Mittlerweile kann jeder Gesunde in seinem Heimatland aber auch in zahlreichen Urlaubsländern in wenigen Tagen einen Tauchschein erwerben. Dabei kann man mit der ersten Stufe eines derartigen Scheins, dem "open water-Schein", bereits alle Tauchgänge mit Druckluftflaschen bis in Tiefen von 30-40 m absolvieren.
Klugerweise schließt sich ein Anfänger aber einem erfahrenen Tauchlehrer an. So phantastisch ein Tauchgang, vor allem in den klaren und warmen Meeren der Tropen, auch ist, so ist dennoch auf eine Reihe von Verhaltensmaßnahmen zu achten, um nicht zu Schaden zu kommen. Es geschehen relativ selten schwere Zwischenfälle beim Sporttauchen, insofern sollte sich niemand durch die möglichen gesundheitlichen Gefahren von diesem wunderschönen Sportvergnügen abbringen lassen.
Ein wenig Physik
Den Druck, den eine Kraft von 1 N auf 1 m2 erzeugt wird als Pascal (Pa) bezeichnet. Dabei sind 1 bar = 100.000 Pascal.
Die uns umgebende Lufthülle übt auf Meereshöhe im Mittel einen Druck von 1,013 bar = 1.013 mbar aus. Eine Wassersäule mit einer Höhe von 10 m erzeugt einen Druck von rund 1 bar. Da Wasser nahezu "nicht komprimierbar" ist, verstärkt sich der Wasserdruck pro 10 m Tiefe um 1 bar. In 10 m Wassertiefe besteht daher ein gesamter Druck von rund 2 bar (1 bar Luftdruck + 1 bar Wasserdruck). Das bedeutet, dass sich auf den ersten 10 m der Druck bereits verdoppelt hat. In 20 m herrschen demnach 3 bar, in 30 m 4 bar usw. In 1.000 m Tiefe, in die z.B. noch Wale tauchen können, herrscht bereits ein Druck von 101 bar.
Der äußere Wasserdruck presst den menschlichen Körper zusammen, es sei denn, man erhöht den im Körper herrschenden Druck auf den des umgebenden Wassers. Dies geschieht mit Hilfe der Pressluft, die sich unter einem Druck von rund 200 bar in Stahlflaschen befindet, die der Taucher meist auf dem Rücken im Wasser zur Luftversorgung mit sich führt. Ein "genial" konzipiertes Mundstück passt den Luftdruck der eingeatmeten Luft stets dem herrschenden Wasser-Außendruck an.
Ohrendruck
Ein gewisses Problem kann in einem gestörten Luftdruckausgleich zwischen dem Nasen-Rachenraum und dem Mittelohr und den Kiefer- sowie den Stirnhöhlen bestehen.
Bei einem gesunden Menschen besteht zwischen dem Mund-Nasenrachenraum und dem Mittelohr eine kleine Verbindung, die Eustachische-Röhre. Da bei den meisten Menschen beim Tauchen ein Druckausgleich mit dem Mittelohr nicht von selbst entsteht, ist es erforderlich, stark zu Schlucken oder bei mit der Hand zugepresster Nase die Luft hindurchzupressen. Diese Problematik besteht beim Auftauchen in der Regel nicht.
Mittelohrprobleme
Von relativ seltenen Fehlbildungen im HNO-Bereich abgesehen gibt es bei einem vernünftig durchgeführten Druckausgleich keine Probleme mit dem Mittelohr und den Kiefer- und Stirnhöhlen. Aber bei Erkältungen oder anderen Erkrankungen im HNO-Bereich kann es z.B. zu Schleimhautschwellungen kommen, die es ratsam erscheinen lassen können, auf Tauchgänge zu verzichten. Es sollten aber auf keinem Fall abschwellende Medikamente genommen werden, da deren Wirkung während eines Tauchgangs nachlassen kann mit möglichen dramatischen Folgen, so u.a. eines Trommelfellrisses mit dem Eindringen von Wasser.
Nebenhöhlenprobleme
In der Regel findet ein Druckausgleich mit den Nebenhöhlen über kleine Verbindungsröhrchen statt. Bei Problemen in diesem Bereich ist jedoch der Rat eines erfahrenen HNO-Arztes oder Taucharztes einzuholen.
Caissonkrankheit
In der Tauchmedizin spricht man statt von der Caissonkrankheit sinnvoller Weise von der Dekompressionskrankheit. Die Ursache für einen derartigen sehr schweren Tauchunfall ist der folgende:
Je höher der Luftdruck im Organismus ist, umso mehr Sauerstoff und Stickstoff löst sich im Organismus. Für jeden Druck gibt es eine maximale Menge an diesen Gasen (z.B. in Gramm gemessen), die in bestimmten Geweben, wie Blut, Muskeln, Bindegewebe oder Fett gelöst werden können. Beim Auftauchen verringert sich der Druck und das gelöste Gas muss wieder ausgeatmet werden. Beim Sauerstoff geschieht das über die Verbrennung in den Zellen, der dann als CO2 ausgeatmet wird. Der gelöste Stickstoff geht aber nicht sofort ins Blut, um abgeatmet werden zu können. Daher sind in Abhängigkeit von der Tiefe und der Tauchzeit bestimmte Auftauchzeiten einzuhalten. Diese Zeiten sind tabelliert oder in speziellen Tauchuhren programmiert. Hält man diese Zeiten nicht ein, so "perlt" der Stickstoff aus dem Gewebe in das Blutgefäßsystem und verstopft kleinere Blutgefäße oder Gewebeteile. Die Folgen dieses Ausperlens, dem Entweichen von CO2 aus einer Mineralwasserflasche vergleichbar, lassen sich ihrer Schwere nach wie folgt darstellen:
- Kribbeln in der Haut
- Unwohlsein
- Müdigkeit, Lustlosigkeit
- Schmerzen in Armen und Beinen
- Rückenschmerzen
- Taubheitsgefühle
- Sehstörungen
- Hörstörungen
- Sprechprobleme
- Halbseitenlähmungen
- Ganzkörperlähmungen
- Hirnembolie mit Schlaganfällen
- Lungenembolien
- Herzbeschwerden
Die genannten Beschwerden müssen nicht alle gleichzeitig auftreten und sind natürlich von der Menge des freigesetzten Stickstoffs und damit von der Tauchzeit und Tauchtiefe abhängig. In leichteren Fällen bilden sich die Symptome wieder vollständig zurück, in schweren Fällen treten dauerhafte Schäden auf, im Extremfall kommt es zum Tod.
Die einzige sinnvolle Therapie besteht darin, die betroffene Person sofort in eine Überdruckkammer zu verbringen. Derartige Kammern befinden sich an sehr vielen Tauchzentren. Es reicht, wenn mit der Therapie einige Stunden nach dem ersten Auftreten der Symptome, begonnen wird. Es sei erwähnt, dass bei Tauchgängen bis zu etwa 10 m Tiefe keine Auftauchzeiten zu beachten sind. Auf keinem Fall sollen die betroffenen Personen aber wieder ins Wasser unter einem erhöhten Druck gebracht werden.
Tauchen ohne Druckluft, Flachwasser-Blackout
Viele Menschen, die nicht mit Druckluft tauchen, lieben es, mit Taucherbrille, Schnorchel und Schwimmflossen die Unterwasserwelt zu erforschen und zu bewundern. Aber auch hier besteht die Gefahr, bewusstlos zu werden und dabei sogar zu ertrinken. Der Grund für diese "Flachwasser-blackout" genannte Gefährdung ist der folgende:
Der "Anreiz" zu atmen hängt von dem im Körper vorhandenen Teildruck des CO2 und weniger von dem des O2 ab. Der Teildruck des CO2 übt im Wach- und Schlafzustand einen Reiz über Rezeptoren und Nerven auf die Atemmuskulatur aus. Sofern aber eine Person vor dem Tauchen heftig und stark ein- und ausatmet, sinkt der Teildruck des CO2 deutlich ab, ohne dass der O2-Teildruck wesentlich steigt. Das führt dazu, dass es nach einiger Zeit zu einem Sauerstoffmangel kommt, ohne dass der CO2-Teildruck bereits zu einem Atemreiz führt. Die Person spürt daher keine Atemnot und daher auch keinen Reiz aufzutauchen, um zu atmen. Daher kann es geschehen, dass eine Person in nur wenigen Metern Tiefe wegen eines O2-Mangels bewusstlos wird und ertrinkt. Es sollte daher vor dem Abtauchen ohne Druckluft nicht mehr als 2-3 mal tief Luft geholt werden.
Apnoe-Tauchen
Unter Apnoe-Tauchen versteht man das Tieftauchen nur mit der an der Oberfläche eingeatmeten Luft. Es sei erwähnt, dass der Weltrekord für diese Art des Tauchens derzeit bei 183 m liegt. Dieser rekord wurde im August des Jahres 2006 durch den Österreicher Herbert Nitsch aufgestellt. Mit dieser Tiefe stellte er den von dem Franzosen Loïc Leferme im Jahr 2004 aufgestellten Rekord von 171 ein.
Beim Training für einen neuen Weltrekord ist Leferme am Mittwoch, den 11. April jedoch tödlich verunglückt. Der zum Zeitpunkt seines Todes 36-jährige Franzose erlitt beim Auftauchen aus 171 Metern Tiefe bei Villefranche-sur-Mer an der Côte d'Azur einen Herzstillstand.
Bei Apnoe-Tauchen geschieht es häufiger, dass die Taucher relativ dicht unter der Oberfläche plötzlich bewusstlos werden. Daher befinden sich stets andere Taucher mit Atemhilfe (Pressluft) in diesen Bereichen. Der Grund dafür ist der folgende:
Bei dem einige Minuten dauernden Tieftauchen verbraucht der Taucher einen großen Teil seines eingeatmeten Sauerstoffs O2. Dadurch sinkt der O2-Teildruck. Beim Auftauchen, besonders in der Nähe der Wasseroberfläche, sinkt der Außen-Druck und damit auch der des O2-Teildrucks im Organismus stark ab. Das kann dazu führen, dass der Teildruck des O2 nicht mehr ausreicht, das Gehirn mit genügend Sauerstoff zu versorgen. Es kommt zur Bewusstlosigkeit.
Flüssigkeitsmangel
Besonders beim Tauchen verliert der Organismus u.a. über die im Organismus mit Wasserdampf angereicherte eingeatmete Pressluft relativ viel Flüssigkeit. Es kann daher zu einer so genannten Dehydrierung kommen, bis hin zum Blutdruckabfall, zu Krampfanfällen, Schockzuständen bis hin zur Bewusstlosigkeit. Es sollte daher vor jedem Tauchgang ausreichend, auch über das Durstgefühl hinaus, Flüssigkeit zugeführt werden. In den Tropen sollten übrigens, auch ohne Tauchen, mindestens 5 l Flüssigkeit täglich aufgenommen werden.
Erschöpfung, Unterkühlung
Besonders Anfänger sollten sich nicht, z.B. durch einen Gruppendruck, dazu verleiten lassen, ihre Kräfte zu überfordern und dadurch in Erschöpfungszustände zu geraten. In kälteren Gewässern ist auf eine ausreichend warme Kleidung und Ausrüstung zu achten. Neben vielen anderen Folgen steigt bei Erschöpfung und Unterkühlung der Sauerstoffverbrauch erheblich an, und damit die Zeit unter Wasser bleiben zu können.
Tauchanzüge
Die Herstellerfirmen bieten eine große Palette an verschiedenen Tauchanzügen an. Aber prinzipiell gibt es Nass- und Trockenanzüge, sowie Anzüge die Arme und Beine bedecken und solche, bei denen Arme und Beine nicht bedeckt sind.
Bei Nassanzügen besteht ein Wasseraustausch zwischen innen und außen. Dadurch kommt es natürlich in kälteren Wassern schnell zu einer Auskühlung der Person. Nassanzüge werden sowohl mit kurzen als auch langen Bein- und Armteilen getragen. Sie werden meistens in subtropischen oder tropischen Gewässern getragen.
Trockenanzüge
Trockenanzüge sind so gearbeitet, dass kein Wasser durch den Anzug hindurchdringen kann. Sie werden meist mit Bein- und Armteilen getragen. Bei Trockenanzügen kann wärmeschützende Unterwäsche getragen werden. Sie finden meist in kühleren Gewässern Anwendung.
Ein Rat zu den Tauchanzügen
In tropischen Gewässern werden fast nur Nassanzüge ohne Arm- und Beinteile getragen. Man sollte aber dennoch darauf bestehen, Anzüge mit Arm- und Beinteilen zu tragen. So ist z.B. die Gefahr mit den Tentakeln von Quallen in Berührung zu kommen nicht gering. Eine Reihe von Quallenarten kann zu erheblichen gesundheitlichen Schäden führen. So sind z.B. die Seewespe (eine Würfelqualle) im Pazifik (Australien) oder die portugiesische Galeere, die u.a. vor Portugal vorkommt, sogar tödlich.
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