Kirgisistan bis etwa zum Jahr 1000
Schon circa 1000 v.Chr. wurde die alte Handelsstadt Osch in Fergana-Tal im Süden des heutigen Kirgisistan gegründet. Das Volk der Kirgisen wurde erstmals 201 v.Chr. in chinesischen Quellen erwähnt. Ab Mitte des 7. Jh. bringen muslimische Araber einen Großteil Zentralasiens unter ihre Kontrolle und verbreiten den Islam. Das Turkvolk der Kirgisen wanderte als Nomaden Ende des 8. Jh. in den östlichen Tienschan ein. Die ersten schriftlichen Zeugnisse von kirgisischen Stämmen, die im Tienschan ansässig sind, stammen aus dem 10. Jahrhundert.
Kirgisistan im 18. und 19. Jahrhundert
Im 19. Jh. kämpften russische Truppen gegen den Khan und besetzten 1864 die Festung und damit Bischkek. Erst wurde Nordkirgisistan und 13 Jahre später der Süden des Gebietes in das russische Zarenreich eingegliedert. Im Jahr 1882 wanderten erstmals deutschstämmige Siedler (Mennoniten) in das Land ein. 1916 kämpften die Kirgisen während des mittelasiatischen Aufstands zusammen mit anderen muslimischen Völkern gegen die zunehmende "Russifizierung", der Aufstand wurde jedoch von den Truppen des Zaren niedergeschlagen. 1876 begann die russische Eroberung von Kokand, womit das Ende des Kanats und die definitive Einverleibung in das Zarenreich einhergingen. Es folgte die russischen Zuwanderung nach Kirgisistan.
Kirgisistan im 20. Jahrhundert
1916 kam es zu einem mittelasiatischer Aufstand gegen Russland mit blutigen Unterdrückungsmaßnahmen und Emigration von bis zu einem Drittel der kirgisischen Bevölkerung vor allem nach China. Nach der Niederschlagung der Aufstände durch den zaristischen Machthaber während der Oktoberrevolution, schuf die Sowjetmacht ein neues Riesenreich. Kirgistan wurde 1918 zunächst Teil der Turkestanischen ASSR (Autonome Sozialistische Sowjetrepublik), bevor es 1924 den Titel "Kara-Kirgisische ASSR" erhielt. Ein Jahr später wurde es in "Kirgisisches Autonomes Gebiet" (AG) und ein weiteres Jahr darauf in "Kirgisische Autonome Sowjetrepublik" umbenannt. Im Jahre 1926 verlor die Republik dann den Titel "Autonom", als "Kirgisische Sozialistische Sowjetrepublik" mit der nun in "Frunse" umbenannten Hauptstadt Bischkek. Der Name stammte von Michail Frunse, General der Roten Armee, Politiker und Sohn dieser Stadt.
Ab 1920 setzten die starken kulturellen und politischen Repressionen der Sowjetzeit ein, sie prägten die weitere gesellschaftliche Entwicklung nachhaltig. Von der Staatsführung wurde eine systematische Einwanderung von Russen organisiert. Am 14.10.1924 wurde die Kara-Kirgisischen Autonome Region innerhalb der RSFSR gegründet. Im selben Jahr erhielten die Kirgisen erstmals eine eigene Schriftsprache, bis dahin gab es nichts Vergleichbares. 1926 wurde für alle Turksprachen der SU die Einführung des lateinischen Schriftsatzes anstelle der bisherigen arabischen Zeichen beschlossen. Ab 1937 wurden diese dann durch die kyrillischen Buchstaben abgelöst. Die bisher fast ausschließlich auf Landwirtschaft basierende Wirtschaft wurde stark industrialisiert. Die fortschreitende Kollektivierung der Landwirtschaft unter Stalin führte auch in den Jahren nach 1929 zu heftigen Widerständen der nomadisierenden Kirgisen, denn sie wurden im Zuge dieser Maßnahmen zur Sesshaftigkeit gezwungen. Im Rahmen der Kämpfe sollen Hunderttausende Kirgisen interniert, nach China vertrieben oder getötet worden sein. Am 05.12.1936 kam es zur Gründung der Kirgisischen SSR.
1990 kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Kirgisen und Usbeken in Osch. Als letzte der Sowjetrepubliken legte Kirgisistan im Dezember 1990 den Entwurf einer Souveränitätserklärung im Republikparlament vor, im Jahre 1991 erklärte Kirgisistan seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Frunse erhielt den heutigen Namen Bischkek. Der ehemalige Präsident der Kirgisischen Akademie der Wissenschaften Askar Akajew wurde per Direktwahl im Amt bestätigt. Er leitet demokratische Reformen und die Umstellung zur Marktwirtschaft ein. Im selben Jahr trat Kirgisistan der GUS bei. 1993 verabschiedete das Parlament die neue kirgisische Verfassung. Zudem führte Kirgisistan mit dem "SOM" eine eigene Nationalwährung ein.
1999 verhängte der Präsident auf Grund erneuter Kämpfe zwischen Regierungstruppen und muslimischen Rebellen, die aus Tadschikistan eingedrungen waren, den Ausnahmezustand. Seit 2000 ist Kirgisistan Mitglied in der "Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft", neben Russland, Belarus, Kasachstan und Tadschikistan. Ende 2005 wurde Präsident Askar Akajew durch Massenproteste zum Eüktritt gezwungen. Sein Nachfolger war Kurmanbek Bakijew. Allerdings war dieser vielfach als "Revolution der Tulpen" bezeichnete Umsturz kein Demokratisierungsbeginn, sondern beendete nur die traditionelle Herrschaft des Nordens über den vernachlässigten Süden. Mit Hilfe von Clans und (halb)kriminellen Unterstützern waren die Kräfte des Südens an die Macht gelangt.
Anfang April 2010 kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen der Opposition und den Sicherheitskräften der Regierung unter Präsident Kurmanbek Bakijew, die darin gipfelten, dass Bakijew zeitweise den Ausnahmezustand ausrief und eine nächtliche Ausgangssperre verhängte. Infolge der Kämpfe mit mehr als 100 Toten erklärte Bakijew seinen Rücktritt und flüchtete nach Kasachstan und die oppositionelle Rosa Otunbajewa, frühere Außenministerin des Landes, übernahm am 07. April die Übergangsregierung. Als neuer Präsident ist der Chef der Oppositionspartei Ata Meken - Omurbek Tekebajew - im Gespräch.
Aber schon im Juni 2010 kam es zu erneuten Unruhen in Osch, einer Stadt im Süden Kirgisiens. Für die Gewaltakte zwischen Kirgisieren und Usbeken, die etwa 170 Menschenleben (inoffiziell spricht man sogar von 2000 Toten) und mehr als 1000 Verletzte forderten, werden Anhänger von Bakijew verantwortlich gemacht. Mehrere Tausend Menschen flüchteten aus der Region und kamen teilweise in Flüchtlingslagern bei der usbekischen Grenze unter, allerdings machte die usbekische Regierung am 15. Juni die Grenzen dicht, weil sie über die Flüchtlingsströme nicht mehr Herr wurde. Außerdem bat Usbekistan um internationale Hilfe. Das Militär Kirgistans konnte die Gewaltakte bisher nicht beenden und das, obwohl über das Land das Kriegsrecht verhängt worden ist.
Am 28. Juni 2010 stimmten etwas weniger als 80% der Wähler für eine neue Verfassung, die das Land demokratisieren und die Rechte des Präsidenten eindämmen soll. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 69%.
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