Leishmaniose

Überblick
Leishmaniose ist eine tropische Infektionskrankheit, die zu Haut- und Schleimhautveränderungen führt.

Da die Erkrankung ausschließlich die Haut und Schleimhäute befällt, werden ihre verschiedenen Formen zusammenfassend auch als "kutane" Leishmaniose, also Leishmaniose der Haut, bezeichnet. Hiervon zu unterscheiden ist Kala-Azar, die sog. "viszerale" Leishmaniose, also Leishmaniose der Eingeweide, die mit einer Beteiligung innerer Organe wie Leber, Milz und Knochenmark einhergeht.
Bekannt sind im Wesentlichen zwei Formen der die Haut und Schleimhäute betreffenden Leishmaniose. Sie werden durch unterschiedliche Erreger ausgelöst und kommen in verschiedenen Regionen vor:

  • Kutane Leishmaniose (auch: Orient-, Aleppo-, Bagdad-, Delhibeule)
  • Amerikanische Haut- und Schleimhautleishmaniose (auch: mukokutane Leishmaniose, Espundia)

Die Leishmaniose wurde, obwohl schon in früheren Jahrhunderten bekannt, im Jahre 1756 zum ersten Mal ausführlicher von Alexander Russell anhand der Krankheitsgeschichte eines türkischen Patienten beschrieben. Die Erreger - sog. Leishmanien - wurden 1900 von dem britischen Tropenarzt Sir William Boog Leishman (1865-1926) in Indien entdeckt und nach ihm benannt.

Name: Leishmaniose
Weitere Bezeichnungen Leishmaniasis, Hautleishmaniosen
Unterformen kutane Leishmaniose (Orient-, Aleppo-, Bagdad-, Delhibeule) Amerikanische Haut- und Schleimhautleishmaniose (mukokutane Leishmaniose, Espundia)
Familie Trypanosomatidae
Vorkommen/Häufigkeit kutane Leishmaniose: Afrika, Südwest- und Zentralasien, Südeuropa;
Amerikanische Haut- und Schleimhautleishmaniose: Mittel- und Südamerika;
jährlich weltweit schätzungsweise 1-1,5 Millionen neue Infektionen
Ursachen Infektion mit Parasiten
Erreger Leishmanien (v.a. Leishmania tropica, Leishmania braziliensis)
Übertragung Stich durch Schmetterlingsmücken, v.a. Sandmücken ("sand flies")
Risikofaktoren/Riskogruppen fehlender Mückenschutz; Kinder und Jugendliche
Inkubationszeit variiert zwischen zwei Wochen und mehreren Monaten
Symtome je nach Erreger verschiedene Manifestationen an Haut oder Schleimhäuten
Komplikationen Narbenbildung; ausgeprägte Schäden in Nase, Mundhöhle, Rachen und Luftröhre mit teilweise schwerwiegenden Komplikationen
Diagnostik Erregernachweis und Hauttest
Therapie Antimonpräparate
Prognose bei rechtzeitiger Therapie gute Heilungsaussichten; bei Beteiligung der Schleimhäute häufig langwierige Verläufe
Prophylaxe Schutz vor Mückenstichen

Ursachen/Erreger
Ursache für Leishmaniose ist eine Infektion mit Parasiten, sog. Leishmanien.
Leishmanien sind tierische Einzeller (Protozoen) und gehören zur Familie der Trypanosomatidae. Sie sind oval und haben einen Durchmesser von 2-5 µm. Bekannt sind 20 Leishmanien-Arten, die beim Menschen Krankheiten verursachen. Leishmaniose wird im Wesentlichen durch die folgenden Arten hervorgerufen:

  • tropica: Hauptauslöser der kutanen Leishmaniose, verbreitet v.a. in Küstengebieten des Mittelmeerraumes (Südeuropa), Afrika, Südwest- und Zentralasien.
  • Leishmania infantum: Befällt vorwiegend Kinder; verbreitet in Küstengebieten des Mittelmeerraumes, in Zentralasien sowie in Afrika.
  • Leishmania braziliensis: Hauptauslöser der amerikanischen Haut- und Schleimhautleishmaniose, verbreitet v.a. in Mittel- und Südamerika

Für ihre Vermehrung benötigen Leishmanien einen Wirt: den Menschen oder Wirbeltiere (v.a. Hund, Fuchs, Schakal, Nagetiere).
Die Erreger der verschiedenen Hautleishmaniosen vermehren sich direkt am Infektionsort in der Haut und führen dort zu krankhaften Veränderungen.

Übertragungswege
Die Übertragung der Leishmanien auf den Menschen erfolgt durch den Stich weiblicher Schmetterlingsmücken, sog. Sandmücken (Phlebotomus, "sand flies"). Diese Insekten sind 2-3 mm lang. Die Leishmanien werden von den Sandmücken mit einer Blutmahlzeit aufgenommen und reifen in deren Darm etwa 4-25 Tage heran. Anschließend gelangen sie über den Stechrüssel der Insekten in die Haut von Wirbeltieren oder Menschen.

Inkubationszeit
Die Inkubationszeit, d.h. die Zeit zwischen dem Beginn der Infektion (Stich der Mücke) und dem Auftreten von Krankheitszeichen, variiert bei Hautleishmaniosen zwischen sechs Wochen und mehreren Monaten.
In Einzelfällen kann die Krankheit sogar noch Jahre später ausbrechen.

Kutane Leishmaniose
Die kutane Leishmaniose tritt in zwei möglichen Krankheitsausprägungen auf:

  • Feuchte Form (Erreger: Leishmania tropica major)
    Hierbei sind zunächst furunkelartige Knoten an der Haut zu beobachten, die sich im Laufe der Krankheit in erhabene Geschwüre von etwa 3-6 cm Größe umwandeln. Nach ca. sechs Monaten heilen die Geschwüre unter Narbenbildung ab.
  • Trockene Form (Erreger: Leishmania tropica minor)
    Die trockene kutane Leishmaniose beginnt mit einem braunen Knötchen, das sich nach und nach ausdehnt und geschwürig verändert. Es heilt innerhalb eines Jahres unter Bildung einer Narbe ab.

Amerikanische Haut- und Schleimhautleishmaniose
Auf der Haut erscheint an der Eintrittsstelle der Erreger innerhalb weniger Wochen ein rotes Knötchen, das sich rasch zu einem kleinen Geschwür entwickelt. Wenn die Krankheit nicht wirksam behandelt wird, treten - in der Regel erst einige Jahre nach Infektionsbeginn - Schädigungen der Schleimhäute auf. Besonders häufig betroffen sind Nase, Mundhöhle, Rachen und Luftröhre.

Diagnose
Das Erscheinungsbild der Hautleishmaniosen ist relativ typisch und lässt bereits auf die Krankheit schließen. Da die Erkrankung in unseren Breiten allerdings eher ungewöhnlich ist, spielt die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese), vor allem im Hinblick auf Auslandsaufenthalte in tropischen Gebieten, eine entscheidende Rolle für die Diagnosestellung.
Die Erreger können direkt über die Entnahme von Gewebe aus der betroffenen Hautpartie (Biopsie) nachgewiesen werden. Bei der amerikanischen Haut- und Schleimhautleishmaniose kann auch ein Hauttest (Montenegro-Intrakutantest) zur richtigen Diagnose führen.

Behandlung/Therapie
Die Behandlung der Leishmaniose stützt sich im Wesentlichen auf sog. Antimonpräparate (v.a. Stibogluconat-Natrium). Sie werden in Salbenform auf die betroffenen Hautareale aufgetragen. In schwerwiegenden Fällen und bei einer Beteiligung der Schleimhäute werden sie als Spritzen verabreicht. Antimonpräparate verursachen teilweise erhebliche Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Gewichtsverlust, Blutdruckabfall oder Leberschäden.
Bei ausgeprägter Schädigung von Gewebe oder der Bildung störender Narben können nach Beseitigung der Infektion plastisch-chirurgische Maßnahmen durchgeführt werden.

Alternative Behandlungsmöglichkeiten
Wirksame alternative Behandlungsmöglichkeiten sind bei der Leishmaniose nicht bekannt.

Verlauf, Prognose
Die kutane Leishmaniose heilt in der Regel nach einigen Monaten ab. Häufig bleiben Narben an der Haut zurück, die die Betroffenen als störend empfinden können. In selteneren Fällen wird die Krankheit chronisch, wobei dauerhaft braun-gelbe Flecken auftreten.
Bei der amerikanischen Haut- und Schleimhautleishmaniose kommt es, wenn die Erkrankung nicht wirksam behandelt wird, einige Jahre nach Infektionsbeginn zu Schädigungen der Schleimhäute im oberen Atem- bzw. Verdauungstrakt. Die Zerstörungen können dabei ein enormes Ausmaß annehmen und auf das Muskel- und Knorpelgewebe übergreifen. Die Folge sind schwerwiegende Komplikationen wie Atembeschwerden und kosmetische Entstellungen im Nasenbereich.

Vorkommen/Häufigkeit
Die Kutane Leishmaniose kommt vor allem in den warmen Klimazonen Südeuropas (Küstengebiete des Mittelmeerraumes), Afrikas, Südwest- und Zentralasiens vor. Besonders betroffen sind die Länder Afghanistan, Iran, Saudi Arabien und Syrien.
Die amerikanische Haut- und Schleimhautleishmaniose ist in Mittel- und Südamerika verbreitet. Rund 90% aller Fälle treten in Bolivien, Brasilien und Peru auf.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkranken weltweit jedes Jahr rund 1-1,5 Millionen Menschen an einer Leishmaniose.

Risikogruppen

- Kinder

Kinder und Jugendliche erkranken besonders häufig an Leishmaniose. Die derzeit verfügbaren Medikamente sind wegen ihrer starken Nebenwirkungen nicht ohne Weiteres bei ihnen anwendbar. Auch einige wirksame insektenabweisende Mittel (Repellents) sind für Kinder ungeeignet.
Kinder und Jugendliche erkranken besonders häufig an Leishmaniose. Die derzeit verfügbaren Medikamente sind wegen ihrer starken Nebenwirkungen nicht ohne Weiteres bei ihnen anwendbar. Auch einige wirksame insektenabweisende Mittel (Repellents) sind für Kinder ungeeignet.

Impfungen
Bisherige Versuche, wirksame Impfstoffe gegen die Erreger der Leishmaniose zu entwickeln, blieben unbefriedigend.

Expositionsprophylaxe
Die einzige Möglichkeit, einer Infektion mit Leishmanien vorzubeugen, ist ein wirksamer Schutz vor Mückenstichen.
  • Kleidung:
    Soweit möglich sollte der Körper so großflächig wie möglich von fester Kleidung bedeckt sein, auch wenn dies häufig nur unzureichend durchführbar und für sich allein keinen ausreichenden Schutz darstellt, durchdringen doch etwa 40% aller Mückenstiche die Kleidung. Um die Schutzwirkung von Textilien zu erhöhen, können sie genau wie Moskitonetze mit Insektizidsprays behandelt werden.
  • Moskitonetze:
    Heutzutage bevorzugt man insektizid-imprägnierte Moskitonetze (mit pyrethroidhaltigen Insektiziden behandelt) aus Kunststoff, da diese leichter und nicht so anfällig für Feuchtigkeit sind wie Baumwollnetze. Wichtig ist eine Maschengröße von nicht mehr als 1,2 x 1,2 mm bzw.180-200 mesh/square. Weiterhin sollte das Moskitonetz den Körper nicht berühren, rundum unter der Matratze fixiert sein oder - bei Hängematten - rundum fest auf dem Boden aufliegen (ausreichend langes Netz mit Erdstreifen).
  • Raumschutz
    Wirkungsvolle Mittel zum Insektenschutz in Räumen sind Fliegengitter vor sämtlichen Raumöffnungen sowie Insektizide (Räucherspiralen, Insektizidverdamper, Insektizidsprays). Ultraschallgeräte haben sich in der Mückenbekämpfung als wirkungslos erwiesen.
  • Repellents (mückenabweisende Mittel)
    Repellents haben eine abweisende Wirkung auf Mücken oder andere Insekten. Sie werden auf die Haut aufgetragen, wobei verschiedene Wirkstoffe in unterschiedlichen Darreichungsformen (Sprays, Lotionen, Gele, Cremes) zur Verfügung stehen. Die meisten heutzutage verwendeten Repellents sind für den Menschen wohlriechend und haben gute Gebrauchseigenschaften. Übel riechende, klebrige Substanzen gehören eher der Vergangenheit an. Die Wirkstoffe unterscheiden sich in Effektivität, Wirkspektrum und Wirkdauer. So haben Sprays z.B. generell eine kürzere Wirkdauer als andere Darreichungsformen. Für Kinder stehen spezielle Repellents zur Verfügung.
    Es ist ratsam, mückenabweisende Mittel erst nach anderen Hautpflege- oder Sonnenschutzmitteln aufzutragen, damit sie nicht überdeckt werden. Auch der Kontakt mit Wasser (Schwimmen, starkes Schwitzen) kann die Wirksamkeit der Mittel herabsetzen. Schleimhautkontakt sollte vermieden werden, spezielle Hinweise auf Unverträglichkeiten sowie mögliche Materialschäden an Kunststoffen sind gesondert zu beachten.
Chemoprophylaxe
Eine medikamentöse Vorbeugung von Infektionen mit Leishmanien ist derzeit nicht möglich.
Naturheilkundliche Vorsichtsmaßnahmen, Ernährung
Es existieren verschiedene Berichte über alternative Vorsichtsmaßnahmen, deren Wirkung jedoch nicht hinreichend gesichert oder teilweise sogar widerlegt ist. So werden bestimmte ätherische Öle als Repellents empfohlen.
Diese sind jedoch nicht zuverlässig wirksam. Aufgrund der Komplikationen, die bei Leishmaniose-Erkrankungen auftreten können, ist von Experimenten bezüglich alternativer Vorsichtsmaßnahmen eher abzuraten.
Die Ernährung hat praktisch keinerlei Einfluss auf die Infektionsgefahr sowie den Verlauf der Erkrankung.

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