Besonderheiten der Stadt
Alte christliche Gemeinde
Bethlehem wird von eine der ältesten christlichen Gemeinden in der Geschichte der Welt bewohnt. Die Größe dieser Gemeinde ist allerdings aufgrund von Auswanderungen stark gesunken, so dass die heutige Mehrheit in der Stadt von Moslems gestellt wird. Dennoch ist Bethlehem auch bekannt für die größte palästinensisch-christliche Gemeinde der Welt.
Bethlehem - heilig für Christen, Juden und Moslems
Bethlehem wird als Geburtsort Jesu Christi angesehen und zieht als solcher zahllose Pilger und Besucher aus allen Teilen der Welt an. Hauptaugenmerk liegt dabei natürlich auf der Geburtskirche, einer der ältesten Kirchen der Weltgeschichte. Die Moslems verehren Jesus als Isa, wenn auch nicht als Gottes Sohn oder Messias, so doch als wichtigen Propheten. Auch für sie also ist Bethlehem ein besonderer Ort. Juden besuchen das Grab von Rahel, die laut Tora in der Stadt gestorben sein soll. Auch gilt Bethlehem den Juden als Geburtsort und Heimatstadt von König David, dem König von Israel. Drei Religionen, eine Heiligkeit - die Heiligkeit Bethlehems.
Caritas Baby Hospital
Seit dem Jahre 1952 bestreibt die Kinderhilfe von Bethlehem das Caritas Baby Hospital. Es ist das einzige palästinensische Kinderspital in der ganzen Westbank, das Mütter in die Behandlung ihrer Kinder miteinbezieht.
Christen und Muslime
Gab es in der Agglomeration von Betlehem um 1960 herum nur wenige Moscheen, so sind es heute bereits etwa 100. Die christliche und die muslimische Begeisterung für die Stadt Bethlehem zeigten sich am Tage der Ankunft von Arafat am 23. Dezember 1994. Damals wurde auf dem Dach der Geburtskirche ein 4x4 Meter großes Modell des Jerusalemer Felsendoms zur Schau gestellt. Als Antwort datauf zeigten die Christen der Stadt große beleuchtete Kreuze auf ihren Privathäusern. Lebten am Tage der Übergabe Bethlehems an die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) noch etwa 29.400 Christen in Bethlehem, so sank deren Zahl auf etwa 23.660. Spannungen zwischen Moslems und Christen nahmen wegen der Stärkung von islamistischen Strömungen zu. Das soziale Gefälle zwischen den ärmeren Moslems und den wohlhabenderen Christen verstärkte sich. Von seiten der Moslems regte sich auch Widerstand gegen ein althergebrachtes Statut, nach dem der Bürgermeister, sowie sein Vize und die Mehrheit des Gemeinderates von Bethlehem Christen sein müssen - der Bürgermeister sogar griechisch-orthodox oder römisch-katholisch. Das macht angesichts der Bevölkerungsentwicklung wenig Sinn. Diese Regelung sorgte auch dafür, dass die 2005 bei den Wahlen siegreich hervorgegangene Hamas keinen Bürgermeister stellen konnte.
Cremisan
Die im Jahre 1885 gegründete Weinmarke Cremisan wird von Mönchen im Kloster von Cremisan vertrieben. Die Trauben wachsen überwiegend im Distrikt von al-Khader, also unweit der Stadt Bethlehem. 2007 bestand die Weinproduktion des Klosters aus etwa 700.000 Liter pro Jahr. Prost!
Einkaufsparadies
Einkaufen ist nicht nur in der Weihnachtszeit eine interessante Beschäftigung in Bethlehem. Die Hauptstraßen der Stadt und ihre alten Märkte (Souqs) sind gespickt mit Shops, die palästinensisches Kunsthandwerk, Gewürze, Schmuck, Kleidung und orientalische Süßigkeiten verkaufen. Schnitzereien aus Olivenholz sind die Dinge, die Touristen am meisten begeistert. Religiöses Kunsthandwerk wird natürlich auch zuhauf angeboten - dazu gehören Ornamente aus Perlmutt, Kreuze oder Statuen.
Geburtsort von Jesu Christi
Bethlehem gilt als Geburtsort von Jesus Chistus, was auch die Prophezeiung des Micha erfüllt, der davon berichtet, dass der Messias in Bethlehem geboren werde. Jesu Geburt wird im Neuen Testament in zwei der Evangelien beschrieben. Lukas gibt an, dass Jesu Eltern in Nazareth lebten, aber aufgrund einer von den Römern angeordneten Volkszähling nach Bethlehem reisten. Bei einer Übernachtung in der Stadt sei Jesus geboren und späterhin von den heiligen drei Königen gehuldigt worden. Laut Matthäus lebten Maria und Josefin in Betlehem und flohen später vor den herodianischen Verfolgungen. Diese seien von Herodes angeordnet worden, jenem judäischen König, der darüber Kenntnis erhalten haben soll, dass in Bethlehem ein König der Juden geboren wurde. Er soll darauf die Ermordung von allen Kindern der Stadt und ihrer Umgebung angeordnet haben, die zwei Jahre alt und jünger waren. Das dürften angesichts der Größe der damaligen Stadt nicht viele gewesen sein. Josef wurde davor wohl durch einen Traum gewarnt und floh mit dem Neugeborenen und seiner Frau Maria nach Ägypten, von wo sie erst nach Herodes' Tod wiederkehrten. Die Evangelien von Johannes und Markus erwähnen Bethlehem als Geburtsort Jesu nicht.
So oder so: Christen glauben an Jesus Christus, den "Gesalbten", als von Gott zur Erlösung aller Menschen gesandten Messias und Sohn Gottes. Die Urchristen haben mit seinem Namen die Heilserwartungen und -verheißungen des Alten Testaments mit der historischen Person Jesus von Nazaret verknüpft. Historiker gehen davon aus, dass die Zeit der Geburt zwischen den Jahren 4 und 6 v.Chr. liegen.
Israelische Sperranlagen
Nicht für jeden eine Sehenswürdigkeit, so ist der israelische Sperrzaun bei Bethlehem doch ein prägender Bestandteil für die Stadt. Die insgesamt 759 Kilometer lange Absperrung verläuft zwischen Israel und dem Westjordanland und ist seit 2003 im Bau. Das elektronisch überwachte Bollwerk soll Selbstmordanschläge im israelischen Kernland eindämmen. Daher wird er von isrealischer Seite her als „Terrorabwehrzaun“ bezeichnet. Laut der Allgemeinen Israelischen Sicherheitsbehörde Shabak wurde in der Tat eine „signifikanten Reduzierung“ der Selbstmordanschläge erreicht. Die Kritik am Zaun argumentiert aber, dass der Zaun teilweise tief ins palästinensische Territorium hereinreiche und zudem eine starke Beeinträchtigung für das Leben der Palästinenser darstelle.
Touristisch interessant sind neben der politischen und sozialen Dimension der Mauer die Wandmalereien, allen voran die Graffiti des berühmten, wenn auch mysteriösen Künstlers Banksy. Die Zeichnungen haben weltweites Medienecho nach sich gezogen und sind unbedingt einen Besuch wert.
Kultur
Die Bekleidung der palästinensischen Frauen ist für ihre Brautmode bekannt. Der Bethlehem-Stil zeichnet sich durch viel Farbe und Brillianz aus. Bekannt sind auch die Perlmut-Arbeiten in der Stadt. Man sagt, dass die Tradition der Perlmut-Schnitzereien bereits seit dem 15. Jahrhundert in der Stadt nachzuweisen ist. Damals war sie von den Franziskanern aus Italien mitgebracht worden. Die teilweise sehr starken Pilgerströmen schufen eine vehemente Nachfrage nach solcherlei Arbeiten und machten sie auch über die Stadt hinaus bekannt.
Kultur-Zentren
Bethlehem ist Sitz des Palestinian Heritage Center, das 1991 eingerichtet wurde. Das Center hat sich zum Ziel gesetzt, die palästinensische Kultur der Palästinenser zu bewahren und zu fördern. Das International Center of Bethlehem ist eine weitere Institution zur Beahrung der Kultur der Stadt. Es bietet u.a. Sprachunterricht an, bildet Frauen aus und fördert Kunst und Kunsthandwerk.
Schweinefleisch im Heiligen Land?
Der Beit Dschala Pork Butcher Shop im Zentrum von Beit Dschala verkauft doch tatsächlich frisches Schweinefleisch - und das mitten im Heiligen Land, wo weder Juden noch Moslems Schweinefleisch essen (dürfen). Die Kunden kommen daher nicht ohne Grund selbst aus Tel Aviv angereist.
Stadtteile von Bethlehem
Bethlehems historische Wohngegenden werden Harat genannt und haben sich mit den Jahrhunderten so entwickelt, dass sie die lebendige Geschichte der Stadt widerspiegeln. Jedes einzelne dieser Viertel ist sehr individuell und verfügt über ein Gästehaus, wo sich die Männer des Quartiers treffen und die Angelegenheiten der Nachbarschaft besprechen. Die verschiedenen Stadtviertel repräsentieren auch die unterschiedliche Kultur, die Bethlehem ausmacht, und setzen sich zusammen aus Harat al-Najajreh, Harat al-Farahiyeh, Harat al-Tarajmeh, Harat al-‘Anatreh und Harat al-Qawawse.
Wirtschaftskonferenz 2008
Im Jahre 2008 war Bethlehem Gastgeber der größten Wirtschaftskonferenz, die jemals in den Palästinensischen Autonomiegebieten stattgefunden hat. Diese Palestine Investment Conference war vom palästinensischen Ministerpräsidenten Salam Fayyad angeregt worden und sollte mehr als 1000 Geschäftsleute, Banker und Regierungsbeamte aus vor allem dem Mittleren Osten dazu anregen, im Westjordanland und im Gaza-Streifen zu investieren - nicht erfolglos, kam doch eine Summe von etwa 1,4 Milliarden US-Dollar für wirtschaftliche Investitionen in den palästinensischen Territorien zusammen. Die Wirtschaftskonferenz von 2008 wurde 2010 unter der Schirmherrschaft von Präsident Mahmud Abbas fortgesetzt. Damals waren es fast 2000 Teilnehmer aus 32 Ländern.
Feste und Veranstaltungen
Georgs-Fest (al-Khader)
Dieses palästinensische Fest erinnert an den heiligen Georg, einem Heiligen der palästinensisch-christlichen Folklore, der auch als al-Khader, Mar Jeries und Jirjis bekannt ist. Die Feierlichkeit findet jedes Jahr am 5. Mai statt und wird von Christen wie Moslems gefeiert, obwohl es eigentlich ein rein christliches Fest ist. An diesem Tag gehen griechisch-orthodoxe Christen in einer Prozession von Bethlehem in die palästinensische Stadt al-Khader, die sich im Süden von Bethlehem ausbreitet. Dort lassen zahlreiche Pilger ihr Neugeborenen taufen - und zwar im Wasser, welches das Kloster vom Hl. Georg umgibt.
Fest des Hl. Elias
Dieses Fest erinnert an den heiligen Elias. Es wird durch eine Prozession nach Mar Elias gefeiert, einem griechisch-orthodoxen Kloster im Norden von Bethlehem.
Weihnachten in Bethlehem
Christliche Festivitäten gibt es in Bethlehem an drei unterschiedlichen Daten: Während am 25. Dezember Katholiken und Protestanten ihr Weihnachtsfest begehen, tun dies die Kopten, die Griechisch- und die Syrisch-Orthodoxen erst am 6. Januar. Die armenisch orthodoxen Christen feiern Weihnachten hingegen am 19. Januar. An allen drei Tagen kommt es zu großen Prozessionen, die über den Manger Square führen.
Am 24. Dezember gegen Mittag kommt der Lateinische Patriarch von Jerusalem mit dem Auto zur Stadt Betlehem gefahren. Nachdem er die Stadtgrenze bzw. den Checkpoint passiert hat, wird sein Konvoi von berittenen Polizisten und Dudelsack spielenden Pfadfindern empfangen. Der ganze Zug geht dann hinauf zum Krippenplatz. Der Patriarch kehrt darauf in der Casa Nova der Franziskaner ein und zelebriert am 25. Dezember die Christmette und das Hochamt. Das alles geschieht aber nicht in der Geburtskirche, sondern in der Katharinenkirche. Lediglich darf der Patriarch kurz über die Verbindungstür von der Hieronymus- bis zur Geburtsgrotte gehen. Nach Mette und Hochamt kehrt er wieder nach Jerusalem zurück.
Während die Katholiken ihren Weihnachtsgottesdienst also in der Katharinenkirche feiern, tun das die Protestanten meist auf den Hirtenfeldern. Der griechische Patriarch hingegen, der mit den orthodoxen Gemeinden am 6. und 7. Januar feiert, darf die Messe in der Geburtskirche zelebrieren. Das gilt auch für den armenischen Patriarchen, der - wenn auch in einem kleineren Rahmen - ebenfalls in der Geburtskirche feiert, allerdings am 19. Januar.
Sicherheitslage
Etwa 41% der Bevölkerung von Bethlehem sind Christen und 59% Moslems. Die heutige palästinensische Stadt ist sehr am Tourismus orientiert. Wegen des großen Potenzials als Besucher-Magnet hat die Palästinensische Autonomiebehörde eine permanente Tourismuspolizei eingerichtet. Wenn es also zwischen dem Süden Israels und dem Gaza-Streifen zu Gewaltausbrüchen kommt, wird Bethlehem deshalb nicht gefährlich, sondern bleibt ein sicherer Ort für Bewohner und Reisende. Auch diesem Umstand ist es zu verdanken, dass wieder mehr und mehr Besucher in die Stadt kommen.
Im Norden Bethlehems verläuft der israelische Sperrzaun, der bis zu acht Meter hoch ist. Er trennt Betlehem von Jerusalem und kleineren palästinensischen Dörfern ab, zu denen Walaja und Jaba gehören. Natürlich hat die Konstruktion des Sperrzaunes die Bewegungsfreiheit der palästinensischen Bewohner der Stadt Betlehem erheblich eingeschränkt, auch wenn er der Sicherheitslage Israels geschuldet war und sich dahingehend auch auszahlte. Für die Bewohner Bethlehems hatte er politische, soziale und wirtschaftliche Folgen. Die meisten Zugänge und Ausgänge der Agglomeration Bethlehem zum Rest des Westjordanlandes werden gegenwärtig von israelischen Checkpoints und Straßenblockaden kontrolliert. Wie sich diese Kontrollen gestalten, richtet sich stark nach den jeweiligen Direktiven der israelischen Sicherheitsbehörden. Reisen von Bethlehem-Palästinensern nach Jerusalem wird stark reguliert. Auch benötigen diese eine Erlaubnis, wenn sie das Grab von Rahel besuchen wollen, ein wichtiges jüdisches Heiligtum. Israelis nun wieder ist es verboten, Bethlehem oder die nahe gelegenen biblischen Beraik Solayman zu betreten. Israelis, die die Stadt dennoch besuchen möchten, benötigen dafür eine Erlaubnis von der Israeli Civil Administration.
Die überwiegende Zahl von Reisenden erreicht Bethlehem über Jerusalem. Weil Bethlehem von der Palästinensischen Autonomiebehörde verwaltet wird, muss ein Grenzübergang passiert werden, der direkt an der Straße liegt, die beide Städte verbindet. Wer den israelischen Checkpoint "Rachel's Crossing" in die ein oder andere Richtung passiert, zeigt den israelischen Soldaten einfach den Reisepass. Das Gepäck wird kurz kontrolliert. Dann überquert man die Grenze. Touristen können Bethlehem frei betreten und zwischen dort und Jerusalem hin und her wechseln, so oft sie wollen. Nur der Reisepass mit einem israelischen Visum wird verlangt.
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