Syrien: Wissenswertes

Einige wichtige Vorbemerkungen

Ohne die folgenden kurzen Hinweise ist die aktuelle Situation des Landes kaum zu verstehen. In Syrien regiert seit einem Militärputsch von 1963 die nationalistische "Arabisch-Sozialistische Baath-Partei“ als Einparteienherrschaft. Ab dem als "Korrekturbewegung“ genannten Staatsstreich von 1970 regierte General Hafiz al-Assad als Ministerpräsident. 1970 kam es zur Machtergreifung des militärischen Flügels in der Baath-Partei und Hafiz al-Assad (1930-2000) wurde im März 1971 neuer Staatspräsident, was er bis zu seinem Tod blieb. Nach seinem Tod im Jahr 2000 übernahm sein Sohn Baschar Hafiz al-Assad (geb. 1965) die Macht, der eine kurzzeitige Öffnungspolitik ab Juni 2000, den Damaszener Frühling, einleitete, der aber nur bis zum Herbst 2001 andauerte.

Der Bürgerkrieg in Syrien ist eine seit dem 15. März 2011 andauernde, bewaffnete Auseinandersetzung verschiedener Gruppen, die mit friedlichen Protesten Anfang 2011 begonnen hatten. Mit fortschreitender Dauer kamen neben den Truppen von Baschar Hafiz al-Assad, der im Jahr 2000 an die Macht gekommen war, zunehmend Kämpfer aus Drittstaaten hinzu, die dabei ihre eigene Interessen verfolgten. Es kam zu einer wachsenden Einflussnahme der Moslimbrüder, anderer radikalsunnitischer Gruppierungen und ausländischer Interessenvertreter. Neben dem Zustrom von Waffen kämpften zudem auch immer mehr ausländische Freiwillige und Söldner in Syrien. Der Wunsch der Opposition, die Demokratisierung Syriens zu erreichen, rückte in diesem Krieg immer mehr in den Hintergrund, und stattdessen trat der Kampf verschiedener Organisationen aus religiösen und ethnischen Gründen in den Vordergrund.

Das Land zerfiel in Gebiete, die entweder von der Regierung Assads, Oppositionsgruppen, den Volksverteidigungseinheiten der Kurden oder von Islamisten beherrscht wurden. Die direkte Beteiligung der Bündnispartner Assads – des Irans mit seinen Revolutionsgarden, der libanesischen Hisbollah-Miliz und Russlands mit seinem Militäreinsatz – sowie die Bildung eines internationalen Bündnisses unter Führung der Vereinigten Staaten gegen die sunnitische Terrorgruppe "Islamischer Staat“ (IS) machten aus dem Kampf innerhalb Syriens einen Stellvertreterkrieg: Hierbei kämpfen unter anderem der schiitische Iran gegen das sunnitische Saudi-Arabien sowie Russland und die USA um die Vormacht in der Region. Die Türkei griff wegen der eigenen Kurdenproblematik, besonders zur Verhinderung kurdischer Autonomiegebiete spätestens seit 2016 mit ihren Militäroffensiven in Nordsyrien in den Konflikt ein.

Im Jahr 2020 wurde die Zahl der infolge der Auseinandersetzungen getöteten Menschen auf etwa 500.000 geschätzt, zudem waren im Jahr 2018 etwa 13 Millionen Syrer auf der Flucht, davon 6 Millionen innerhalb Syriens. Und etwa 7 Millionen Menschen hatten bis 2023 das Land verlassen. Wegen des Krieges und seiner bis heutzutage andauernden Auswirkungen sind alle hier gemachten Aussagen unter großem Vorbehalt zu sehen. Außerdem ist (Stand 2023) ein Besuch des Landes als Tourist nahezu ausgeschlossen.

Größere Städte

Die meisten Städte des Landes sind stark zerstört oder wie Aleppo fast dem Erdboden gleich-gemacht. Die Angaben über die derzeitige Anzahl an Bewohnern wären nur eine grobe große Schätzungen, daher haben wir die Einwohnerzahl vor dem Kriegdargestellt. Einige mittlerweile auch Europa bekannt gewordene Städte alphabetisch geordnet:

Aleppo
Aleppo liegt im Nordwesten des Landes, nahe der Grenze zur Türkei. Vor dem Krieg hatte Aleppo etwa 1,6 Millionen Einwohner. Die Stadt wurde - nicht zuletzt durch schwere russische Angriffe - nahezu ganz zerstört. Im Jahr 2006 hatte Aleppo nach Mekka die Bezeichnung Hauptstadt der Islamischen Kultur erhalten. In der Nacht vom 28. auf den 29. September 2012 wurde der historische Basar durch ein Großfeuer weitgehend zerstört. Dieser Basar war weltweit das größte überdachte alte Marktviertel und Teil der UNESCO-Weltkulturerbestätten. Aber seit Ende Dezember 2016 wird die Stadt von Truppen der syrischen Regierung kontrolliert und ist seitdem weitgehend ohne Kampfhandlungen. Laut der UNO und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) ist in den ersten sieben Monaten nach dem Sieg der syrischen Armee ein Großteil der Geflüchteten wieder in die Stadt zurückgekehrt. Am 6. Februar 2023 wurden Teile des Südostens der Türkei und der Nordwesten Syriens von einem schweren Erdbeben betroffen, das auch in Aleppo und Idlib große Zerstörungen mit zahlreichen Toten anrichtete.

Damaskus
Damaskus, die Hauptstadt von Syrien, war vor dem Krieg eine blühende Stadt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten und hatte etwa 1,5 Millionen Einwohner. Damaskus ist eine der ältesten kontinuierlich bewohnten Städte weltweit. Die Stadt war bis zum Bürgerkrieg ein wichtiges kulturelles und religiöses Zentrum des Orients. Große Teile der Stadt blieben glücklicherweise von weitgehend von Zerstörungen verschont. Aber von dem früheren Glanz ist nur wenig übriggeblieben, so müssen sich die Bewohner z.B. stundenlang für Brot anstellen.

Hama
Hama liegt im Osten von Syrien und ist etwa seit 10.000 v.Chr. durchgehend bewohnt. Vor dem Bürgerkrieg hatte die Stadt ca. 547.000 Einwohner. Der Aufstand der Muslimbrüder in Syrien, deren Hochburg Hama war, begann bereits 1976 lange vor dem Bürgerkrieg von 2011. Im Februar 1982 ereignete sich in Hama ein Massaker, bei dem die syrische Armee die Stadt bombardierte, weil Mitglieder der Muslimbrüder Hama zum Widerstandszentrum gegen die Regierung ausgebaut hatten. Dabei wurden, insbesondere in der historischen Altstadt, große Zerstörungen angerichtet und schätzungsweise 30.000 Menschen kamen ums Leben. Derzeit steht Hama unter der Herrschaft von Baschar Hafiz al-Assad. Hama ist vor allem durch seine riesigen Wasserschöpfräder, die Norias am Orontes, bekannt,
zudem verfügt Hama nach Damaskus und Aleppo die meisten Gebäude aus osmanischer Zeit auf, darunter ist das Stadtpalais Qasr al-Azm, das im 18. Jahrhundert errichtet wurde.

Homs
Homs liegt im Westen Syriens, und zwar im fruchtbaren Tal des Nahr al-Asi, und hatte vor dem Bürgerkrieg ca. 800.000 Einwohner. Hier befindet sich u.a. die Chālid-ibn-al-Walīd-Moschee, wo der Feldherr Chālid ibn al-Walīd (584-642) – ein Weggefährte des Propheten Mohamed - begraben ist, sowie die Große an-Nuri-Moschee und die wegen ihres hohen Alters berühmte Mariengürtel-Kirche.

Idlib
Idlib liegt im Nordwesten von Syrien und etwa km von der Grenze zur Türkei entfernt. Vor dem Bürgerkrieg lebten rund 165.000 Menschen in der Stadt. Während des Bürgerkriegs wurde die Stadt im März 2015 von der islamistischen Rebellenallianz Dschaisch al-Fatah eingenommen, wurde aber am 23. Juli 2017 durch die ebenfalls islamistische, aber verfeindete Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS) aus der Stadt vertrieben. Im Verlauf des Bürgerkriegs wurde Idlib zum letzten größeren Rückzugsort der oppositionellen Kräfte. Im Jahr 2020 trat ein Waffenstillstand zwischen dem syrischen Regime von Baschar al-Assad und der HTS in Kraft. Am 6. Februar 2023 wurden Teile der Türkei und der Nordwesten Syriens von einem schweren Erdbeben betroffen, das auch in Idlib und Aleppo große Zerstörungen mit zahl-reichen Toten anrichtete.

Feiertage

DatumFeiertag
1. JanuarNeujahr
6. JanuarTag der Streitkräfte
8. MärzRevolutionsjahrestag
17. AprilNationalfeiertag
20. AprilGeburt des Propheten Mohammed
1. MaiTag der Arbeit
6. MaiMärtyrer-Tag
17. JuliTag der Baath-Revolution

Das Islamische Opferfest und die Islamische Fastenzeit (Ramadan), die mit dem Fest des Fastenbrechens beendet wird, richten sich nach dem Mondzyklus; die Daten sind daher veränderlich. Auch die Dauer der Festzeiten ist mondabhängig; sie können bis zu zehn Tagen währen.

Regelmäßige kulturelle Veranstaltungen

DatumVeranstaltung
AprilHoms Musikfestival
MaiInternationales Frauen-Kulturfestival unter Beteiligung von Künstlerinnen aus vielen Ländern (Bildende Künste, Fotografie, Digitale Kunst, Tanz, Musik, Literatur) in Aleppo
MaiBlumenfestival in Damaskus
Mai/JuniPalmyra-Festival mit Musik- und Theateraufführungen, Kamel- und Pferderennen und Kunstgewerbemarkt.
JuliBaumwollfestival in Aleppo
AugustIn zweijährigem Rhythmus findet im Amphitheater von Bosra ein Musik- und Theaterfestival statt.
SeptemberInternationales Seidenstraßen-Festival (verschiedene Orte, u.a. Damaskus, Palmyra, Aleppo) mit Musik, Tanz, Theater, Kunstgewerbeausstellungen, Gastronomie
OktoberFilmfestival in Damaskus (in zweijährigem Rhythmus), Kunst- und Kulturfestival in Homs

Regelmäßige sportliche Veranstaltungen

September
Internationale Rallye in Damaskus unter der Schirmherrschaft des syrischen Automobilclubs.

Spezielle Landessitten

Es gilt, wie in allen islamischen Ländern: Frauen sollten sich nicht zu freizügig kleiden, Männer nicht in kurzen Hosen durch die Stadt laufen. Dasselbe gilt selbstverständlich grundsätzlich beim Besuch von Kirchen und Moscheen. Moscheen dürfen nur ohne Schuhe betreten werden, außerdem ist für Frauen eine Kopfbedeckung obligatorisch. Während des Ramadans, der islamischen Fastenzeit, dürfen Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang weder essen noch trinken oder rauchen. Viele Restaurants und Geschäfte sind daher tagsüber geschlossen. Das Fastengebot gilt nicht in Hotels und nicht für Touristen; vom Rauchen in der Öffentlichkeit sollte dennoch auch von Touristen Abstand genommen werden.
Der Austausch von Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit gilt als befremdlich und sollte daher vermieden werden. In vielen Kaffeehäusern wird Wasserpfeife geraucht, mancherorts auch von Frauen. Das Fotografieren militärischer Anlagen ist strengstens untersagt.

Problematisch ist oft, dass nur wenige Syrer englisch oder französisch sprechen und die meisten auch die lateinische Schrift nicht lesen können. Da der westliche Besucher meist nicht in der Lage ist, arabische Wörter verständlich auszusprechen, empfiehlt es sich, sich vor einem Ausflug, z.B. im Hotel den Zielort in Arabisch aufschreiben zu lassen und diesen dann dem Taxi- oder Busfahrer zu geben. Hervorzuheben ist, dass es sich bei den Syrern - zumindest vor dem Bürgerkrieg - um außergewöhnlich freundliche und gastfreundliche Menschen handelt, die ausländischen Besuchern gegenüber sehr aufgeschlossen und interessiert sind.

Die beste Reisezeit nach Syrien

Die Vorstellungen, was unter einem besonders günstigen Reiseklima zu verstehen ist, hängen von einer Reihe von Faktoren ab. So sehen Kulturreisende das Klima sicher erheblich anders als Menschen, die beispielsweise einen reinen Badeurlaub verleben wollen. Auch der Gesundheitszustand oder das Alter können dabei eine wichtige Rolle spielen. Daher sind unsere Reisezeitempfehlungen in die folgenden beiden Kategorien unterteilt:

Für eher sonnengewöhnte Menschen
Syrien ist ein großes Land mit abweichenden klimatischen Bedingungen in den verschiedenen Gegenden. Für Menschen, die gerne viel Sonne genießen wollen und denen auch höhere Temperaturen keine Beschwerden bereiten, sind die folgenden Jahreszeiten für einen Aufenthalt z. B. in Damaskus und Umgebung besonders gut geeignet: Mai bis Oktober.

Für Menschen, die ein gemäßigtes Klima bevorzugen
Menschen, die ein gemäßigtes Klima und geringere Temperaturen bevorzugen, sollten für einen Aufenthalt z.B. in Damaskus und Umgebung besser die folgenden Jahreszeiten nutzen: März/April, November.

Klimatabelle

In der folgenden Tabelle sind eine Reihe Wetter- bzw. Klimadaten des Landes dargestellt.

Monatmittlere Anzahl an Regentagenmittlere Höchsttemperaturen in (°C)mittlere Minimaltemperaturen in (°C)
Januar06-0811-1301-03
Februar05-0713-1503-05
März01-0317-1904-06
April02-0423-2508-10
Maium 0128-3012-14
Junium 032-3415-17
Julium 035-3717-19
Augustum 036-3817-19
September01-0332-3415-17
Oktober01-0326-2811-13
November04-0618-2007-09
Dezember04-0612-1403-05

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