Politiker und Herrscher
Victor Schoelche, (geb. 22. Juli 1804 in Paris, gest. 25. Dezember 1893), Politiker
Victor Schoelcher gilt auf Martinique mit zu den wichtigsten historischen Persönlichkeiten des Landes. Er selbst stammte eigentlich aus einer großbürgerlichen Familie, sein Vater war Porzellanfabrikant. Geschäftlich reist er 1830 nach Mexiko und besucht von da aus Kuba, in dem gerade eine Sklavenrevolte stattfindet. Sensibilisiert für die Probleme der Sklaverei kehrt er zurück nach Paris und publiziert verschiedene Artikel zu dem Thema und fordert deren Abschaffung. 1848 wurde er zum Abgeordneten der Nationalversammlung und Senator von Martinique und Guadeloupe und initiierte das Dekret zur Abschaffung der Sklaverei: „Le décret d’abolition de l’escalvage du 27 avril 1848“. Dieses Dekret führte zur Abschaffung der Sklaverei in den französischen Kolonien. Auf Martinique wurde eine Bibliothek in Fort- de- France und eine Gemeinde nach ihm benannt.
Marie Josephe Rose de Tascher de la Pagerie (geboren am 23. Juli 1763 in Trois-Ilets, gestorben am 29. Mai 1814 in Rueil- Malmaison), französische Kaiserin
Joséphine (war der Kosename Napoleons für sie) kam auf einer Zuckerrohrplantage auf Martinique auf die Welt und verbrachte dort ihre Kindheit.
Sie besuchte das Mädchenpensionat in Fort- de-France und heiratete 1779 den französischen Armeeoffizier Alexandre, Vicomte de Beauharnais, der 1794 während der Französischen Revolution guillotiniert wurde. Eigentlich sollte Alexandre die Josésphines drei Jahre jüngere Schwester heiraten, doch sie verstarb an Tuberkulose. Nach einigen Zögern, da ihm Joséphine mit ihren 15 Jahren als zu alt erschien, willigte Alexandre ein. Das Paar hatte zwei Kinder, Eugene und Hortense. Die Ehe verlief nie sehr glücklich, so dass die beiden sich 1785 einvernehmlich trennten.
Für Joséphine begann ein verschwendungssüchtiges Leben in der Pariser Gesellschaft. Trotz hoher jährlicher Tantiemen war sie zum Schluss hochverschuldet.
Nach dem Tode ihres ehemaligen Ehemannes wurde auch sie verhaftet und sollte vor dem Revolutionstribunal erscheinen. Auf Bestreben der als Notre-Dame de Thermídor bekannten Thérésa Cabarrus wurde sie von Jean- Lambert Talliens befreit und erhielt auch einen Teil ihrer konfiszierten Güter zurück.
Kurz darauf lernt sie General Napoléon Bonaparte kennen, den sie am 9. März 1796 heiratete. Eine Liebesheirat von ihrer Seite war dies allerdings nicht, sie war sich bewusst, dass sie ihre Blütezeit überschritten hatte. Napoléon selbst war wiederum leidenschaftlich in seine sechs Jahre ältere Frau verliebt, was Joséphine jedoch nicht daran hinderte ihren luxuriösen Lebensstil und ihre diversen Liebhaber aufzugeben. Ihren Beziehungen ist es zu verdanken, dass Napoléon Kommandierender General der Italienarmee wurde.
In den französischen Kolonien war die Sklaverei bereits 1794 abgeschafft worden, aber Joséphine überzeugte Napoleon diese wieder einzuführen, da die Zuckerrohrplantage ihrer Eltern ohne Sklaven nicht bewirtschaftet werden konnte. Durch ihren Lebenslauf und gesellschaftlichen Hintergrund war sie in der Lage ihrem Mann eine gesellschaftliche Akzeptanz zu verschaffen, die Napoleon selbst auf Grund seiner Herkunft aus eigener Kraft nicht erreichen konnte, so dass er von dem Status seiner Gemahlin profitieren konnte. Im Gegenzug beglich er ihre hohen Schulden. Joséphine selbst war politisch desinteressiert und wirkte nicht aktiv auf die Politik ihres Mannes ein. 1804 wurde Joséphine von Napoleon in der Kirche Notre- Dame in Paris zur Kaiserin gekrönt, sehr zum Missfallen seiner Familie.
Aus der Ehe waren bis jetzt und auch in den folgenden Jahren keine Söhne hervorgegangen, was sich als zunehmend problematisch gestaltete, da für das erbliche Kaisertum ein männlicher Erbe vonnöten war. Joséphine war sich der Ernst der Lage durchaus bewusst und versuchte Napoleon zu suggerieren, dass er der Grund der Kinderlosigkeit ist, da sie ja aus erster Ehe bereits zwei Töchter hatte. Das wiederum führe dazu, dass Napoleon sich diverse Mätressen anschaffte, um seine Zeugungsfähigkeit zu beweisen. Schließlich wurde seine polnische Geliebte Maria Walewsa 1809 und eine weitere Mätresse, Eleonore Denuelle de la Plaigne, schwanger. Als es dann deutlich wurde, dass Joséphine keine Kinder mehr bekommen würde, willigte sie in die Scheidung ein, um Napoleon die Wiederheirat und die Möglichkeit doch noch zu seinem erhofften Erben und Thronfolger zu ermöglichen. Die Scheidung wurde am 10. Januar 1810 ausgesprochen und Joséphine zog sich mit ihrem Hof in ihr Schloss Malmaison mit dem Titel einer Kaiserin zurück. Dort verbrachte sie ihre letzten Jahre.
Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches und der Abdankung Napoléons empfing sie ohne Zögern dessen Gegner, den russischen Zar Alexander I..
Joséphine de Beauharnais verstarb am 29. Mai 1814 in Malmaison, als offizielle Todesursache wird eine Unterkühlung angegeben. Ihre sterblichen Überreste werden heute in der Kirche von Rueil in der Nähe von Paris aufbewahrt.
Die Tochter ihres Sohnes, Joséphine von Leuchtenberg, der Ehefrau von König Oskar I. von Schweden, macht sie zur Vorfahrin der regierenden Dynastien in Belgien, Griechenland, Lichtenstein, Luxemburg, Norwegen, Dänemark und Schweden.
Aimé Césaire (geb. 26. Juni 1913 in Basse-Pointe auf Martinique)
Mit 18 Jahren wird Aimé Césaire auf Grund seiner hervorragenden schulischen Leistungen nach Paris auf die Eliteschule Ecole Normale Supérieure geschickt. Als schwarzer Student für Literaturwissenschaften wird er schnell sensibilisiert für seine besondere Situation in einer dominanten weißen Kultur. Mit dem Senegalesen Léopold Sédar gründete er 1934 die Zeitschrift „Etudiant noir“ (Schwarzer Student), die die Probleme der schwarzen Studenten zum Thema macht. Außerdem gilt er als Gründer der Négritude- Bewegung
1940 kehrt Césaire nach Martinique zurück, 5 Jahre später wird er zum Bürgermeister von Fort de France gewählt und im Jahr darauf in die Französische Nationalversammlung. Seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass die französischen Kolonien 1946 den Status Überseedepartements erlangen. Césaire schließt sich 1946 der Kommunistischen Partei an und entdeckt den Surrealismus als eine befreiende Ausdrucksform seiner künstlerischen Ambitionen. In dieser Zeit entstehen einige seiner besten Gedichte. Er gründete die Zeitschrift „Tropique“ und veröffentlicht dort seine Prosa. 1956 gründete er die sozialistische Partei PPM, oberste Prämisse ist die Verbesserung der Lebensverhältnisse der schwarzen Bevölkerung. In den Jahren darauf ist Césaire als Politiker und Dichter tätig, es entstehen vielbeachtete Dramen wie „La Tragédie du roi Christophe“, ein Werk über die Dekolonialisierung in Haiti und „Une siason au Congo“, in dem Césaire die Revolution im Congo verarbeitet.
Trotz seiner Ansicht, dass die Kolonialisierung das Selbstbewusstsein der Schwarzen zerstöre, agiert Césaire mit den Mitteln der Kunst gegen eine Unabhängigkeit gegenüber dem französischem Mutterland. Die Grande Nation, so seine Botschaft, kann sozialen Fortschritt auf Martinique erwirken.
Zwei seiner Werke sind zum Beispiel: „Zurück ins Land der Geburt“ und „Über den Kolonialsismus“.
Schriftsteller und Dichter
Joseph Zobel (geb. 26. April 1915 in Riviere- Salée, gest. 18. Juni in Alès/Frankreich gest. 18. Juni 2006 in Alès)
In seinen Werken nimmt der Autor politisch ambitioniert und erfolgreich zu den sozialen Problemen in seiner Heimat Stellung. Sein 1950 erschienener Roman „La Rue Cases- Negres“ (Die Straße der Negerhütten) machte ihn populär. In ihm geht es um einen Jungen, der von seiner Großmutter auf einer Plantage auf Martinique erzogen wird. Dabei werden die Lebensverhältnisse in den dreißiger Jahren auf seiner Heimatinsel beschrieben. 1983 wurde das Buch verfilmt und wurde in Venedig mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnet. Joseph Zobel lebte eine Zeit lang im Senegal und verbrachte seine letzten Jahre in Südfrankreich.
Patrick Chamoiseau, (geb. 12. März 1953 in Fort- de- France)
Der Schriftsteller gilt als einer der innovativsten Schreiber der französischsprachigen Szene seit Lois-Ferdinand Céline. Seine freie Form im Umgang mit der französischen Sprache, sehr komplex mit einem konstanten Mix mit dem Kreolischen stellt auf beißende und sinnliche Weise die Menschen von Martinique und die Menschheit im Allgemeinen dar. Chamoiseau ist unter anderen neben Jean Bernabé und Raphaël Confiant Autor des Werkes „Eloge de la créolité“. Seine Novelle Texaco wurde 1992 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet.
Novellen
• Chronique des sept meiseres (1986)
• Solibo magnifique (1988)
• Antan d’enfance (1990) neu verlegt als Une Enfance créole I, Antan d’enfance avec une nouvelle préfance (1996)
• Texaco (1992)
• Chemin d’ecole (1944), neu verlegt als Une Enfance créole II, Chemin d’ecole (1996)
• L’Escalve vieil homme et le molosse (1977)
• Biblique des derniers gestes (2002)
• A Bout d’enfance (2005)
Stücke :
• Manman Dlo contre la fée Carabosse (1982)
Comics :
• Monsieur Coutcha, unter dem Namen « Abel » mit Tony Delsham, dies war mit einer der ersten karibischen Cartoons, es wurde 1970 publiziert
Kinderliteratur:
• Emerveilles (1998)
Essays:
• Eloge de la créolité (mit Jean Bernabé und Raphaël Confiant) (1989)
• Lettre créoles. Tracées antillaise et continentales de la litérature (mit Raphaël Confiant) (1991)
• Martinique (mit V. Renaudeau) (1994)
• Ecrire en pays dominé (1997)
• Elmire des sept bonheurs : confidences d’un vieux travailleru de la distillerie Saint- Etienne (1998)
Raphaël Confíant, (geb. 25. Januar 1951 in Lorrain)
Raphaël Confiant studierte zunächst Englisch und Politische Wissenschaften an der Universität der Provence. Während der 70-er wurde Confíant ein militanter Verfechter der kreolischen Sprache. Später arbeitete er mit Jean Bernabé und Patrick Chamoiseau zusammen und entwickelte die Kreolische Bewegung. Die drei Autoren verfassten das Werk Eloge de la créolité mit Addition zu anderen theoretischen Texten.
Die Kreolische Bewegung wird oft als die Reaktion zu der Négritude, welche den afrikanischen Ursprung der Bewohner der Antillen hervorhebt, anderseits auch die Unterschiede der antillischen Vorfahren und kulturellen Erben, welche auch Chinesen, Europäer und Inder einschließt. Die Bewegung versucht zu die verschiedenen Identitäten und Sprachen zu verstehen und scheut das Allgemeine zu Gunsten der verschiedenen Sprachen und Identitäten.
Confíant ist ein bekannter Autor in Creolisch und Französisch und arbeitet zur Zeit als Professor an der University of the Antilles and Guiana (UAG). Seine ersten Novellen in kreolischer Sprache verkauften sich sehr schlecht, so dass sich Confíant 1988 an seiner ersten Novelle in französisch versuchte, Le Negre et l’Amiral, die auf Martinique während des Zweiten Weltkrieges spielt. Dafür wurde er mit dem Antigone-Preis ausgezeichnet.
Seine weiteren Werke verfasste er dann ausschließlich in Französisch. Die Themen seiner letzen Stücke beziehen sich auf den Jahrestag der Entdeckung der French West Indies und auch auf Ereignisse in der Geschichte der Insel, wie den Vulkanausbruch in St. Pierre 1902 und die Ankunft der ostindischen Vertragsarbeiter 1854.
In Kreolischer Sprache
• Jik deye do Bodye; 1979
• Jou Baré, 1981
• Bitako-a, 1985
• Kod Yanm, 1986
• Marisosé, 1987
• Dictionnaires des ttim et sirandanes, 1997
In Französischer Sprache
• Le Negre et l’Amrial, 1988
• Eloge de la créole, 1989 (mit Jean Bernabé und Patrick Chamoiseau)
• Lettres créoles : tracées antillaiesses et continentales de la litérature 1635- 1975, 1991
• Eau de Café, 1991, Prix Novembre
• Ravines du devant- jour, 1993, Prix de las Americas
• Commandeur du sucre, 1993
• Aimé Césaire, une traversée paradoxale du siecle, 1993
• L’Allée des Soupirs, 1994, Prix Carbet
• Bassin des ouragans, 1994
• Les maitres de la parole créole, 1995
• Contes créoles, 1995
• Le Gouverneur des dés, 1995
• Mamzelle Lebellule, 1995
• La Savane des pétrifacations, 1995
• La Vierge du Gran Retour, 1996
• Le Meurtre de Samedi- Gloria, 1997, Prix RFO
• L’archet du colonel, 1998
• Régisseur du rhum, 1999
• Le Cahier de Romance, 2000
• Brin d’amour, 2001
• Nuée ardente, 2002
Xavier Orville, (geb. 3.Januar 1932 in Case- Pilote ; gest. 19. August 2001)
Professor für Spanisch, Dichter. Xavier Orville ist bekannt für seine schrulligen Phantasien, den Symbolen und den Parabeln die er verwendet um die Suche der karibischen Identität und der kolonisierten Menschen beschreibt. Typisch für seine surrelastischen Erzählungen sind die Werke L'Homme aux sept noms et des poussières von 1981 und Laissez brûler Laventurcia von 1989. Außerdem war der Kulturattaché des senegalischen Präsidenten Leopold Sedar Senghor von 1979 bis 1982.
Werke:
• Délice et le Fromager, 1977, Prix des Caraïbes
• la Tapisserie du temps présent, 1977
• L'Homme aux sept noms et des poussières, 1981
• Le Marchand de larmes, 1985
• Aissez brûler Laventurcia, 1989
• Cœur à vie, 1993, Prix Frantz-Fanon
• La Voie des cerfs -volants, 1994
• Moi, Trésilien Théodore Augustin, 1996
Jean Bernabé (geb. 1942 auf Martinique), Schreiber und Linguist
Jean Bernabé ist Professor für Grammatik und Sprache. Er arbeitet zur Zeit an der Université des Antilles et de la Guyane als Professor für Sprachen und regionale Kultur.
Der Schriftsteller ist bedeutend in der Kreolischen Bewegung. Er ist Mitautor des Werkes Eloge de la créolité (mit Patrick Chamoiseau und Raphael Confíant).
Er ist weiterhin Gründer des GEREC-F (Gruppen von Forschungsarbeiten der französischen und kreolischen Sprache, der Autor wichtiger Werke zu dem Thema Syntax der kreolischen Sprache, insbesondere von Fondal-Natal (1976) und von Fondas-Kréyol ; sowie weiteren soziolinguistischer Artikel. Bernabé gilt als einer der wichtigsten Forscher für die Umsetzung des C.A.P.E.S Kreoleen. Paradoxerweise sind sämtliche Werke des Autors ausschließlich in französischer Sprache verfasst.
Werke:
• Fondas- Kréyol, 1982
• Eloge de la créolité (mit Patrick Chamoiseau und Raphaël Confiant), 1989
• Le bailleur d’étincelle, 2002
• Le partage des ancetres, 2004
Sonstige
Aimée du Buc de Rivéry (geb. 19. Dezember 1776 auf Martinique gest. 28. August 1817 in Istanbul)
Die Cousine der berühmten Kaiserin Joséphine (1763-1814), der Ehefrau Napoléon Bonapartes, wurde auf eine Konventschule nach Frankreich geschickt, bei ihrer Rückkehr im Jahre 1788 wurde ihr Schiff gekapert und sie wurde vermutlich als Geschenk für den Sultan Ottoman, Sultan der Bay von Algier, nach Istanbul verschleppt. Dort machte sie zunächst als Harensdame Karriere, später stieg sie zur türkischen Herrscherin auf. Sie war die Mutter des Sultans Mahmeds II.
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