Bei Cholera (griech. cholera = Gallenbrechdurchfall) handelt es sich um eine akute bakterielle Infektionskrankheit, die den Dünndarm betrifft. Sie ist quarantäne- und meldepflichtig.
Name der Erkrankung | Cholera |
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Weitere Bezeichnungen | Cholera asiatica, Cholera epidemica |
Unterformen | |
Vorkommen/Häufigkeit | weltweit pro Jahr ca. 100.000 bis 200.000 Infektionen, davon 2.000 bis 3.000 Todesfälle |
Ursachen | Infektion mit Bakterien |
Erreger | Choleravibrionen (Vibrio cholerae, Vibrio cholerae El Tor) |
Familie | Vibrionaceae |
Übertragungsweg | Trinkwasser Nahrungsmittel (v.a. Obst, Gemüse, Fisch) |
Risikofaktoren, Risikogruppen | Schwangere Kinder Immungeschwächte Rucksacktouristen |
Inkubationszeit | zwei bis fünf Tage |
Krankheitszeichen (Symptome) | massive wässrige Durchfälle, Erbrechen |
Komplikationen | starke Flüssigkeits- und Elektrolytverluste mit Herzkreislauf- und Nierenversagen, allgemeine Blutvergiftung |
Diagnose | Nachweis der Erreger im Stuhl oder Erbrochenen |
Therapie | Behandlung der akuten Symptome (Flüssigkeitszufuhr, Bettruhe, leichte Kost) Antibiotika (z.B. Tetracycline, Chloramphenicol, Streptomycin) |
Verlauf, Prognose | in 20% der Fälle schwerwiegende lebensbedrohliche Verläufe; bei adäquater Therapie gute Heilungsaussichten |
Vorsichtsmaßnahmen Impfung |
hygienische Maßnahmen (Trinkwasseraufbereitung, sanitäre Anlagen) Isolierung von Erkrankten und Kontaktpersonen Es gibt ein oral einzunehmenden Impfstoff (Dukoral) |
Ursachen/Erreger
Ursache für Cholera ist eine Infektion mit Choleravibrionen (Vibrio cholerae).
Choleravibrionen (lat. vibrare = schwingen, zittern) sind Bakterien, die zur Familie der Vibrionaceae gehören. Es handelt sich dabei um kommaförmig gebogene Stäbchen von 1,5-2 µm Länge (1 µm = 10-6 m) . Unterschieden werden die Erregertypen Vibrio cholerae und Vibrio cholerae El Tor. Der deutsche Bakteriologe Robert Koch (1843-1910) entdeckte den Erreger der Cholera im Jahre 1883.
Übertragungs- bzw. Ansteckungswege
Infektionsquelle für den Erreger von Cholera ist grundsätzlich der Mensch. Vor allem Erkrankte scheiden die Bakterien in großen Mengen mit dem Stuhl aus. Mitunter bleiben Personen, die eine Cholerainfektion überstanden haben, noch über mehrere Wochen und Monate Ausscheider, ohne selber unter Symptomen zu leiden.
Die Übertragung der Erreger erfolgt in den meisten Fällen indirekt über verunreinigtes Trinkwasser oder verunreinigte Lebensmittel (v.a. Gemüse, Obst, Fisch, Meeresfrüchte). Seltener werden die Bakterien direkt von Mensch zu Mensch durch Hautkontakt übertragen (z.B. durch ungewaschene Hände nach dem Toilettengang). Ein enges Zusammenleben unter schlechten hygienischen Verhältnissen fördert die schnelle Ausbreitung der Infektion.
Choleravibrionen gelangen über den Mund und die Verdauungswege in den Dünndarm. Hier vermehren sie sich, ohne in die Schleimhaut einzudringen. Sie produzieren einen Giftstoff (Enterotoxin), der bestimmte Darmenzyme aktiviert. Diese wiederum beschleunigen die Ausscheidung und führen so zu massiven Durchfällen.
Inkubationszeit
Die Inkubationszeit, d.h. die Zeit zwischen dem Beginn der Infektion (Aufnahme der Bakterien) und dem Auftreten von Krankheitszeichen, dauert bei der Cholera zwei bis fünf Tage.
Krankheitszeichen (Symptome)
Die Erkrankung geht mit Erbrechen und starken wässrigen ("reiswasserähnlichen") Durchfällen einher, die im Verlauf an Menge und Umfang zunehmen. Die Patienten verlieren dabei bis zu 20 Litern Flüssigkeit pro Tag. Die zunehmende Austrocknung und nachfolgende Veränderungen im Salzhaushalt (Elektrolythaushalt) des Blutes können zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen.
Diagnose
Choleravibrionen können im Stuhl oder im Erbrochenen von Infizierten nachgewiesen werden.
Therapie
Die Patienten sind durch die massiven Durchfälle in der Regel geschwächt und benötigen Bettruhe und Wärme. Im Vordergrund steht die Behandlung der Wasser- und Salzverluste. Da die Patienten diese in der Regel nicht über das Trinken ausgleichen können, muss ihnen Flüssigkeit in Form von Infusionen über eine Vene zugeführt werden. Besteht die Möglichkeit einer Infusionstherapie nicht sofort, können die Patienten zur Überbrückung fertige Elektrolyt-Zucker-Mischungen trinken. Diese gleichen die Salz- und Flüssigkeitsverluste bis zu einem gewissen Grad aus. Sie sind aber nur mit abgekochtem Wasser zu verwenden. Um den Darm nicht zusätzlich zu belasten, sollten die Betroffenen höchstens leichte Kost (z.B. Weißbrot, Zwieback, Bananen) zu sich nehmen.
Die Infektion selbst kann mit Antibiotika (z.B. Tetracycline, Chloramphenicol, Streptomycin) behandelt werden. Dies geschieht in erster Linie, um die Zeit der Ausscheidung von Erregern nach überstandener Krankheit zu verkürzen.
Bei schweren Durchfällen können unter Umständen Stopfmittel, sog. Obstipantien, wie Mucilaginosa, tanninhaltige Präparate oder medizinische Kohle angewendet werden. Eine solche Therapie bedarf jedoch der ärztlichen Kontrolle und sollte grundsätzlich nur eine vorübergehende Maßnahme sein.
Verlauf, Prognose
In der Mehrzahl der Fälle verläuft eine Cholerainfektion relativ mild mit nur leichten Symptomen. Bei etwa 20% der Infizierten treten allerdings massive Brechdurchfälle mit den erwähnten schweren Flüssigkeitsverlusten auf, die zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Herzkreislauf- oder Nierenversagen und Blutvergiftung des ganzen Körpers (Sepsis) führen können.
Unbehandelt führen die schweren Komplikationen der Erkrankung häufig zum Tod. Werden die Symptome jedoch sofort behandelt, ist eine Heilung meist innerhalb weniger Tage möglich.
Vorkommen, Häufigkeit
Ausgangspunkt der Cholera war vor etwa 200 Jahren Südostasien. Die Infektion breitete sich in mehreren Seuchenzügen aus und ist heute weltweit anzutreffen. Besonders in Entwicklungsländern, Krisengebieten, nach Naturkatastrophen und in warmen Regionen während der Regenzeiten werden immer wieder größere Ausbrüche der Krankheit beobachtet. Ursprünglich wurden Choleraepidemien v.a. durch den Erregertyp Vibrio cholerae verursacht. In den letzten Jahrzehnten verbreiteten sich zunehmend auch Infektionen mit dem Typ Vibrio cholerae El Tor.
Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge wurden im Jahr 2003 weltweit aus 45 Ländern 111.575 Infektionsfälle und 1.894 Todesfälle gemeldet. 96% der Infektionen traten in Afrika auf. Die Sterberate an der Erkrankung, die weltweit aufgrund zahlreicher Maßnahmen der WHO auf etwa 1,5% gesenkt werden konnte, hängt in erster Linie vom medizinischen Versorgungsstandard ab. So beträgt sie in Südafrika nur 0,2%, in anderen afrikanischen Staaten dagegen bis zu 40%.
Risikofaktoren/Risikogruppen
- Schwangere
Während der Schwangerschaft ist eine Erkrankung mit Cholera besonders problematisch. Der hohe Flüssigkeitsverlust und die Veränderungen im Salzhaushalt bergen sowohl für die Schwangere als auch für das ungeborene Kind große Risiken. Entwicklungsstörungen des Kindes sowie Tod-, Fehl- oder Frühgeburten können bei ungenügender Behandlung der Symptome auftreten. - Kinder
Kinder leiden unter den Symptomen einer Cholera besonders stark. Flüssigkeitsverluste führen bei ihnen schnell zu Austrocknung und lebensbedrohlichen Zuständen. - Immungeschwächte
Eine Schwächung des Immunsystems (z.B. bei Vorerkrankungen wie HIV oder bei Immunsuppression nach einer Organtransplantation) geht mit einem erhöhten Risiko für den Ausbruch von schweren Cholerasymptomen einher. - Rucksacktouristen
Reisende, die auf eigene Faust in Ländern mit herrschenden Choleraepidemien unterwegs sind, haben ein gewisses Risiko für die Infektion. Spezielle Vorsichtsmaßnahmen im Umgang mit Lebensmitteln und Getränken sind deshalb ratsam. Allerdings wird geschätzt, dass im internationalen Reiseverkehr nur etwa einer von 500.000 Touristen an Cholera erkrankt.
Impfungen
Die Impfung gegen Choleravibrionen mit abgetöteten Erregern (Dukoral) wird oral eingenommen. Dabei wird nach Verabreichung der ersten Dosis eine zweite Dosis nach einer bis spätestens sechs Wochen eingenommen. Um einen dauerhaften Schutz zu gewährleisten, sollte alle zwei Jahre durch die Verabreichung einer erneuten Dosis die Immunisierung aufgefrischt werden.
Entwickelt wurden darüber hinaus Impfstoffe, die lebende, abgeschwächte Erreger enthalten und geschluckt werden müssen. Diese sind in Deutschland derzeit allerdings nicht zugelassen.
Da das Risiko für normale Reisende, sich mit Cholera zu infizieren, relativ gering ist, wird im Allgemeinen von einer Impfung gegen die Erkrankung vor Reisebeginn abgeraten. Empfohlen wird die Schutzimpfung v.a. für Personen, die als Entwicklungshelfer in Krisengebiete reisen.
Hygienische Maßnahmen: Um die Verbreitung von Cholera einzudämmen, sind in erster Linie hygienische Maßnahmen notwendig. So können Gewässer durch den Bau sauberer sanitärer Einrichtungen von menschlichen Ausscheidungen freigehalten und Trinkwasser durch Aufbereitungsanlagen gereinigt werden. Kranke und ihre Angehörigen müssen vorübergehend isoliert werden, um den Kontakt zu Nicht-Infizierten zu verhindern. Chemoprophylaxe
Eine medikamentöse Vorbeugung von Infektionen mit Cholera ist derzeit mit Ausnahme der genannten Impfung nicht möglich.
Naturheilkundliche Vorsichtsmaßnahmen, Ernährung
Die Erreger der Cholera werden in erster Linie durch verunreinigte Lebensmittel (v.a. Obst, Gemüse, Fisch, Meeresfrüchte) und Trinkwasser übertragen. Aus diesem Grund können Reisenden in entsprechende Risikogebiete zum Schutz vor einer Infektion folgende hygienische Maßnahmen empfohlen werden:
- Vor dem Essen grundsätzlich die Hände mit abgekochtem Wasser waschen.
- Rohes Obst und Gemüse vor dem Verzehr am besten gründlich mit abgekochtem Wasser waschen bzw. schälen.
- Alle Speisen gut garen. Auf den Genuss von rohem Fleisch (z.B. Tatar) oder rohen Meeresfrüchten lieber verzichten.
- Wasser - auch Leitungswasser - vor dem Trinken abkochen, mit entsprechenden Mitteln entgiften oder durch Filtration reinigen. Milch sollte nie ungekocht getrunken werden. Unproblematisch sind frisch gekochter Tee oder Kaffee und alle kohlensäurehaltigen Getränke aus industriegeschlossenen Behältern (z.B. Cola- oder Wasserflaschen, Dosen). Allerdings ist beim Kauf von Wasserflaschen auf den Originalverschluss zu achten, da die Flaschen in manchen Ländern nach ihrem Erstgebrauch nicht selten mit Leitungswasser wieder aufgefüllt werden. Vorsicht vor dem Genuss von Eiswürfeln - sie können mit Bakterien kontaminiert sein.
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