Bevor die Spanier die Küsten um das heutige Caracas besiedelten, lebten indigene Gemeinschaften von Kariben in diesem Gebiet. Die Spanier begannen 1498 die venezolanische Küste zu erforschen und zu besiedeln. Der spanische Entdecker und Eroberer Diego de Losada gründete nach heftigen Kämpfen mit den Kariben 1567 die Stadt unter dem Namen Santiago de León de Caracas.
Obwohl die Stadt zehn Jahre nach ihrer Gründung zur Hauptstadt der Provinz Venezuela erklärt wurde, fristete sie bis ins 18. Jahrhundert ein Schattendasein innerhalb des spanischen Kolonialreiches. Immer wieder von Piraten heimgesucht und von Erdbeben zerstört, entwickelte sich die Stadt, in deren Umgebung sich keine für die Kolonisatoren interessanten Reichtümer befanden, wirtschaftlich, politisch und kulturell nicht bedeutend weiter.
Das 18. Jahrhundert leitete die Wende in der Stadtentwicklung ein. 1725 wurde die Universität gegründet und zwei Jahre später begann das Unternehmen "Guipuzcoana" den Monopolhandel zwischen der Provinz und Spanien, der für wirtschaftlichen Aufschwung sorgte. Zu politischer Relevanz gelangte die Stadt durch die Errichtung der "Audiencia Real", eines königlichen Rates, dem wichtige juristische und administrative Kompetenzen zufielen. Die Gründung des "Consulado Real", eines königlichen Gremiums für wirtschaftliche Fragen, festigte die Stellung der Stadt im kommerziellen Bereich. Nachdem 1804 in der Stadt ein Erzbistum errichtet wurde, bildete sie das offizielle religiöse Verwaltungszentrum der spanischen Kolonien. Zu jener Zeit leben in der Stadt etwa 40.000 Einwohner.
Am 5. Juli 1811 wurde die Unabhängigkeit Venezuelas erklärt. Im Zuge der Kämpfe um die Stadt, die abwechselnd in die Hände der Unabhängigkeitskämpfer und der spanientreuen Spanier fiel, und durch das verheerende Erdbeben von 1812, wurden weite Teile der Stadt zerstört und viele Jahre nicht wieder aufgebaut. Die Stadt war in den folgenden Jahren von Zerstörung und Armut gekennzeichnet.
Erst ab 1870 sollte sich das Gesicht der Stadt erneut verändern. Unter Antonio Guzmán Blanco, der bis 1888 die Macht innehatte, wurden umfangreiche Bau- und Modernisierungsvorhaben realisiert. Repräsentative Regierungsgebäude, Kirchen, Theater, Plätze, Parks und Alleen wurden errichtet. Die Stadt wurde mit Gaslaternen versorgt und erhielt eine Eisenbahnverbindung. Die Bevölkerung nahm nach langen Jahren der Stagnation erneut zu und erreichte bis 1904 etwas über 90.000.
1936 begann der Ausbau der Erdölindustrie, in dessen Folge ein wirtschaftlicher Boom einsetzte, der zur Bevölkerungsexplosion führte. Caracas, das sich nun endgültig zum wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Zentrum Venezuelas entwickelte, dehnte sich im Laufe der Zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark aus, so dass bald das ganze Tal besiedelt war. Als Folge der Expansion wurde begonnen, in die Höhe zu bauen, sodass weite Teile des Zentrums voll von Hochhäusern sind.
Die wirtschaftliche Attraktivität der Stadt und die ungleiche Verteilung des Reichtums führten neben der Modernisierung zur Entstehung ausgedehnter Slums, die an den Rändern der Stadt die Berge bedecken.
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