Vorzeit
Die Hochanden waren schon um 8.000 vor Christus besiedelt. Um 7000 v.Chr. begann der Übergang zur sesshaften Lebensweise und ab 3000 vor der Zeitrechnung fingen die Menschen an Mais anzubauen. Ungefähr 100 nach Christus entwickelte sich die Zivilisation von Tiahuanacu. Von 400 n. Chr. bis 1000 n. Chr. beherrschten die Stämme die zentrale und die südliche Andenregion.
Die Aymará-Indianer sind wahrscheinlich Nachkommen dieser Menschen. Tiahuanacu ging um 1200 unter und es entwickelten sich mehrere Fürstentümer. Diese Völker wurden von den kriegerischen Quechua-Indianern, Verbündete der Inkas, 1470 unterworfen und ihr Gebiet wurde Teil des riesigen Inka-Reich, das sich vom Hochland Perus und Ecuadors über Südkolumbien bis weit nach Chile hinein erstreckte. Gründer des Reiches war der legendäre Manko Cápac (um 1200-1230), der angeblich seinen Stamm vom Titicacasee nach Cusco führte. Unter Pachacuti Inca Yupanqui (1438-1471) expandierte das Reich. Die Inka drangen nach Bolivien vor. Ihr Reich umfaßte wahrscheinlich mehr als 12 Millionen Menschen in über einhundert ethnischen Gruppen. 20.000 Kilometer befestigte Straßen und präzise Steinarchitektur zeugen von beeindruckenden handwerklichen und organisatorischen Leistungen. Der Staatsaufbau war auf den Priesterkönig ausgerichtet, der als Sohn des Sonnengottes angesehen wurde. Unter ihm standen die Priesterkaste und der Adel.
Herrschaft der Spanier 1559 bis 1825
Im Zuge der Eroberung des Inkareiches (1532-1538) besetzten die Spanier Bolivien. Die Konquistadoren nannten es "Hochperu". 1559 wurde das Land als "Audiencia von Charcas" dem Vizekönigreich Peru eingegliedert und mit Potosí als an Bevölkerung reichsten Stadt Lateinamerikas wurde Hochperu wichtigste Kolonie der spanischen Krone in der Neuen Welt.
Quelle des Reichtums des Landes waren die reichhaltigen Bodenschätze von Silber in Potosí. Die Spanier zwangen die Indianer alle sieben Jahre für ein Jahr in den Minen zu arbeiten. Diese grausamen Methoden zwangen die Hochlandindianer zur Flucht und hatten erst ein Ende als die Vorkommen um 1700 erschöpft waren.
Der wirtschaftliche Niedergang des Landes begann und Lima blieb nicht mehr der einzige Überseehafen, dem der Handel mit Europa erlaubt war. 1739 wurde Hochperu Teil des Vizekönigreiches La Plata mit den späteren Staaten Argentinien und Uruguay. Innere Konflikte in Peru griffen auf Bolivien über, wie der Aufstand des Indianerführers Tupac Amarú II. (1743-1781) zeigte, der erst 1781 niedergeschlagen wurde. Die Unabhängigkeitsbewegung in Bolivien begann ihren Kampf im Jahre 1809 und siegte endgültig 1825. Die Royalisten wurden endgültig geschlagen in der Schlacht von Ayacucho (Peru,1824) durch eine Allianz mit den kolumbianischen Truppen von Simon de Bolívar (1783-1830). 10.000 spanische Soldaten standen auf der Pampa Ayacuchos 5.800 Aufständischen aus Peru, Kolumbien und Bolivien unter General Sucre gegenüber. Sucres geschickte Schlachtordnung entschied den Ausgang der Schlacht innerhalb von einer Stunde. Die Spanier verloren 2800 Mann, ihr Gegner nur ca. 600. Im Jahr darauf befreiten die Truppen der Allianz Bolivien.
Jahr 1821 bis zum Jahr 1877
Die Unabhängigkeit war durch die im Land geborenen Weißen (Kreolen) erzwungen worden. Diese Oligarchie bauten nun ihre wirtschaftliche Überlegenheit aus und für die Indios wurde eine Steuer eingeführt. Die Zweiklassengesellschaft war geboren und die koloniale Sozialordnung wurde weitergeführt. Politisch begannen unsichere Zeiten. Bürgerkriege und Diktaturen wechselten sich ab. 1836 wurde Peru gezwungen eine Konföderation mit Bolivien einzugehen. Die Confederación Perú-Boliviana verlor den Krieg von 1836-1839 gegen Chile und wurde nach Intervention von Argentinien und Chile 1839 wieder aufgelöst. Nur die Ausfuhr von Bodenschätzen versprach einigen Wohlstand.
Gebietsverluste 1878 bis zum Jahr 1935
Im Laufe der Jahre verlor Bolivien über die Hälfte seines Gebietes an die Nachbarstaaten. Nach einem Erdbeben verlangte die bolivianische Regierung 1878 eine Wiederaufbausteuer von den meist ausländischen Firmen im lukrativen Salpetergeschäft. Die chilenische Regierung nahm dies zum Anlaß in Peru und Bolivien einzumarschieren. Bolivien verlor die Provinz an der Pazifikküste (Atacamawüste) und somit den Zugang zum Meer. Im Krieg gegen Chile mit Peru verbündet mußte Bolivien schnell eine bittere Niederlage verkraften, es verließ die Allianz nach dem Sieg chilenischer Truppen ("Batalla de La Alianza") über das peruanisch-bolivianisches Heer bei Tacna und beschränkte sich auf die Sicherung der Zugänge zum bolivianischen Hochland, wodurch sich die chilenischen Truppen alleine Peru zuwenden konnten.
Der Gegner Chile vernichtete in der Seeschlacht bei Iquique am 21. Mai 1879 einen Teil der peruanischen Flotte und eroberte die an Rohstoff reichen peruanischen Provinzen Arica, Tacna und Trapacá. Seit diesem sogenannten "Salpeterkrieg" (Guerra del Pacifíc) gibt es die (unbegründete) Hoffnung auf Rückgabe des Küstenkorridors und eine 1800 Mann starke bolivianische Marine übt immer noch den Krieg zur See. Die diplomatischen Beziehungen zu Chile sind auf konsularische Kontakte reduziert worden. Im Jahre 1903 mußte Bolivien das an Kautschuk reiche Gebiet Acre an Brasilien abtreten und 1932 bis 1935 tobte der "Chaco-Krieg" mit Paraguay. Bolivien verlor einen großen Teil des Chaco Boreal.
1935 bis heute
Als Resultat dieser Niederlage wuchs der politische Einfluß der Armee, die in den Jahren 1946, 1951 bis 1953 und 1964 bis 1982 die Regierungsgeschäfte übernahm. Die MNR (Movimento National Revolucinario) unter ihrem Vorsitzenden Victor Paz Estenssoro (1895-1979) stürzte die Militärregierung mehrmals (1952 - 1956, 1960 -1964 und 1982 - 1989). Ihr Programm, Bodenreform, Verstaatlichung der Zinnminen, Wahlrecht für die Indianer, kam in Konflikt mit dem Militär. Internationale Beachtung erhielt eine kleine Guerillagruppe im Jahre 1966, weil sie von Che Guevara geleitet wurde. Der aus Argentinien stammende kubanische Freiheitskämpfer und ehemalige Minister in Kuba versuchte die Revolution nach Bolivien, dem damals ärmsten Land Lateinamerikas zu tragen. Die von ihm umworbene Landbevölkerung unterstützte ihn und seine Männer nicht. Che Guevara wurde 1967 nach einem Gefecht gefangengenommen und am Tag danach hingerichtet.
1971 bis 1978 errichtete Hugo Banzer Súarez eine Militärdiktatur, die alle Opposition verbieten ließ. Durch die Wirtschaftskrise der achtziger Jahre in Lateinamerika entzaubert übergaben die Militärs die Macht an die demokratischen Parteien zurück. Der Sieger der Präsidentenwahl von 1985 Victor Paz Estenssoro von der MNR begann mit einer rigorosen Sparpolitik und erreichte eine wirtschaftliche Konsolidierung bei einer hohen Arbeitslosenrate. Alle folgenden Regierungen führten die Sparpolitik fort. Die vom Internation alen Währungsfond geforderten Sparmaßnahmen zur Eindämmung der Auslandsverschuldung führten zu vielen Unruhen in der Bevölkerung. Als die Regierung 2003 die Ausbeutung der nationalen Gasvorkommen an US-amerikanische Konzerne beschloß kam es zu einem Volksaufstand. Nachdem das Militär gegen die Demonstranten eingesetzt wurde und über 60 Menschen ums Leben kamen, mußte Präsident Gonzalo Sánchez de Lozada ins Exil in die USA gehen, um einer Anklage zu entgehen. Die Diskussion um Renationalisierung oder Privatisierung der Bodenschätze dauern - wie so oft in Lateinamerika - an.
Bei den vorgezogenen Präsidentenwahlen am 18. Dezember 2005 gewann Juan Evo Morales Ayma (geb.1959) mit rund 54% der Stimmen sehr deutlich diese Wahl. Der Sozialist Morales ist damit nach seinem Amtsantritt am 22. Januar 2006 der erste indigene Präsident des Landes. Er ist der Führer der bolivianischen sozialistischen Partei Movimiento al Socialismo (MAS) und der Bewegung für die Rechte der Koka-Bauern. Bei der Wahl am 6. Dezember 2009 errang er sogar 63% der Stimmen
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