Erste Besiedlungen
Die ersten Einwohner Amerikas waren Indianer und Inuit. Nach heutigen Erkenntnissen erfolgte die Besiedelung des amerikanischen Kontinents durch die Indianer vermutlich zwischen 30.000 und 8.000 v. Chr. Größere Bevölkerungsgruppen zogen von Nordostasien über eine damals vorhandene Landbrücke (Beringland) nach Alaska. Von dort aus wurde der gesamte Doppelkontinent in mehreren Wellen bis nach Feuerland besiedelt. Vor etwa 10.000 Jahren kamen die ersten Menschen nach Mittelamerika.
Kolonialisierung
Das Gebiet des heutigen Nicaraguas wurde im Jahre 1502 von Christoph Kolumbus entdeckt. 1522 eroberte Gil Gonzáles de �?vila das Land und benannte es nach dem an der Westküste ansässigen Indianerstamm Nicarao. Die spanischen Eroberer (Konquistadores) besiedelten zunächst hauptsächlich das westliche Bergland. Francisco Hernández de Córdoba gründete 1524 die Städte León und Granada. Im Jahr 1550 wurde Nicaragua an das Generalkapitanat Guatemala angegliedert. Der Osten des Landes blieb Lebensraum der Misquito-Indianer, die zunehmend unter den Einfluss Großbritanniens gerieten und sich der spanischen Herrschaft erfolgreich widersetzten. Im 18. Jahrhundert wurden auch im Westen des Landes erste Forderungen nach Unabhängigkeit von der spanischen Kolonialmacht laut.
19. und 20. Jahrhundert
1821 erklärte Mexiko seine Unabhängigkeit von Spanien. Nicaragua schloss sich wie das gesamte Generalkapitanat Guatemala dem neuen Kaiserreich Mexiko an. Nach dem Sturz des mexikanischen Kaisers Agustín I. trennten sich die Provinzen wieder von Mexiko und gründeten am 1. Juli 1823 die Republik der Vereinigten Provinzen Zentralamerikas. 1838 schied Nicaragua aus der Föderation aus.
Wegen seiner Lage zwischen Atlantik und Pazifik wurde Nicaragua für die Vereinigten Staaten von Amerika zunehmend bedeutsam. Ständige Kämpfe zwischen den Liberalen aus León und den Konservativen aus Granada prägten das Land. Sie förderten den Aufstieg des nordamerikanischen Abenteurers William Walker, der sich zum Präsidenten des Landes wählen ließ. 1857 wurde er aus Nicaragua vertrieben. Zwischen 1857 und 1893 wechselten sich konservative Präsidenten ab. Ursprünglich aus dem Lager der Liberalen kommend regierte José Santos Zelaya Nicaragua von 1893 bis 1909. In dieser Zeit setzte er die Trennung von Staat und Kirche und eine zentralisierte Kontrolle des gesamten Landes durch. Zelaya betrieb die Modernisierung Nicaraguas, er förderte den Kaffeeanbau, ließ das Verkehrsnetz ausbauen und reformierte das Erziehungswesen. 1894 unterwarf er die Misquito-Indianer und gliederte ihr Gebiet dem Staat ein. 1909 wurde das diktatorische Regime Zelayas unter dem Druck der USA gestürzt. Fortan stand Nicaraguas Wirtschaft und Politik unter dem Einfluss der Vereinigten Staaten von Amerika, z.B. im Zoll-, Bank- und Transportwesen sowie mit der Unterzeichnung des Bryan-Chamorro-Vertrags im Jahre 1916, in dem sich die USA das Recht auf eine interozeanische Kanalverbindung sicherten.
1927 entflammten die Auseinandersetzungen zwischen Liberalen und Konservativen im Land erneut. Unter dem Guerillaführer und Revolutionär Augusto César Sandino formierte sich eine gegen die Fremdherrschaft der USA gerichtete Arbeiter- und Bauernfraktion. Sie brachte den im Lande stationierten US-Rangers empfindliche Niederlagen bei. Schließlich zogen die USA 1932/33 ihre Truppen ab. Den Anhängern Sandinos gelang es jedoch nicht, die von den US-Amerikanern ausgebildete und unterstützte Nationalgarde zu entmachten. Aus ihr rekrutierten sich später einige pro-nordamerikanisch gesinnte Diktatoren. Einer von ihnen war Anastasio "Tacho" Somoza García, der 1936 die damalige Regierung stürzte, die Präsidentschaft an sich zog und einen wesentlichen Teil der Wirtschaft unter seine Kontrolle brachte. Diese Kontrolle behielt die Familie Somoza bis zum Jahre 1979. Sie errichtete mit Raub und Korruption eines der größten Wirtschaftsimperien Lateinamerikas.
Die Modernisierung der Industrie führte bis in die 1970er Jahre hinein zu einem erheblichen Wirtschaftswachstum Nicaraguas. Gleichzeitig nahmen die sozialen Gegensätze im Land zu. 1977 scheiterte ein Staatsstreich der sandinistischen Befreiungsbewegung FSLN, die innenpolitische Situation verschärfte sich. Im Zusammenhang mit Repressionen gegenüber sozialreformerischen Bewegungen wurde am 10. Januar 1978 der Oppositionsführer Pedro Joaquín Chamorro ermordet. Ein Volksaufstand brach los, in dessen Zuge Somozas Nationalgarde Städte und Dörfer bombardieren ließ. 1979 endete der Bürgerkrieg, der als Nicaraguanische Revolution in die Geschichte einging, mit dem Sturz des damaligen Diktators Anastasio Somoza Debayle. Die Sandinisten übernahmen gemeinsam mit anderen Oppositionellen die Regierung. Von 1979 bis 1981 regierte eine "Junta des nationalen Wiederaufbaus" mit dem späteren Staatspräsidenten Daniel Ortega Saavedra an der Spitze. Die sozialistisch orientierte Regierung verfolgte eine gemäßigte Verstaatlichungspolitik und beschloss eine Agrarreform mit der Gründung von Genossenschaften. Eine Alphabetisierungskampagne, die zeitweise Subventionierung von Grundnahrungsmitteln und eine kostenfreie medizinische Versorgung wurden beschlossen.
Nicaragua wurde wirtschaftlich von den sozialistischen Staaten unterstützt. Die USA betrieben den Aufbau einer Widerstandsorganisation gegen die sandinistische Regierung ("Contras"). Das Land geriet Mitte der 1980er Jahre in eine schwere Wirtschaftskrise, von der es sich bis heute nicht erholt hat. 1990 gewann die Kandidatin der "Unión Nacional Opositora" Violeta Barrios de Chamorro die Präsidentschaftswahlen. Die neue Regierung bemühte sich in der Folgezeit um einen Ausgleich zwischen Contras und Sandinisten. Sie beschloss ein umfassendes Sparprogramm zur Stabilisierung der Wirtschaft. Privatwirtschaft wurde eingeführt und die Währung abgewertet, die Preise für Grundnahrungsmittel stiegen, die Armee und der Staatsapparat wurden verkleinert, soziale Einrichtungen geschlossen und das Gesundheitssystem privatisiert. Daneben kam es zu einer Umkehr in der Agrarreform. Dennoch lebt die Bevölkerung Nicaraguas auch heute noch in großer Armut, die Arbeitslosigkeit ist extrem hoch.
21. Jahrhundert
Obwohl die sandinistische Partei bei den Kommunalwahlen im Jahre 2000 durchaus ansehnliche Erfolge feiern konnte, blieb die FSLN 2001 erneut Verlierer der Wahlen. Durchgesetzt hatten sich die Liberal-Konservative Partei (PLC) mit immerhin 53% der Stimmen. Der neue Präsident hieß nun Enrique Bolaños und begann vor allem gegen die starke Korruption im Lande vorzugehen. In den Wahlen 2006 nun aber konnte sich der linke Kandidat und ehemalige Guerilla-Führer Ortega gegen seinen konservativen Rivalen durchsetzen und nach 11/2 Jahrzehnten wieder an die Macht zurückkehren. Mithin sind die Sandinisten nun die stärkste Partei in Nicaragua. Seit 2007 amtiert Daniel Ortega nach ordentlichen Wahlen als rechtmäßiger Präsident des Landes.
Zuletzt geriet Ortega in die Schlagzeilen, als er im Dezember 2008 einen Erlass herausgab, russischen Kriegsschiffe die Einfahrt in nicaraguanische Territorialgewässer zu erlauben. Dazu ist aber laut der Verfassung nur das Parlament in der Lage.
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