Goslar: Stadtgeschichte

Neuere Forschungen haben ergeben, dass bereits vor rund 3.000 Jahren am Rammelsberg vor den Toren Goslars Erz im Tagebau gewonnen wurde, vor ca. 1.000 Jahren ging man dann zum Tiefbau über, indem man z.B. unter Tage Schächte anlegte und strecken (wagerechte Gänge) auffuhr (baute). Es wurde zunächst silberhaltiges Kupfererz gewonnen, die Basis für die Herstellung von Bronzegerätschaften und das Prägen von Münzen.

Ab Mitte des 15. Jahrhunderts baute man vornehmlich Bleierz ab, das in anderen Bergbaurevieren zur Verhüttung der dortigen erze sehr gefragt war. Südlich des Berges entstanden bereits vor dem Jahr 1000 eine Bergmannssiedlung und ein Marktflecken, in dem auch eine königliche Münze angesiedelt war. Im Tal der Gose wuchs allmählich aus diesen beiden Siedlungskernen eine Stadt heran.

Um 1005 findet man eine erste Erwähnung einer Pfalz, wohl ein Vorgängerbau an dem Ort der späteren Kaiserpfalz. Heinrich II. (wahrscheinlich 973-1024) verlegte seine Königspfalz von Werla nach Goslar. Der Ort stieg damit zu einem der bedeutendsten Orte des Reiches auf. Die Pfalz wurde dann unter Heinrich III. (1017-1056) zur größten Pfalz der Salier ausgebaut und galt zeitweilig als der größte Profanbau nördlich der Alpen. In dieser Pfalz wurden nachweislich 23 Reichstage abgehalten. Zwischen 1045 und 1050 wurden unter Kaiser Heinrich III. (1017-1056) in unmittelbarer Nähe zur Pfals auch die Stiftskirche St. Simon und Judas - der nicht mehr existierende so genannte Goslarer Dom - errichtet. Der Kaiser feierte hier häufig wichtige Kirchenfeste, wie Weihnachten, Ostern oder Pfingsten. Einer besonderen Erwähnung wert ist ohne Zweifel der Besuch des Papstes Victor II. im Jahr 1056 in Goslar, am 5. Oktober 1056, kurz nach dem Treffen, verstarb der Kaiser. Sein Herz wurde übrigens in der Stiftskirche St. Simon und Judas beigesetzt und ruht heute in der St. Ulrichs Kapelle neben der Pfalz. Sein restlicher Körper wurde im Dom von Speyer bestattet.

Am 11. November des Jahres 1050 wurde der spätere Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Heinrich IV. (1050-1106) hier in Goslar geboren. Heinrich IV. ist wegen seines Buß-Gangs nach Canossa im Jahr 1077 noch heute weltberühmt.

Goslar war, bedingt durch die reichhaltigen Erzvorkommen des Rammelsbergs, zwischen Welfen und Staufern heiß umkämpft. So zerstörte um 1206 das Heer des Welfenkönigs Otto IV. (1175-1218) die Stadt. Goslar erholte sich jedoch danach relativ schnell. Bereits 1219 räumte Friedrich II. (1194-1250) der Stadt zahlreiche Privilegien ein. Im Jahr 1235 wurde der Rammelsberg von Friedrich II. an Herzog Otto das Kind von Braunschweig-Lüneburg verlehnt.. Später verpfändeten dessen Nachkommen ihn - auf Umwegen - der Stadt Goslar. Diese trat dann 1281 dem Städtebund der Hanse bei und wurde 1340 zur freien Reichsstadt erklärt. Nachdem die Erzförderung wegen technischer Probleme unter Tage im 14. Jahrhundert für fast 100 Jahre beinahe zum Erliegen gekommen war, begann etwa um 1460 eine neue Blütezeit des Bergbaus, von dem die Stadt als Pfandnehmerin nun direkt profitieren konnte.

Mit dem Erwerb der Bergrechte am Rammelsberg begann die Stadt erheblich zu prosperieren. Viele prächtige Bauten entstanden in dieser Zeit, wie das 1494 erbaute Gildehaus der Kaufleute der Stadt, die Kaiserworth am Markt, das Bäckergildehaus, dessen Fachwerk des Obergeschosses erst im Jahre 1557 auf das massive Untergeschoss aufgestockt wurde, und das so genannte Brusttuch, das Wohnhaus eines reichen Burgherrn.Neben der Erweiterung und dem Neubau der Kirchen wurden auch die Befestigungsanlagen der Stadt erweitert.

Die Blütezeit der Stadt war jedoch nur von kurzer Dauer. Mittels der Rückzahlung der früher von Goslar eingenommenen Pfandgelder forderte der mittlerweile in Wolfenbüttel residierende Herzog die Berghoheit über die Rammelsberger Gruben zurück. Jahrzehntelange Auseinandersetzungen waren daraufhin die Folge.

Goslar wurde im Jahr 1528 protestantisch und trat 1531 dem Schmalkaldischen Städtebund bei, während der Herzog katholisch blieb. Damit verlor die Stadt den Schutz des (katholischen) Kaisers.

Im Jahr 1552 erlangte Herzog Heinrich der Jüngere zu Wolfenbüttel im Vertrag von Riechenberg nach die Rückzahlung der Pfandsumme und unter militärischem Druck die Oberhoheit über den Rammelsberger Bergbau zurück und auch über solche Rechte, die seine Vorfahren niemals innegehabt hatten. Zwar war dies ein herber Rückschlag für den Rat der Stadt, dem dadurch beträchtliche Einnahmen veroren gingen; der Bergbau selbst entwickelte sich unter der herrschaftlichen Verwaltung im folgenden aber durchaus vorteilhaft.

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wurde die Stadt im Jahr 1632 von den Schweden besetzt und teilweise geplündert und zerstört. Dadurch setzteder Niedergang der Stadt ein, die Johann Wolfgang Goethe(1749-1832) nach einem Besuch als "notorisch ärmste Reichsstadt" bezeichnete.

Wie viele mittelalterliche Städte wurde auch Goslar von verheerenden Bränden betroffen, und zwar in den Jahren 1728 und 1780, bei denen über 200 Gebäude der Stadt ein Opfer der Flammen wurden.

Im Jahr 1802 fiel die Stadt an Preußen und damit endete eine über 500jährige Epoche als Freie Reichsstadt. Die folgenden Jahre wurde die Stadt dann zeitweise westphälisch, dann hannoveranisch undschließlich wieder preußisch.

Im Jahr 1820 wurde der Goslaer Dom, die Stiftskirche St. Simon und Judas, wegen Baufälligkeit abgerissen; die Stadt verlor mit diesem Gebäude eines ihrer wichtigsten Baudenkmäler. Heute existiert davon nur noch die Vorhalle, in der Überreste der einst riesigen Kirche und eine Replik des berühmten bronzenen Goslaer Kaiserstuhls ausgestellt sind. Dieser Stuhl wurde im 11. Jahrhundert unter Verwendung von Rammelsberger Kupfer hergestellt.

Im Jahr 1859 wurden mit dem so genannten Neuen Lagerdes Rammelberges ein sehr ergiebiges neues Erzvorkommen entdeckt, wodurch der Bergbau als wichtiger Wirtschaftsfaktor der Region,gefestigt wurde.

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde die Stadt an das Eisenbahnnetz angeschlossen und dadurch auch für den Tourismus erschlossen. In den Jahren 1868 bis 1879 wurde die Kaiserpfalz aufwändet restauriert und damit vor dem Verfall bewahrt. Sie sollte auch ein Symbol für das neu entstandene Kaiserreich der Hohenzollern werden.

Im Laufe der NS-Herrschaft wurden nahezu fast alle Mitglieder der jüdischen Gemeinde der Stadt deportiert und vernichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt von amerikanischen Truppen besetzt. Während des Krieges war die Stadt von Zerstörungen durch Bombenangriffe oder Kampfhandlungen weitgehend verschont geblieben.

Der Bergbau am Rammelsberg wurde am 30. Juni 1988 wegen mangelnder Ergiebigkeit endgültig eingestellt. Am 14. Dezember 1992 wurde das Bergwerk als erstes deutsches Technik-Denkmal in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes eingetragen.

Heute kann der Rammelsberg als Museum und Besucherbergwerk besichtigt werden. Besucher können zwischen einer Fülle von Ausstellungen und unterschiedlichen und geführten Touren wählen. Von diesen werden eine Fahrt mit der Grubenbahn, die Besichtigung des Roederstollens und die Begehung der Aufbereitungsanlage am häufigsten in Anspruch genommen werden. Auf einer Abenteurtour in den "Rathstiefen-Stollen können sich zudem - nur nach einer vorherigen Anmmeldung - solche Besucher begeben, die keine Angst vor engen Räumen bzw. Gängen kennen. Ein bergmännisches Schärper-Essen unter Tage spendet nach über vierstündiger Befahrung eine wohlverdiente Stärkung.

Achtung
Menschen mit „Engeängsten“ (Klaustrophobie) sollten allerdings von einer Besichtigung der teilweise ca. 1,80 m hohen und nicht viel breiteren Stollengänge absehen!

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