Für den Namen der Stadt waren wohl die Kelten verantwortlich, denn ihr Wort Ganda (dt. Zusammenfluss) stand Pate für die spätere Bezeichnung Gent. Archäologische Funde lassen eine menschliche Besiedelung der Gegend um das heutige Gent und den Zusammenfluss von Schelde und Leie bereits für die Steinzeit und die Eisenzeit annehmen. In diesem Gebiet herrschten die Römer, bis sie zwischen dem Ende des 4. und dem Anfang des 5. Jahrhunderts vom Stamm der Franken abgelöst wurden. Schriftliche Quellen liegen aus dieser Zeit nicht vor, aber Ausgrabungsfunde bestätigen eine durchgehende Besiedlung um das heutige Gent. Die Franken brachten das Alt-Niederländische mit sich und verdrängten den vorherrschenden Einfluss des Keltischen und des Lateins.
Um das Jahr 650 herum gründete der hl. Amandus zwei Abteien in Gent: die Sint-Pieter-Abtei und die Sant Bravo Abtei. Die Stadt begann sich danach schnell auszudehnen. Um das Jahr 800 setzte Ludwig der Fromme, Sohn Karls des Großen, Einhard, den Biographen des großen Kaisers, als Abt für beide Genter Abteien ein. Normanneneinfälle in den Jahren 851 und 879 brachten dann allerdings Plünderungen und Zerstörungen über das Gebiet des heutigen Gent.
Das 11. Jahrhundert sah Gents Übergang zur Textilproduktion und das Einnehmen einer Stellung als wichtigstes Tuchzentrum des Mittelalters. Die Wollindustrie, welche eigentlich in Brügge etabliert war, schuf in Gent die erste europäische Industriezone des Hohen Mittelalters. Haupthandelspartner war England, auch wenn diese fruchtbare Verbindung in der Zeit des Hundertjährigen Krieges (1337-1453) mehrmals zum Erliegen kam. Galt Paris als größte Stadt des nördlichen Europas, so folgte Gent gleich danach als zweitgrößte wirtschaftlich-urbane Potenz. Es ist heute unvorstellbar, doch die Stadt war größer als London, Moskau oder Köln. Etwa 65.000 lebten innerhalb ihrer Mauern.
Mächtige Kaufmannsfamilien und Zünfte bildeten sich in Gent heraus und rangen der mittelalterlichen Aristokratie Vorrechte ab. Aufstände kennzeichneten und begleiteten diese Machtverschiebungen und kulminierten schließlich 1338 in einem Bund der Genter Zünfte (unter dem Kaufmann und Stadtoberhaupt Jacob von Artevelde) mit den Engländern. Gemeinsam wollte man gegen den französischen Adel vorgehen. Doch die Revolte scheiterte und endete mit dem Tode Jacobs von Artevelde. Eine zweite Erhebung unter dessen Bruder Philip scheiterte in der Schlacht bei Roosebeke ebenfalls und brachte es mit sich, dass ganz Flandern Anfang des 15. Jahrhunderts unter burgundische Herrschaft kam.
Die neuen burgundischen Herrscher versuchten nun, die Macht der Zünfte zu beschneiden, was zu Aufständen führte, welche 1453 in der Schlacht bei Gavere ihren Höhepunkt fanden. Gent erlitt eine furchtbare Niederlage, und die Ratsherren der Stadt mussten im Büßergewand vor Herzog Philipp dem Guten um Gnade bitten. Mit 1477 wurde Gent zu einem Bestandteil des habsburgischen Erbes, was wieder Kämpfe mit sich brachte, die 1492 für Gent erfolglos endeten.
Der 24. Februar 1500 markiert die Geburt von Gents berühmtestem, aber auch schwierigstem Kind: Karl V. (1500-1558), der 1516 König von Spanien und 1519 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation werden sollte. Auch gegen ihn rebellierte die Genter Bevölkerung im Aufstand am Gravensteen (1539). Sie unterlagen. Ihre Anführer wurden enthauptet und der Stadt gewisse Privilegien entzogen. Die Ratsherren mussten mit einer Schlinge um den Hals den Kaiser um Gnade anflehen.
Im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert kamen im Zuge der Religionskriege Verwüstungen über die Stadt und konvertierten sie zum Calvinismus. Indes wurde sie von den Spaniern rekatholisiert. Mit diesen Kriegen endete Gents Rolle als international bedeutsame Stadt. Erst im 18. Jahrhundert begann die Textilindustrie in Gent wieder Fuß zu fassen. Die zunehmende Bedeutung der Stadt zeigt sich auch daran, dass sie 1812 der Ort war, an dem der Vertrag von Gent unterzeichnet worden ist, welcher den Krieg zwischen England und den noch jungen USA beendete.
Nach der berühmten Schlacht von Waterloo (1815) wurde Gent für 15 Jahre zu einem Teil des Vereinigten Königreiches der Niederlande. In diese Zeit fielen die Universitätsgründung (1817) und das Einrichten einer neuen Meeresverbindung (1824 - 1827). Nach der Belgischen Revolution von 1830, wurde die erste belgische Handelsvereinigung in Gent etabliert. 1913 richtete die Stadt eine Weltausstellung aus, zu welcher der Bahnhof Sint-Pieter 1912 fertig gestellt werden konnte.
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