Familie wieder zu sehen. 1986 musste die Regierung die Zuzugskontrolle aufheben, die einer der Stützpfeiler der Apartheid gewesen war. Immer mehr Schwarze strömten daraufhin in die Stadt und errichteten Slums, Kapstadt wuchs in rasanter Geschwindigkeit an. Zwischen 1986 und 1990 herrschte im ganzen Land der Ausnahmezustand: die Regierung verhaftete Zehntausende von Farbigen und ließ zahlreiche Mitglieder der Opposition ermorden. Das Ausland verhängte erhebliche Wirtschaftssanktionen.
Das Ende der Apartheid und das heutige Kapstadt
Am 11. Februar 1990 verkündete der Präsident Frederik de Klerk radikale Reformen im Parlament und Nelson Mandela wurde nach 27 Jahren aus der Haft entlassen. Wenige Stunden nach seiner Entlassung hielt Mandela vom Balkon der City Hall aus seine erste öffentlich Rede von einer riesigen Menschenmenge, die ihn auf der Grand Parade begrüßten. Es wurden Verhandlungen aufgenommen, die zur Abschaffung der Apartheid führten. 1994 wurde Nelson Mandela zum neuen Präsidenten gewählt. Es begann eine Regierung der Nationalen Einheit und Nicht-rassistischer Demokratie: 1996 wurde die erste demokratische Verfassung Südafrikas verabschiedet. Einen Tag später verließ der Vizepräsident de Klerk die Regierung. Im Oktober 1998 veröffentlichte die Wahrheitskommission, der der Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu vorsaß, einen Bericht, der auch Verbrechen des ANC anprangerte.
1999 war Kapstadt noch immer eine geteilte Stadt. Die Weißen lebten in den reichen Vororten an der Küste und in den Ausläufern des Tafelberges, währen die Situation auf den Cape Flats sich nur langsam verbesserte und die Elendsviertel immer weiter anwuchsen. Die Weißen lebten weiterhin in Angst vor Verbrechen, während weit mehr Schwarze als Weiße tatsächlich Opfer von Verbrechen wurden, hauptsächlich im Rahmen von gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Banden. Die Regierung bemühte sich verstärkt um Integration und kulturelle Interaktion: Die Zeitung Cape Times veröffentlichte im Rahmen der erfolgreichen Kampagne One City - Many Cultures zahlreiche Artikel und die Stadtverwaltung sorgte im Rahmen einer Umstrukturierung der Zuständigkeiten dafür, dass Schwarze und Weiße nicht mehr von 69 nach Rassen getrennten Behörden verwaltet wurden. Stattdessen errichtete man sechs gemischte Verwaltungsbezirke.
Auch bei den Kommunalwahlen 2001 präsentierte sich Kapstadt jedoch weiterhin gespalten: der ANC hatte angenommen, dass ihm die Stimmen der farbigen Bevölkerung aufgrund ihrer Bemühungen um die Verbesserung der Infrastruktur in den ärmeren Vierteln sicher wäre. Jedoch hatte sich aus der ehemaligen National Party die "New National Party" (NNP) entwickelt, die farbige Kandidaten aufstellte und sich deutlich von ihrer politischen Vergangenheit distanzierte. Zusätzlich schlug sich die liberale Democratic Party auf die Seite der NNP, zusammen wurden sie zur Democratic Alliance, die schließlich in der Stadt sowie der Provinz die Wahlen gewann. Gerald Morkel (NNP) wurde Ministerpräsident der Provinz Westkap, Peter Marais (NNP) Bürgermeister von Kapstadt. Marais erwies sich als populistisch, unzuverlässig und eigenmächtig und wurde von DA-Parteichef des Amtes enthoben, woran die Allianz zerbrach. Nun entstand in einer kuriosen Umkehrung der Geschichte eine Koalition der ehemaligen Erzfeinde NNP und ANC. Diese Koalition erlangte in der Provinz Westkap die Kontrolle zurück, während Kapstadt die DA an der Regierung blieb.
Vom Juni bis zum Juli 2010 tobte in Südafrika die Fußball-Weltmeisterschaft 2010. Kapstadt war natürlich auch dabei. Das auch als Green Point Stadium und African Renaissance Stadium bekannte Cape Town Stadium nahe der Victoria & Alfred Waterfront und dem Stadtzentrum richtete mit seinen 68.000 Plätzen fünf Gruppenspiele, ein Achtel-, ein Viertel sowie ein Halbfinale aus.
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