Gründung und Aufstieg
In der Mitte des 9. Jahrhunderts wurde ein Ort namens Bylanuelde erwähnt. Der heutige Name Bielefeld fiel indes erst im Jahre 1214. Die im Hochmittelalter gegründete Stadt wurde ins Leben gerufen, um die Herrschaft des Landesherrn zu sichern. Denn Bielefeld lag an der südlichen Grenze zur Grafschaft Ravensberg. Ziel der Landesherren war es, den Ort als Kaufmanns- und Hauptstadt der Grafschaft zu etablieren und auszubauen. Die Stadt hatte eine exponierte Lage. Denn sie breitete sich am Zusammenlauf zahlreicher alter Handelswege aus sowie an einem bedeutenden Pass über den Teutoburger Wald. Daher wurde aus der kleinen Siedlung Bielefeld rasch ein Finanz- und Wirtschaftszentrum der Grafschaft Ravensberg. Als landesherrlicher Wohnsitz diente die ab 1240 gebaute Sparrenburg, die zudem die Stadt Bielefeld und den Bergpass über den Teutoburger Wald schützen sollte.
Ab dem Jahre 1293 wurden die Arbeiten an der Neustadt aufgenommen. Das war ein Beweis dafür, dass sich der Wohlstand der Stadtbevölkerung mehrte, die sich vor allem aus Kaufleuten und Handwerkern zusammensetzte. Im 15. Jahrhundert trat Bielefeld dem Städtebund der Hanse bei, was das Ansehen der Stadt weiter hob.
Auf dem Weg in die Moderne
Die Bielefelder Sparrenburg wurde während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) erst von holländischen, dann von spanischen, schwedischen und letzt von französischen Truppen eingenommen und besetzt. Weitere Drangsal erlitt die Stadt in de Jahren 1636 und 1637, als die Pest wütete, an der etwa 350 Menschen starben.
Eine wirtschaftliche Wende ereignete sich in Bielefeld im 17. Jahrhundert. Denn die Stadt öffnete sich für den Leinenhandel. So bauten die Bauern des Ravensberger Landes auf ihren Ackerflächen nun nicht mehr Korn, sondern insbesondere Flachs an, der staatlich subventioniert wurde. Dieser Flachs wurde dann in der Heimindustrie zu Linnen, also Leinen verarbeitet. Durch die Konzentration auf den Leinenhandel stieg der Wohlstand der Stadt – jedenfalls bis etwa zum Jahre 1830, als die Bielefelder Leinenhandwerk in eine tiefe Krise geriet. Bedingt wurde der Niedergang deshalb, weil Irland, England und Belgien mit der Herstellung maschinell gewebter Stoffe anfingen. Resultat für Bielefeld war eine starke wirtschaftliche Not der Einwohner, die sich in zahlreichen Unruhen während der Revolution von 1848 entlud. Viele Menschen verließen die Stadt und wanderten nach Amerika aus.
Neue Verdienstquellen erföffneten sich für die Bielefelder um 1860 mit der Entwicklung der Tabakproduktion im Ravensberger Land. Pionierarbeit diesbezüglich leistete die Tabakfabrik Gebrüder Crüwell, die viele Arbeiten in Heimproduktion verteilte. Weitere Verbesserungen hatte auch die 1847 fertiggestellte Anbindung an die Cöln-Mindener Eisenbahn geschaffen, denn nun entstanden Fabriken wie die Ravensberger Spinnerei, ein Unternehmen, aus welchem bald die größte Flachsspinnerei von Europa wurde. All diese Entwicklungen machten Bielefeld bis 1870 zum Zentrum der Textilindustrie in ganz Deutschland. 1867 kamen die Von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel hinzu, die im heutigen Stadtteil Gadderbaum ins Leben gerufen wurden.
Der Maschinenbau trat bald neben die properierende Textilindustrie und machte Bielefeld im Laufe der Jahre zum fünftgrößten Maschinenbaustandort des Landes. Im ausgehenden 19. Jahrhundert erreichte die Nahrungsmittelindustrie große Bedeutung, deren leuchtendstes Beispiel der Oetker-Konzern wurde, der bald in ganz Europa bekannt wurde.
Bielefeld in der Moderne
In den 1930er Jahren und bis 1945 prägten die Nationalsozialisten das städtische Leben. Das jüdische Leben in der Stadt hingegen erstarb. Von den 900 jüdischen Stadtbewohnern wurden etwa 400 von den Nazis umgebracht. Andere flohen nach der Reichspogromnacht von 1938, der auch die prächtige, 1905 eingeweihte Synagoge zum Opfer fiel, ins Ausland. Während des Zweiten Weltkrieges kam es zu mehreren Bombardements der Stadt. Die schwersten Angriffe erlebte sie am 30. September 1944. Ihnen fielen etwa 650 Bielefelder zum Opfer. Der größte Teil der hübschen Altstadt ging zusammen mit zahlreichen historischen Bauten verloren. Die Stadt selbst wurde schließlich ohne größere Gegenwehr eingenommen.
Wie in so vielen anderen Städten auch, so wurden auch in Bielfeld die zerstörten historischen Bauwerke durch moderne ersetzt, was dem Stadtbild nicht unbedingt gut getan hat. Die industrielle Entwicklung in der Stadt war erstaunlich, denn binnen weniger Jahre kam es zu einem enormen Wirtschaftsaufschwung, wobei die Textilindustrie mehr und mehr an Bedeutung verlor. Bielefeld entwickelte sich stattdessen zu einem Dienstleistungszentrum.
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