Haridim und Hassidim
Besondere Privilegien genießen die orthodoxen und insbesondere die ultraorthodoxen Juden. Diese Hassidim und Haredim müssen bspw. keinen Wehrdienst ableisten, auch wenn man in der Vergangenheit versucht hat, u.a. über die Yeshivot Hesder-Programme, religiöse Praxis und militärische Pflichten zu vereinen. Die (ultra)orthodoxen Juden sind die Hauptträger der jüdischen Tradition, der Religion und waren in der Diaspora stärksten Verfolgungen ausgesetzt. Im Staat Israel können sie in Frieden leben, auch wenn es oftmals zu Reibereien mit den eher westlicher eingestellten Israelis kommt. Diese "Reibereien" hängen damit zusammen, dass die Haredim gewisse Privilegien besitzen, obwohl sie den Staat Israel als profanes Gebilde ablehnen.
Konfessionelle Vielfalt
Jerusalem ist voller Besonderheiten und Merkwürdigkeiten, dessen herausragendste natürlich die Mannigfaltigkeit an Ethnien und Religionen ist. In Jerusalem trifft man sie alle: Drusen, Sunniten, Griechisch-orthodoxe Christen, Altkatholiken, Reformer, Protestanten, Äthiopier, Armenier, Kopten usw. Aus diesem Konglomerat verschiedener Anschauungen, Gewohnheiten und äußerer Erscheinungen können natürlich auch heitere "Probleme" entstehen, wenn man etwa im jüdischen Teil der Altstadt "toda" und "shukran" verwechselt oder den muslimischen Händler im arabischen Souq mit "Shabbat Shalom" begrüßt. Wichtige Besonderheit - nicht nur in Jerusalem - ist der Schabbat, der wöchentliche jüdische Feiertag, welcher von Freitag Sonnenuntergang bis zum Samstag Sonnenuntergang dauert. Dieser Tag erinnert an die Vollendung der göttlichen Schöpfung und ist nichts weniger als ein heiliger Ruhetag gilt. An diesem Tag fahren bestimmte Busse nicht, es verkehren keine Züge, und die Telefonhörer der öffentlichen Telefonzellen in der Nähe der Klagemauer hängen herunter. Auch die jüdischen Geschäfte haben geschlossen. Vergessen sollte man auch nicht, dass am Freitag die Muslime (am Samstag die Juden) und am Sonntag die Christen ihre Ruhetage haben.
Lage der Stadt
Eine weitere Besonderheit ist die Lage der Stadt, etwa 800 m hoch in den judäischen Bergen. Diese Lage teilt Jerusalem in die Tal- und die Erhebungsgebiete; von letzteren (Ölberg, Berg Zion etc.) bieten sich wundervolle Aussichten über die Stadt. Diese Höhenlage sorgt auch dafür, dass es in den heißen Sommermonaten in Jerusalem erträglicher ist als bspw. in Tel Aviv.
Wer sich für das Leben der ultraorthodoxen Juden interessiert, dem sei ein Besuch im Viertel Mea Shearim empfohlen, welches von der Altstadt in etwa 15 Gehminuten erreicht werden kann. Dabei sollte man auf kurze Kleidung unbedingt verzichten und sich respektvoll verhalten. Männer sollten eine Kippah und Frauen ein Tuch über den Haaren tragen. An hohen jüdischen Feiertagen und mithin auch am Shabbat sollte man von einem Besuch absehen.
Der Kommentar, den uns Ljuba auf dieser Seite freundlicherweise zukommen ließ, ist natürlich nicht unbegründet und zeigt wieder einmal, wie kompliziert die soziale, politische und religiöse Landschaft in Israel gestaltet ist und wie sehr man aufpassen muss, nicht zu polarisieren oder zu vereinfachen. Wertungen sind freilich nicht immer auszuschließen, müssen aber Fakten stets weichen, v.a. im Falle dieses faszinierenden und sehr besonderen Landes Israel.
Besondere Feste
Das multireligiöse Jerusalem bietet neben religiösen Feiertagen auch diverse nichtreligiöse Feste, Gedenktage und spezielle Kulturfestivals. Es vergeht fast keine Woche ohne ein bedeutendes Ereignis. Die folgende Auswahl kann daher nur eine kleine Auswahl sein.
Yom Kippur
Der "Versöhnungstag" bildet den Höhepunkt der zehn Bußtage nach dem Neujahrsfest Rosh Hashana und ist der wichtigste Feiertag des jüdischen Jahres. Das göttliche Urteil über den Menschen, das am Neujahrsfest gefällt wurde, wird besiegelt und bekommt Gültigkeit. Der Tag soll dazu dienen, den Menschen zu entsühnen und die göttliche Verzeihung für seine Missetaten zu erhalten. Es ist der Tag der Reue, der Buße und der Umkehr. Yom Kippur ist ein strenger Fasttag. Vom Beginn des Festes am Abend bis zum Ausgang am Abend des nächsten Tages darf keine Nahrung zu sich genommen werden. Neben dem Essen und Trinken ist auch die Körperpflege verboten mit Ausnahme des Benetzens der Hände und Augen mit Wasser. Die Betenden in der Synagoge pflegen weiße Kleidung zu tragen, um damit die Reinheit und die Entsühnung zu symbolisieren.
Armenisches Weihnachtsfest
In der Jakobuskathedrale in der Altstadt findet an diesem Tage, 19. Januar, die Christmette statt.
Israel-Festival
Dieses Festival im Mai oder Juni stellt das wichtigste kulturelle Ereignis dar und wird im ganzen Landes gefeiert. Dazu gehören drei Wochen Musik, Theater und Tanz.
Jerusalem-Marathon
Eines der größten Sportereignisse Israels findet Ende Oktober mit Tausenden von in- und ausländischen Teilnehmern statt.
Mimouna
An diesem 1. Tag nach dem Ende des Passah-Festes feiern im ganzen Land die nordafrikanischen Juden mit Open-Air-Festivals.
Ostern
Das wohl wichtigste Fest des Christentums - im März oder April - wird von Orthodoxen und Armeniern eine Woche später gefeiert als von Katholiken und Protestanten. Die Palmsonntagsprozession vom Ölberg zur Annakirche eröffnet die Osterwoche, wobei am beeindruckendsten das Heilige Feuer am Ostersamstag ist. Zu Ostern ist nach christlichem Glauben der gekreuzigte Jesus wieder auferstanden. Im Christentum liegt der Ostersonntag an dem ersten Sonntag nach Vollmond, der nach nach Frühlingsanfang am Himmel steht. Daher "wandert" der Termin des Osterfestes auch von Jahr zu Jahr.
Passah
Dieses Fest - Ende März/Ende April - gedenkt der Befreiung aus der Sklaverei unter den ägyptischen Pharaonen. Das Fest dauert mehrere Wochen. Besucher sollten berücksichtigen, dass während dieser Zeit die Läden geschlossen bleiben und der öffentliche Nahverkehr starken Einschränkungen unterliegt.
Ramadan
Der muslimische Fastenmonat wird etwa um den September herum einmal im Jahr begangen. Während des Tages ist das Essen, Trinken und Rauchen untersagt.
Weihnachten
Am Heiligabend findet die Prozession von Jerusalem nach Bethlehem zur Geburtskirche statt, wo die Mitternachtsmesse gelesen wird. Die Teilnahme sollte man vorher über das christliche Informationszentrum in Jerusalem (Jaffa Gate, Öffnungszeiten Mo-Sa: 8:30-13:00 Uhr, Tel: 00972-(0)2-6272692) buchen.
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