Bis zum 15. Jahrhundert
Bis zur Ankunft der Europäer lebten die Ureinwohner, die Guaraní-Indianer, als Halbnomaden vom Jagen, Sammeln und vom Ackerbau. Leider wurde ihre Kultur weitgehend zerstört.
Kolonialzeit vom Jahr 1516 bis zum Jahr 1816
Die Spanier betraten 1525 das Land zwischen den drei Flüssen Paraná, Pilcomayo und Paraguay. Asunción wurde im Jahre 1537 von Juan de Salazar und Gonzalo de Mendoza gegründet und ist eine der ältesten Städte Lateinamerikas. Der Ort wurde Nuestra Señora Santa María de la Asunción genannt. 1543 wurde das Gebiet des heutigen Paraguay dem spanischen Vizekönigreich Peru angegliedert. Gouverneur der Kolonie wurde Domingo Martínez de Irala, der die Verschmelzung zwischen spanischen Einwanderern und den Guaraní fördert. Er selbst ging mit "gutem Beispiel" voran, nahm sich 70 Guaraní-Frauen, mit denen er unzählige Kinder in die Welt setzte. Die aus diesen Verbindungen hervorgehenden Mestizen zählten sich selbst zur weißen Oberschicht und unterdrückten die Guaraní zunehmend. Die neugegründete 1580 Buenos Aires stellte eine starke Konkurrenz dar und die spanischen Eroberer wandten ihr Interesse mehr und mehr Argentinien zu. 1776 wurde Paraguay dem neu gegründeten spanischen Vizekönigreich von Río de la Plata mit dem heutigen Argentinien und Bolivien angegliedert.
Der Jesuitenstaat 1609 bis 1767
Im Jahr 1608 erhielt der Jesuitenorden das Recht zur Bekehrung der Indianer in der Provinz Guairá. Sie siedelten sich 1609 am Mittellauf des Paraná und des Uruguay an. Dort gründeten sie so genannte "Reduktionen". Die Mönche lehrten die Indianer Lesen und Schreiben, Ackerbau und Viehzucht sowie Handwerkstechniken. Die Indianersprache wurde von den Mönchen aufgezeichnet und sie organisierten den militärischen Widerstand der Indianer gegen die Sklavenhändler aus Brasilien. Binnen weniger Jahrzehnte gelang den Jesuiten die Gründung von 36 landwirtschaftliche Ansiedlungen.
In jeder dieser "Reduktionen" lebten etwas 4000 - 10000 Indianer, die Landwirtschaft betrieben und nach christlichen Grundsätzen lebten. Etwa 150 Jahre lang entwickelte sich der "Jesuitenstaat" zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor Spaniens und Paraguays. Die Oberschicht Paraguays bzw. die Kolonialherren sahen jedoch durch den Schutz der Indianer ihre Wirtschafts- bzw. Ausbeutungspolitik gefährdet und hintertrieben die Arbeit der Jesuiten durch Ränkespiele und Protestbriefe an den Vatikan. Im Jahr 1767 wurde ein Dekret erlassen, dass die Festsetzung und die Überführung von allen sich in Paraguay befindlichen jesuitischen Missionaren nach Spanien beinhaltete. Die Kolonialherren überließen die Reduktionen und deren Bewohner sich selbst. Im Jahre 1766 wurde der Jesuitenorden verboten und die Dörfer verfielen innerhalb weniger Jahre.
Unabhängigkeit, Kriege und Diktatoren
Auch in Paraguay löste die Französische Revolution einen tiefgreifenden Wandel aus. Paraguay, vor allem dessen Gouverneur Velazco, hielt Spanien von allen südamerikanischen Staaten am längsten die Treue. Eine Junta setzte 1810 den Vizekönig von Buenos Aires ab. Das Revolutionsregime entsandte eine Streitmacht, um die letzte spanische Bastion in Südamerika zu beseitigen. Bei Tacuarí kam es zur Entscheidungsschlacht. Obwohl die paraguayanische Partei zahlemmäßig weit unterlegen war, gelang ihr unter hohen Verlusten ein Sieg gegen die Invasoren. Doch da der Gouverneur, aus Angst die Schlacht zu verlieren, geflüchtet war, kündigten die paraguayanischen Truppen den Spaniern die Gefolgschaft. Dieser Krieg war die Geburtsstunde des paraguayanischen Nationalstolzes. Am 14. Mai 1813 erklärte Paraguay die Unabhängigkeit von Spanien und Argentinien, und im selben Jahr rief ein Nationalkongress die Republik Paraguay aus.
1814 wurde die Regierungsform in eine Präsidialrepublik umgewandelt. Dem neuen Präsidenten José Gaspar Rodríguez de Francia gelang es während seiner 26 Jahre andauernden Präsidentschaft, die Unabhängigkeit des Landes zu festigen. Er ordnete eine weitgehende Isolation des Landes an, um zu verhindern, dass das Land unter die Herrschaft der Vereinigten Provinzen am Río de la Plata kam. Er verfolgte eine autarke Wirtschaftspolitik und entmachtete die alten Eliten. Francia war ein begeisteter Anhänger der Französischen Revolution. Dagegen galt sein Haß der katholischen Kirche, dem Spaniertum und der Vetternwirtschaft innerhalb der Oberschicht. Er löste Klöster und Prieserseminare auf, erklärte die Prostitution zu einem ehrbaren Beruf und belegte jede Heirat, die innerhalb der weißen Oberschicht vollzogen wurde, mit schweren wirtschaftlichen und physischen Strafen. Um alle spanischen Einflüsse von außen abzublocken, wurden die Grenzen nach Argentinien geschlossen und der Handel mit anderen Ländern unter schwere Strafen gestellt. Francia Politik berscherte Paraguay einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung.
Der Nachfolger Francias wurde der entfernt verwandte Rechtsanwalt Carlos Antonio Lopez. 1842 schaffte dieser per Gesetz die Sklaverei in Paraguay ab. Er öffnete wieder die Landesgrenzen, ließ über 400 neue Schulen bauen, gründete Zeitungen und förderte die Einwanderung von ausländischen Spezialisten. Zudem vergrößerte er das Militär enorm, so dass Paraguay zu einem bedeutenden Machtfaktor innerhalb Südamerikas aufstieg. Zudem prägte die zwanzigjährige Regierungszeit von Carlos Antonio Lopez eine in der Geschichte des Landes nie dagewesene wirtschaftliche Blütezeit. Die Ausfuhren des Landes waren, ein einmaliges Ergeignis in der gesamten Wirtschaftsgeschichte Lateinamerikas, doppelt so hoch wie die Einfuhren.
Zum Nachfolger wählte Carlos Antonio Lopez seinen Großneffen Francisco Solano Lopez. Lopez führte das Land in den Krieg gegen die Tripel-Allianz (Argentinien, Brasilien und Uruguay) zwischen 1865 bis 1870. Nachdem 1864 die befreundete Regierung von Uruguay mit Hilfe Brasiliens gestürzt worden war, nahm Lopez dieses zum Anlass, Brasilien den Krieg zu erklären. Nach sechs Jahren Krieg hatte Paraguay ca. zwei Drittel seiner Bevölkerung verloren. Nach der Niederlage verlor Paraguay zudem die Hälfte seines Staatsgebietes.
Der Wiederaufbau des Landes gestaltete sich schwer. In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu politischen Umstürzen. Kein Präsident konnte sich lange an de Macht halten. Zudem kam es zu Beginn der 30er Jahre zu zunehmenden politischen Spannungen mit Bolivien. Der Nachbarstaat erhob territoriale Ansprüche auf den Norden Paraguays, die Region Chaco. In dem weitestgehend unbewohnbaren Gebiét wurden reiche Ölvorkommen vermutet. So kam es nach Grenzzwischenfällen und Scharmützeln 1932 zum offenen Krieg, der von beiden Seiten verbissen und unter großen Opfern geführt wurde. Der bis 1935 tobende "Chaco-Krieg" kostete Zehntausenden von Soldaten das Leben. Trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit der bolivianischen Truppen, ging Paraguay als unbestrittener Sieger aus den Kampfhandlungen hervor. In einem 1938 abgeschlossenen Friedensabkommen verlor Bolivien einen großen Teil seiner legitimen Ansprüche auf die Region Chaco.
Die militärischen Erfolge hatten das Prestige des Militärs erheblich gestärkt, dass es nun den wichtigsten innenpolitischen Machtfaktor des Landes darstellte. Doch keiner der Militärs, die sich an die Spitze des Staates putschten, konnte sich zunächst lange an der Macht halten. Im Mai 1954 wurde der amtierende Präsident Frederico Chávez von dem Chef seiner Streitkräfte, Alfredo Stoessner, gestürzt. Im August des selben Jahres wurde Stroessner als Präsident bestätigt. Er hielt sich bis 1989 an der Macht. Er regierte das Land mit diktatorischer Härte. Während seiner Amtszeit kam es zu unzähligen Menschenrechtsverletzungen. Dennoch kam es während seiner Präsidentschaft zu einem wirtschaftlichen Aufschwung im Land. Neue Krankenhäuser, Schulen und Universitäten wurden errichtet. Spezialisten aus dem Ausland kamen ins Land. Die Region Cháco wurde besiedelt. Die Infrastruktur des Landes wurde modernisiert. Trotz all dieser positiven Entwicklung war Paraguay während der Ära Stroessner vor allem ein Staat, in dem der größte Teil der Bevölkerung in ständiger Unterdrückung lebte. Stroesser selber erlebte das gleiche Schicksal wie sein Vorgänger. Er wurde durch den den Chef der Streitkräfte, Andres Rodriguez, gestürzt.
Demokratie seit 1992
Während der Präsidentschaft von Rodriguez erhielt das Land 1992 eine demokratische Verfassung. 1993 wurde Juan Carlos Wasmosy der erste, frei gewählte Präsident des Landes.
1995 - 1998 erschütterte jedoch eine Bankenkrise das Land, in deren Folge selbst die bis dahin größte Bank, die Banco Union, zusammenbrach. 1996 kam es zu einem landesweiten Generalstreik mit blutigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Die Oppositionsparteien sowie die Gewerkschaften forderten den Rücktritt des Präsidenten, gegen den ein Korruptionsverfahren lief. Zudem putschte der hohe Militäroffizier Lino Caesar Oviedo. Zahlreiche hohe Politiker reisten nach Paraguay, um dem Präsidenten den Rücken zu stärken. Die Staatskrise konnte beigelegt werden. Oviedo wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt.
Aus den Neuwahlen von 1998 ging Raúl Cubas Grau als Sieger hervor. Drei Tage nach seinem Amtsantritt löste er mit der Begnadigung und Freilassung von Oviedo eine schwere innenpolitische Krise aus. Die Oppositionsparteien (vor allem bestehend aus Anhängern des Ex-Präsidenten Wasmosy) bezeichneten das Vorgehen von Cubas, dessen neue Regierung überwiegend aus Oviedo-Anhängern bestand, als verfassungswidrig. Sie drohten Cubas mit der Einleitung eines Amtsenthebungsverfahren. Im März 1999 wurde der Vizepräsident Paraguays, Luis María Argaña, in Asunción auf offener Straße erschossen. Argaña galt als einer der erbittertsten innerparteilichen Gegner des Präsidenten. Unmittelbar nach dem Mord brachen in der paraguayischen Hauptstadt schwere Unruhen aus. Es kam zu Straßenschlachten zwischen den Anhängern Argañas und Cubas bzw. Oviedas sowie zu blutigen Zusammenstößen mit der Polizei. Wenige Tage später votierte das paraguayanische Abgeordnetenhaus mit großer Mehrheit für ein Absetzungsverfahren gegen Präsident Cubas wegen Amtsmissbrauchs . Darüber hinaus wurden er und der ehemalige Heereschef Oviedo von der Opposition beschuldigt, in das Attentat gegen Vizepräsident Argaña verwickelt zu sein. Nach dem Rücktritt von Cubas wurde der Senatspräsident Luis Angel González Macchi als Übergangspräsident vereidigt.
Oviedo setzte sich nach Argentinien ab und wurde dort von den Behörden festgenommen, woraufhin er politisches Asyl beantragte. Argentinien lehnte das Gesuch auf Auslieferung ab. Daraufhin zog Paraguay seinen Botschafter aus Buenos Aires ab, was Argentinien ebenfalls mit dem Abzug seines Botschafters aus Asunción beantwortete. Im Dezember 1999 setzte sich Oviedo aus seinem argentinischen Exil ab, da der neue Präsident Fernando de la Rúa sich bereits für seine Auslieferung an Paraguay ausgesprochen hatte. Nach Bekanntwerden der Flucht Oviedos stellte Paraguay einen internationalen Haftbefehl aus. Im Mai 2000 wurde ein Putschversuch von Anhängern Oviedos von regierungstreuen Truppen niedergeschlagen. Die Regierung in Asunción verhängte einen zweimonatigen Ausnahmezustand. Oviedo wurde im Juni von brasilianischen Sicherheitskräften festgenommen. Ende 2001 lehnte das Oberste Gericht Brasiliens das Auslieferungsgesuch Paraguays für Oviedo ab. Oviedo wurde auf freien Fuß gesetzt.
Der Generalstaatsanwalt erließ seinerzeit auch gegen Raúl Cubas Grau Haftbefehl. Dieser entzog sich einer Festnahme durch die Flucht in die Botschaft Brasiliens in Asunción. Er erhielt politisches Asyl und wurde nach Brasilien ausgeflogen. Anfang 2002 wurde er in Asunción festgenommen, nachdem er "aus Heimweh" aus seinem dreijährigen Exil in Brasilien nach Paraguay zurückgekehrt war.
2003 wurde Nicanor Duarte Frutos zum Präsidenten Paraguays gewählt.
Trotz Freiheit und Demokratie sind die sozialen Probleme immer noch das Hauptproblem des Landes. Ein Beispiel: Am 1. August des Jahres 2004 brannte die Shopping-Mall Icua Bolanos nieder. Die Besitzer des Büro und Geschäftshauses wiesen das Sicherheitspersonal sofort nach Ausbruch des Brandes an, die Notausgänge zu schließen, um die Kunden zu zwingen, ihre Einkäufe zu bezahlen. Durch die Rauch- und Brandeinwirkung kamen dadurch 464 Menschen um und über 500 wurden verletzt.
Es sei darauf hingewiesen, dass die Partei des Diktators Stroessner, die "Colorados" seit 1947 an der Macht die wahren Herren im Land sind. Das änderte sich jedoch nach der Wahl am 20. April 2008. Die seit 1947 regierende Colorado-Partei verlor mit ihrer Kandidatin Blanca Olevar die Präsidentschaftswahlen. Sie erhielt rund 30% der Stimmen. Der Sieger war der frühere Bischof von San Pedro - Fernando Lugo (geb. 1951), der sich selber als Anhänger der Befreiungstheologie bezeichnet. Er erhielt rund 40% der Stimmen.
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