Auf Europa und die ganze Welt
Am 02. Februar 2023 hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte erhöht. Der oberste Kreditzins bzw. Hauptfinanzierungssatz liegt dadurch bei 3%. Durch die Erhöhung des Leitzinses wird auch der Einlagezins beeinträchtigt. Die Sparzinsen für den Verbraucher steigen um 2,5%.
Was ist der Leitzins?
Bei dem Leitzins handelt es sich um den Zins der Kreditzinsen. Er ist ein wichtiges Instrument der weltweiten Notenbanken. Durch ihn soll die Höhe des Verbraucherpreises und die Geldmenge indirekt gesteuert werden.
Der eigentliche Leitzins ist die Hauptrefinanzierungsfazilität. Zusätzlich gibt es weitere zwei EZB-Zinsen. Hierbei handelt es sich um den Einlagenzins und Spitzenrefinanzierungssatz. In einigen Fällen, werden gleich alle drei Zinsen als Leitzinsen tituliert.
Der Hauptrefinanzierungssatz gibt die Konditionen vor, über die sich Banken zwischen zwei Wochen und drei Monaten von der Europäischen Zentralbank Geld leihen dürfen. Über ein Auktionsverfahren, wird das Geld der Zentralbank an die Banken verteilt. In der Regel müssen Banken hierfür Sicherheiten, in der Form von Pfandbriefen oder Anleihen hinterlegen.
Das geliehene Geld wird im besten Fall mit einem Zinsaufschlag über Kredite von der Bank an Privatleute oder Unternehmen zur Verfügung gestellt. Die Kreditaufnahme wird also teurer und der Investitionsanreiz über eine Finanzierung reduziert sich bei den Unternehmen.
Dennoch gibt es für Verbraucher vielfältige Möglichkeiten, den Zinssatz beim Kredit zu senken, wie das Portal Finanzradar beschreibt. Mehrere Kreditnehmer und eine feste Zweckbindung, können die Kosten für ein Darlehen demnach deutlich senken.
Rekordinflation im Oktober
Die Notwendigkeit für einen aggressiveren Anstieg der Leitzinsen, war die hohe Inflation von 10,4% im Oktober 2022. Im November verharrte die Rekordinflation bei 10%. Im Dezember gab es eine kleine Erleichterung. Die Inflation war in Deutschland auf 8,6% gesunken. Hierbei spielten die staatlichen Entlastungen im Bereich der Fernwärme und Gas eine große Rolle. Indem die Währungshüter die Inflationserwartungen aller Wirtschaftsbeteiligten senken, soll die hohe Inflation reduziert werden. Durch dieses Vorgehen, soll außerdem auch die Glaubhaftigkeit der EZB gesteigert werden.
Menschen werden dazu animiert mehr Geld auszugeben, solange die Leitzinsen niedrig bleiben. Die Nachfrage an Gütern steigt natürlich mit dem Konsum. Dadurch werden auch die Preise beeinflusst, sodass beispielsweise eine nachfrageinduzierte Inflation möglich ist. In einem solchen Fall, muss die EZB-Notenbank die Zinsen erhöhen und das Sparen attraktiver gestalten. Das sorgt dafür, dass Menschen weniger konsumieren und die Preise vieler Produkte wieder gesenkt werden. Dieser Mechanismus kann aber nur funktionieren, wenn es sich um eine nachfrageinduzierte Inflation handelt.
Aktuell steigen die Preise weiter, weil viele Wirtschaftsgüter und die Energie knapp sind. Trotzdem wurden die Zinsen durch die Notenbanken weltweit angehoben. Es soll verhindert werden, dass die Teilnehmer einer Wirtschaft, die höheren Inflationsraten als Normalität empfinden und sie einpreisen.
Damit die Glaubwürdigkeit bewahrt wird, müssen die Notenbanken reagieren. Sie sorgen für stabile Preise, sodass die Verbraucher und die Wirtschaft besser planen können. Diese Strategie könnte mittelfristig durchaus erfolgreich sein.
Erhöhungen des Leitzinses in den letzten Monaten
Die EZB hat nach den jahrelangen Nullzinsen, den Leitzins am 27. Juli 2022 auf 0,5% festgelegt. Eine weitere Erhöhung gab es am 14. September 2022. An diesem Tag wurde er auf 1,25% erhöht und am 2. November auf 2%. Am 21. Dezember gab es eine Erhöhung auf 2,5%. Im Jahr 2023 lag die Erhöhung bei weiteren 0,5% auf 3%.
Welche kurzfristigen Folgen hat die Erhöhung des Leitzinses?
Höhere Leitzinsen animieren Menschen zum Sparen. Viele Haushalte müssen weltweit viel Geld in die Energie investieren, sodass kaum noch finanzielle Mittel für andere Anschaffungen übrigbleiben. Das hat zur Folge, dass auf Konsum verzichtet werden muss. Dadurch wird die Inflation aber erstmal nicht sinken, denn die Güter die aufgrund vom Energiemangel knapp sind, bleiben immer noch teurer. Die anhaltende Inflation hat weitreichende Folgen für die Wirtschaft. Durch Produktionsausfälle und einen schleppenden Konsum, kann eine leichte bis mittelschwere Schrumpfung der Wirtschaftsleistung eintreten.
Von einer Rezession spricht man aber nur dann, wenn sich die Wirtschaft in einem Land, über zwei Quartale hinweg verkleinert. Denn dadurch brechen Steuereinnahmen ein und Jobs gehen verloren. Auch für Sparer hat das Folgen. Denn auf den Festgeld- und Tagesgeldkonten, gibt es wieder Guthabenzinsen. F Für große Geldsummen auf dem Girokonto, fällt bei den meisten Banken aber das Verwahrentgelt weg. Die Kosten für Immobilienkredite können aufgrund der langen Finanzierungszeiträume, dramatisch steigen. Durch staatliche Maßnahmen, lassen sich einige der negativen wirtschaftlichen Folgen, etwas eindämmen. Eine finanzielle Hilfe soll unter anderem die Gaspreisbremse sein. Auch durch die Einführung des Bürgergelds erhalten Haushalte eine finanzielle Unterstützung.
Welche Rolle spielt die internationale Zentralbankkooperation?
Die EZB-Zentralbanken gewähren weltweit durch eine internationale Zusammenarbeit, eine ad hoc Unterstützung. Durch die internationale Kooperation, wird ein Austausch von Fachwissen gewährleistet. Fähigkeiten können dadurch ausgebaut und bewährte Verfahren publiziert werden. Ein Austausch ist über Seminare, Workshops, Expertenbesuche, Mitarbeiterentsendungen und Schulungsprogramme möglich. Ziel der internationalen Zusammenarbeit, ist eine verbesserte Beziehung mit den Zentralbanken auch außerhalb der EU und die Förderung von soliden Zentralbankpraktiken. Dadurch soll ein Beitrag für die Finanz- und Preisstabilität geleistet werden. Die EZB hat im Rahmen einer Kooperation bessere Möglichkeiten, ihre Entscheidungen in einem weltweiten Kontext zu erläutern.
Neuen Kommentar hinzufügen