Bad Münstereifel: Stadtgeschichte

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Vom Anfang bis 1770

Um das Jahr 830 n. Chr. wurde im oberen Erfttal durch den Abt von Prüm, Markward, ein "Tochterkloster" mit der Bezeichnung Novum Monasterium (Neues Kloster) gegründet.
Prüm liegt heutzutage in Rheinland-Pfalz - ca. 45 km süd-südwestlich von Bad Münstereifel entfernt.

Bereits 844 kam das Kloster in den Besitz der Gebeine der römischen Märtyrer Chrysanthus und seiner Frau Daria. Das hatte zur Folge, dass zahlreiche Pilger hierher kamen und das Kloster ein Zentrum kirchlichen Lebens wurde.
Nachdem König Zwentibold von Lothringen im Jahr 898 dem Kloster das Markt-, Münz- und Zollrecht verliehen hatte, siedelten sich vor dem Kloster zunehmend Menschen an und es entstand ein Marktflecken. Im Verlauf des 12. Jahrhunderts erhielt die Siedlung den Namen Monasterium in Eiflia und das Kloster wurde in ein Stift umgewandelt.

Der Graf von Jülich ließ die hiesige Burg und eine Stadtbefestigung errichten. Die Burg ist erstmals 1317 urkundlich erwähnt. Im Jahr 1356 wurde der Ort Sitz eines Gerichts. Die Anfänge der Selbstverwaltung liegen im 12. Jahrhundert. Aus dem damals erstmals belegten Schöffengericht entwickelte sich der Stadtrat. 1454 verlieh der Herzog von Jülich als Landesherr der Stadt die Ratsverfassung: Aus dem 14-köpfigen Rat wurde einmal jährlich am Festtag St. Cosmas und Damian (27. September) der neue Bürgermeister gewählt.

Zudem blühten Gewerbe und Handel auf und es entstanden u.a. Wollwebereien, Gerbereien und auch Brauereien.
Zünfte bildeten die Schuster 1346, die Schneider und Tuchscherer 1395 und die Wollweber 1411. Zuvor hatten die Wollweber schon 1339 die Erlaubnis erhalten, ihre Tuche nach den gleichen Rechten und Qualitätsmaßstäben herzustellen, wie die Weber in Köln. Man orientierte sich bewusst an der damals größten deutschen Stadt und zielte auf die Absatzmöglichkeiten des dortigen Marktes, der über die Hanse mit dem europäischen Wirtschaftsraum verflochten war.
„Münstereifel ist ein Gewerbstadt“ schrieb – nicht ohne Neid – der Zülpicher Bürgermeister Rost zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Die Stadt verfügte damals über vier Fernhandelsmessen, die jeweils vier Tage dauerten und auch an Wochenenden und hohen Feiertagen wie Pfingsten stattfanden. Der Nahversorgung diente der Wochenmarkt, der am Samstag begann und bis zum Sonntagmittag währte.
Nach 1600 brachen die Münstereifeler Anbindungen an den Fernhandel zusammen.

Um die Reformation zu bekämpfen entstand nach 1615 in der Stadt eine starke Bewegung der Gegenreformation. Zu Beginn des 30jährigen Krieges (1618) kamen Kapuzinermönche in die Stadt, die auch eine Tuchmanufaktur errichteten, was Arbeitsplätze schuf, wodurch die Stadt einem gewissen Wohlstand wahren konnte. Im Jahr 1625 wurde durch Jesuiten mit der Lehrtätigkeit des St.-Michael-Gymnasiums begonnen, dessen Gebäude zwischen 1724 und 1727 errichtet wurde. Der Bau der Klostergebäude erfolgte zwischen 1652 und 1674 und die Jesuitenkirche entstand zwischen 1659 und 1668. Es sei erwähnt, dass das St.-Michael-Gymnasium seinerzeit die einzige höhere Schule zwischen Köln und Trier war.
Den Jesuiten folgten 1657 die Karmelitinnen, deren Klosteranlage zwischen 1769 und 1770 erbaut wurde.

Von 1802 bis heute

Mit dem Einmarsch der Franzosen begann eine neue Zeit. Münstereifel verlor seine Funktion als Mithauptstadt im Herzogtum Jülich sowie die damit verbundenen Beamten (Amtmann, Vogt) und Institutionen (Gericht, Finanzverwaltung).
Unter Napoleon wurden 1802 das Kloster und das Stift säkularisiert, was zu einem spürbaren Rückgang des Wohlstands der Stadt führte. Nach dem Wiener Kongress fiel die Region an Preußen. In dieser Zeit kam es zu einem erheblichen weiteren wirtschaftlichen Niedergang, und auch politisch verloren die Region und damit auch die Stadt an Bedeutung.

Das änderte sich erst gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts als der Fremdenverkehr zu einer Belebung der Wirtschaft führte.
Die Stadt, die nach 1800 drei Generationen lang kein nennenswertes Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum hatte, konservierte ihr Stadtbild.
Man erkannte, welches Kapital man mit den malerischen Fachwerkgruppen und Baudenkmälern wie der Romanischen Basilika und dem Gotischen Rathaus besaß und entwickelte die Stadt zu einem Urlaubsort.
Der Eisenbahnanschluss 1890 kam gerade rechtzeitig, den neuen Gewerbezweig zu befördern. Man sammelte Erfahrungen im Tourismus.
Das führte dazu, dass Münstereifel 1926 zum Kneippkurort wurde, 1967 den Titel „Bad“ verliehen erhielt und 1974 als „Kneipp-Heilbad“ staatlich anerkannt wurde.

Während des Zweiten Weltkrieges - und zwar während Einmarsches der Deutschen in die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Nordfrankreich vom 10. Mai bis zum 6. Juni 1940 - nutzte Adolf Hitler das "Felsennest“ in Münstereifel-Rodert als Führerhauptquartier.
Die Anlage entstand kurz zuvor aus einer hier befindlichen Flakstellung. Heutzutage findet man nur noch Reste davon, so ist der "Führerbunker" nach seiner Sprengung nur noch als Ruine erhalten und von der Lagebaracke blieb das Fundament übrig.

Rund 4 km vom östlich des "Führerhauptquartiers" im heutigen Stadtteil Forsthaus Hülloch hatte der Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst Walther von Brauchitsch (1881-1948), zu Beginn des Westfeldzuges im Jahr 1940 sein Hauptquartier.
Ab Mitte September 1944 war die Anlage Hauptquartier der 7. Armee der Heeresgruppe B.
Ende November/Anfang Dezember 1944 bezog der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B, Feldmarschall Walter Model (1891-1945) Die Anlage, von wo aus er die Ardennenoffensive befehligte.
Model erschoss sich am 21. April 1945 in der Nähe von Duisburg.
Diese letzte größere Offensive der Deutschen begann am 16. Dezember 1944 und endete am 21. Januar 1945 mit einer Niederlage. Aber für die US-Streitkräfte war sie mit rund 20.000 Toten in Europa eine der verlustreichsten Schlachten des gesamten Krieges.

Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der Etablierung des Regierungssitzes in Bonn rückte Bad Münstereifel auch in das Blickfeld der Politprominenz. So verbrachte Bundespräsident Theodor Heuss mehrfach hier seinen Urlaub.
Nach einer Zusammenkunft von führenden SPD-Politikern - darunter Bundeskanzler Willy Brandt (1913-1992), der Fraktionsvorsitzende Herbert Wehner (1906-1990) - sowie von führenden Gewerkschaftlern in der Nacht vom 4. bis 5. Mai in der heutigen Kurt-Schumacher-Akademie, verkündete Brandt am 5. Mai 1974 den anwesenden Politikern der SPD seine Entscheidung, als Bundeskanzler zurückzutreten. Das formelle Rücktrittsgesuch ließ er am Abend des 6. Mai dem in Hamburg weilenden Bundespräsidenten Gustav Heinemann überbringen.

Im Jahr 1996 eröffnete der Sänger "Heino" sein "Heinos Rathaus-Café" in der Marktstraße von Bad Münstereifel, das er aber im Jahr 2012 in das frühere Kurhaus verlegte.

Im Jahr 2008 ließ sich der Orden der Legionäre Christi in der Stadt nieder und übernahm das ehemalige Ursulinen-Internat als Apostolische Schule und Noviziat.
Die katholische Ordensgemeinschaft der Legionäre Christi wurde 1941 gegründet. Ihre Mission sieht sie darin, das Reich Christi in der Gesellschaft im Sinne von Gerechtigkeit und christlicher Nächstenliebe und in Zusammenarbeit mit den Pfarrern und Bischöfen der jeweiligen Diözesen zu verbreiten.

Am 14. August 2014 eröffnete das City Outlet Bad Münstereifel. In den Jahren zuvor hatte ein Investoren-Trio rund 30 Gebäude in der Innenstadt erworben und restauriert. Nunmehr sind Artikel von rund 40 Markenfirmen im Angebot des Outlets. Rund 37,5 % der Geschäfte der Innenstadt sind damit Teil des City Outlets Bad Münstereifel, das die Stadt wirtschaftlich neu beleben soll.

Hinweis
Für Korrekturen und Ergänzungen danken wir dem Stadtarchivar von Bad Münstereifel - Herrn Harald Bongart - ganz herzlich!

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