Die Geschichte der heutigen Universitätsstadt Cluj-Napoca (Klausenburg), der Hauptstadt des Kreises Cluj in Siebenbürgen, lässt sich bis in die römische Antike zurückverfolgen. Schon in vorrömischer Zeit befand sich an der Stelle der heutigen Stadt eine Dakersiedlung. Nach den Dakerkriegen, die von den römischen Kaisern Domitian und Trajan geführt wurden, wurde das Gebiet der Daker – und damit das heutige Stadtgebiet – eine römische Provinz. Dies ist durch den Fund eines Militärpatents aus dem Jahre 106 n.Chr. (11. August 106) belegt.
Die Notwendigkeit, die neugeschaffene römische Provinz, militärisch abzusichern führte zur Errichtung eines römischen Militärlagers (Castrum) in der Siedlung unter dem Namen Napoca. Diese Etablierung wiederum belebte auch das zivile Leben als Handels- und Verkehrsknotenpunkt, sodass unter Kaiser Hadrian Napoca die Rechte eines Municipiums (interne Selbstverwaltung, Steuerpflicht, ab dem Jahr 212 n.Chr. römische Bürgerrechte) erhielt. Doch die erste Blütephase der Stadt ging durch die einfallenden Germanen und Karpen und deren Plünderungen um das Jahr 250 n.Chr. zu Ende. Im Jahr 274 n.Chr. wurde die Stadt von den Römern evakuiert, und es finden sich für die Dauer von fast 1.000 Jahren keine weiteren Siedlungsspuren mehr.
Ein erneuter Aufschwung, bzw. eine neuerliche Gründung der Stadt, erfolgte im späten 12. Jahrhundert durch die Siebenbürger Sachsen, die einer Einladung des ungarischen Königs Stephan V. folgten. Das früheste Schriftstück stammt aus dem Jahr 1275, eine Schenkungsurkunde für den Bischof von Siebenbürgen. Im Jahr 1316 bekam die Siedlung die Stadtrechte zum Dank für ihre Hilfe bei der Bezwingung Transilvaniens. Im Folgenden entwickelte sich die Stadt zu einem Zentrum der Handwerkskunst und brachte es zu einigem Wohlstand, welcher nach der Eroberung Siebenbürgens durch die Osmanen im Jahr 1541 noch erheblich gesteigert wurde.
Im 16. Jahrhundert breiteten sich im Zuge der Reformation auch die evangelische Konfession sowie der Calvinismus in der Stadt aus. Das 17. Jahrhundert brachte der Stadt durch Epidemien (wie der Pest) und verheerende Brände den Niedergang.
Nach dem Abschluss des Frieden von Karlowitz (26. Januar 1699) – und damit der Beendigung des Großen Türkenkrieges – gelangte Klausenburg unter habsburgische Herrschaft, blieb jedoch zunächst im Fürstentum Siebenbürgen unter eigenem Herrscher bis zum Jahr 1711 bestehen. Im Folgenden gelang der Stadt ein langsamer, aber kontinuierlicher Wiederaufstieg. Davon zeugt die Funktion der Stadt als Hauptstadt des Großfürstentums Siebenbürgen von 1790 bis 1848 sowie von 1861 bis 1867.
Ab dem Jahr 1830 entwickelte sich die Stadt zum Zentrum des ungarischen Nationalismus, der in der Ungarischen Revolution von 1848/1849 kulminierte, es jedoch nicht vermochte, eine Loslösung vom Habsburgerreich zu erreichen. Mit dem österreichisch-ungarischen Ausgleich, die Umwandlung des Kaisertums Österreich in die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn im Jahr 1867 wurde Klausenburg erneut Ungarisch. Im Jahr 1872 erhielt die Stadt mit der Gründung der Franz-Joseph-Universität (heutzutage die Universität Szeged) ihre erste moderne Universität, die zweitälteste Ungarns. Im Jahr 1897 versuchte die ungarische Regierung die bereits zuvor begonnene „ungarische Kulturisierung“ zu beschleunigen und verbot den deutschen sowie den rumänischen Namen der Stadt, die von nun an die ungarische Bezeichnung Kolozsvár tragen sollte.
Im Anschluss an den Ersten Weltkrieg entwickelte sich die Stadt zu einem Zentrum für die Forderungen der Verbindung von Siebenbürgen mit dem Königreich Rumänien. Dies wurde im Jahr 1920 durch den Friedensvertrag von Trianon erreicht und international akzeptiert. Im Zweiten Weltkrieg (1940) wurde Nordsiebenbürgen und somit auch Cluj von Ungarn erobert und wechselte erneut in ein anderes Herrschaftsgebiet, bevor es von 1944 bis 1945 unter direkter deutscher Verwaltung stand.
Bereits seit der ungarischen Eroberung im Jahr 1940 ist die Geschichte der Stadt mit der Geschichte der Judenverfolgung und der Geschichte des Holcausts eng verflochten. Die jüdische Bevölkerung, die in den 1920er Jahren noch 13,4 % ausmachte, wurde unter ungarischer Herrschaft zu Zwangsarbeit genötigt, und ab dem Jahr 1941 begann die Deportation und Ermordung der jüdischen Einwohner. Ein trauriger Höhepunkt wurde nach dem deutschen Einmarsch erreicht, indem 18.000 Juden der Umgebung in die städtische Ziegelei verschleppt wurden, um von da aus in die Vernichtungslager verschickt zu werden. Dies wurde durch die Eroberung von rumänischen und sowjetischen Truppen am 11. Oktober 1944 gestoppt. Im Rahmen der Pariser Friedenskonferenz von 1946 fiel Klausenburg völkerrechtlich an Rumänien zurück.
Im Jahr 1974 verfügte Nicolae Ceausescu, dass der historisierende Anhang Napoca zum Stadtnamen Cluj hinzuzufügen sei, um somit eine dako-romanische Kontinuitätstheorie zu konstruieren. Doch war diese Namensänderung nicht sehr alltagstauglich und so sprach und spricht man nach wie vor schlicht von Cluj. Naturgemäß ging die Zeit des realsozialistischen Systems an der Stadt nicht spurlos vorbei und so findet man die Innenstadt mit ihren historischen Gebäuden vor allem von großen Plattenbausiedlungen umgeben. Während der rumänischen Revolution von 1989, die zum Sturz und zur Hinrichtung des rumänischen Diktators Nicolae Ceausescu sowie zum Ende des realsozialistischen Systems in Rumänien führten, waren 26 Tote zu beklagen.
Bis zum heutigen Tag ist Cluj das Zentrum der ungarischen Minderheit in Rumänien. Bis zum Jahr 1974 stellten die Ungarn jedoch noch die relative Bevölkerungsmehrheit in der Stadt dar. Doch auch heute noch zeichnet sich Cluj mit über zehn ausgeübten Religionen durch eine große religiöse Vielfalt aus. Es sollte zudem erwähnt werden, dass die Mehrheit der Bewohner von Cluj dem orthodoxen Glauben angehören.
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