Stadtgeschichte

Stadtgründung und Namensgebung

Der Name Belfast ist die anglizistische Version der irischen Bezeichnung Béal Feirste, was übersetzt so viel wie "Mündung des Farset" bedeutet. Dieser Begriff bezieht sich auf die Sandbank, die sich an der Stelle gebildet hatte, an der sich die beiden Flüsse Farset und Lagan treffen. Dieses Gebiet ist das jetzige Donegall Quay und fließt in das Belfast Lough.

Die Gegend um das heutige Belfast war bereits in der Bronzezeit besiedelt gewesen. Der Giant's Ring, ein 5.000 Jahre altes neolithisches kreisförmiges Monument, liegt nahe der heutigen nordirischen Hauptstadt, und die Überreste von Festungen aus der Eisenzeit sind noch immer auf den bei Belfast gelegenen Hügeln zu sehen.

Belfast blieb im Mittelalter eine kleine unbedeutende Siedlung, auch wenn John de Courcy an der Stelle, an der die heutige Castle Street verläuft, im 12. Jahrhundert eine Burg errichtet hatte. Bedeutender und größer wurde die Stadt erst im 17. Jahrhundert, als es durch Sir Arthur Chichester zu einer Stadt gemacht wurde. Die ursprünglichen Siedler waren englische und schottische Protestanten.

Belfast wächst

Eine erste Blütezeit erlebte Belfast im 18. und 19. Jahrhundert. Die Stadt war zu einem kommerziell und industriell bedeutenden Ort geworden, was an der bemerkenswerten Produktion von insbesondere Leinen, Stricken, Tabak sowie schweren Maschinen gelegen hat. Und auch der Schiffbau hatte eine immense Bedeutung erlangt. Am Ende des 19. Jahrhunderts hatte Belfast für kurze Zeit sogar Dublin in puncto Größe überholt. Besonders wichtig für Belfast waren die Schiffswerften der Firma Harland and Wolff, die bald zu den größten Schiffsbauern der Welt gehören sollten. Dieses Unternehmen war es auch, das für den Bau der berühmten Titanic verantwortlich gewesen war.

Belfast im Zweiten Weltkrieg

Währende des Zweiten Weltkrieges wurde Belfast in Folge von Luftbombardements schwer zerstört. Allein während des Angriffs im Jahre 1941 töteten ungefähr 200 Bomber etwa 1.000 Menschen und vernichteten etwa die Hälfte aller Häuser von Belfast. Außerhalb von London war dies der verheerendste Luftangriff während des Krieges. Er ist als Belfast Blitz in die Geschichte eingegangen. Hatte Nordirland im Zweiten Weltkrieg grundsätzlich einen erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung erfahren, der sich auf die Rüstungsindustrie gegründet hatte, kam es nach 1945 v.a. in Belfast (aber auch Derry) zu einem Niedergang, von dem die katholische Bevölkerung besonders stark betroffen war.

Belfast im Nordirlandkonflikt

Keine historische Epoche hatte Belfast härter getroffen als der Nordirlandkonflikt. Er dauerte von 1969 bis 1998, wenn er überhaupt eine klare zeitliche Einteilung zulässt. Es handelte sich dabei um einen Kampf um Macht und Identität, der sich zwischen der britischen und der irischen Bevölkerungsgruppe in Nordirland abspielte. Dieser Konflikt basierte auf der starken Segregation Nordirlands in zwei große konfessionelle Gruppen: die Protestanten und die Katholiken.

Dabei muss man wissen, dass diese beiden Gruppen von Anfang der Geschichte an Konflikte ausgetragen haben, die auf der Basis einer harschen sozialen, wirtschaftlichen, politischen und auch religiösen Unterschiedlichkeit beruhen. Grundsätzlich speist sich die daraus ergebende Geisteshaltung aus dem Kontrast zwischen den alteingesessenen, ärmeren, bäuerlichen, katholischen Iren sowie den kolonialisierenden englischen bzw. schottischen Siedlern, die wohlhabender, industriell denkend und der protestantischen Konfession verbunden sind. Der blutige Konflikt wurde aktiv insbesondere von paramilitärischen Organisationen ausgetragen, hatte aber für alle Bevölkerungsteile im Land erhebliche Konsequenzen im alltäglichen Leben. Er fand überwiegend in Nordirland statt, griff teilweise aber auch auf Großbritannien und die Republik Irland über. Trauriges Resultat des gewaltsamen Konfliktes waren 4.000 getötete Personen sowie seine tiefe Einprägung ins Gedächtnis der Menschen.

Ursachen
Die historischen Ursachen des Konfliktes sind bereits im Mittelalter zu finden und begannen mit der normannischen Eroberung Irlands sowie der systematischen Besiedelung der nördlichen Gebiete durch protestantische Schotten und Engländer seit dem Jahre 1609. Resultat war die rasche Enteignung der irischen Bevölkerung und die Bereicherung der Siedler. 1801 kam es durch das Unionsgesetz Act of Union zu einer Eingliederung Irlands in das Vereinigte Königreich Großbritannien und zur Auflösung des irischen Parlaments. Im 19. Jahrhundert bildeten sich vermehrt nationalistische Gruppierungen, die ein unabhängiges Irland zum Ziel hatten. Den härtesten Widerstand fanden die Iren in den Protestanten der Provinz Ulster, zu der auch Belfast gehört. Irische Hauptakteure wurden nun immer mehr die 1905 von Arthur Griffith gegründete Sinn Féin sowie die um 1919 gegründete Irish Republican Army, kurz IRA. Bis zum Jahre 1921 konnte man durch den anglo-irischen Vertrag die Souveränität des irischen Südens erreichen, der 1948 zur Republik Irland wurde. Die Trennung beider irischer Staaten wurde aber nur für ein vorrübergehender Zustand gehalten. Im Norden indes entstand ein "protestantischer Staat für ein protestantisches Volk", wie sich James Craig ausgedrückt hatte, der erste Ministerpräsident Nordirlands. Katholiken wurden in allen Bereichen des täglichen Lebens erheblich diskriminiert und sahen sich für nationalistische Agitationen drakonischen Strafen ausgesetzt.

Beginn des Konflikts
Mit der Neu-Formierung der so genannten Ulster Volunteer Force (UVF) durch radikale Protestanten begann nun 1966 der Nordirlandkonflikt. Die Organisation betrieb eine Hetzkampagne gegen Katholiken, die schon bald ein erstes Todesopfer fordern sollte. Bei UVF-Schießereien kamen zwei Männder aus West-Belfast ums Leben, und Anschläge auf nordirische Elektrizitätswerke folgten 1969. Der IRA, die in dieser Zeit noch keine große Rolle spielte, wurde offen der Krieg erklärt. Indes gab es auch besonnene Stimmen auf beiden Seiten wie etwa die 1967 gegründete Bürgerrechtsbewegung Northern Ireland Civil Rights Association (NICRA).

Dennoch eskalierte der Konflikt ein erstes Mal am 12. August 1969, als Protestanten in der nordirischen Stadt Derry den von Katholiken bewohnten Stadtteil Bogside stürmten und die katholische Bewohnerschaft provozierten. Es kam zu langen Straßenschlachten und zu einer Solidarisierung der katholischen Arbeiterviertel in vielen Städten Nordirlands wie etwa in Belfast, wo nun von Katholiken Unruhen provoziert wurden. Auf protestantischer Seite agierte auch die Royal Ulster Constabulary (RUC), die damalige nordirische Polizei. Die Auseinandersetzungen eskalierten v.a. in Belfast und Derry. Es kam zu Todesopfern und dem Niederbrennen ganzer katholischer Straßenzüge. Der nordirische Premierminister rief schließlich die britische Armee zu Hilfe, was zwar zu einer Beruhigung der Situation führte, aber Großbritannien als neuen Akteur in den Konflikt zog. Die Armee wurde von katholischer Seite verständlicherweise schnell als verlängerter Arm der Protestanten empfunden, zumal sie Hausdurchsuchungen und Ausgangssperren anordnete und 1972 bei Demonstrationen in Derry 14 Menschen erschoss (Bloody Sunday). Nun eskalierte der Konflikt erst richtig.

Die IRA spaltete sich 1969 - aufgrund interner Kritik an ihrer „Passivität“ während der Unruhen - in die Provisional IRA sowie die Official IRA. Beide Zweige befehdeten sich stark und wetteiferten um die nationalistischen Gebiete Irlands. Daraus siegreich hervor gingen die Provisionals, die ab 1970 zunehmend paramlitärisch hervortraten und eine Art Guerillakrieg gegen Protestanten und britische Unterstützer führten.

Das Ende des Konflikts
Erst mit dem Karfreitagsabkommen (Good Friday Aghreement) des Jahres 1998 konnte der Konflikt beigelegt werden, in dem sich die Regierung von Südirland dazu bereit erklärte, von einer Wiedervereinigung Irlands Abstand zu nehmen. 2005 erklärte die IRA, den bewaffneten Kampf zu beenden. Lediglich die beiden radikalen Splittergruppierungen Real IRA und Continuity IRA hielten an der Gewalt fest, so dass es immer wieder zu Vorfällen wie dem des katholischen Jungen Michael McIlveen im Jahre 2006 kam, der von protestantischen Jugendlichen mit Baseballschlägern tot geprügelt wurde.

Zu Beginn des Jahres 2007 fand die offizielle Entwaffnung der IRA statt, und Mitte desselben Jahres schwor auch die Ulster Volunteer Force (UVF) der Gewaltanwendung ab. Die britische Armee erklärte dann im Juli 2007 ihren Einsatz in Nordirland für beendet. Dieser hatte 38 Jahre gedauert.

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