Kurzübersicht, Bevölkerung
Ab 1920 stand Tanganjika als Völkerbundmandat unter britischer Verwaltung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie Treuhandgebiet. Im Jahre 1961 folgte die Unabhängigkeit. Sansibar wurde am 19. Dezember 1963 unabhängig von Großbritannien. 1964 gründeten die beiden Staaten Tanganjika und Sansibar die Vereinigte Republik Tansania. Unter dem ersten Staatspräsidenten Nyerere wurde der Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft in Tansania mit verstaatlichten Banken sowie Bildungs- und Landreformen begonnen, die sich von anderen autoritären Sozialismusmodellen abgrenzen sollten. Das Vorbild für die sozialistische Umgestaltung Tansanias war die Ujamaa, die sich als Produktions- und Verteilungskollektiv verstehende Dorfgemeinschaft. Die Anwendung dieses Modells auf größere Produktionseinheiten scheiterte jedoch und führte zu einer erheblichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation des Landes.
Nyerere hatte zwar im Jahre 1985 die Macht an Ali Hassan Mwinyi übergeben, behielt allerdings als Vorsitzender der CCM bis zum Jahre 1990 den Haupteinfluss über die Regierungsentscheidungen. Immer gravierender wurde die Wirtschaftskrise, die in den siebziger Jahren entstanden war. Reformen mussten gemacht werden, und sie wurden gemacht, indem die sozialistische und reglementierte Staatsökonomie schrittweise von einer liberalen Marktwirtschaft verdrängt wurde. Die Privatisierung des Schulwesens war nur ein Bestandteil dieser Marktveränderungen. Außerdem wurden Anreize geschaffen, ausländische Investoren anzuziehen. 1995 wurde ein Mehrparteiensystem eingeführt und es fanden demokratische Wahlen statt, bei denen allerdings wieder die vorherige Regierungspartei Chama Cha Mapinduzi (CCM) (dt. Partei der Revolution) siegte. Auch im Jahre 2000 erhielt diese Partei über 80% der Wählerstimmen.
Benjamin Mkapa, die mit einer großen Mehrheit die Wahlen von 1995 gewonnen hatte, wurde 2005 mit 80% Zustimmung von Jakaya Mrisho Kikwete (geb. 1950) abgelöst, einem Muslim, der bis 2015 als 4. Präsident der Vereinigten Republik von Tansania amtierte. Er gehört zur ehemaligen Einheitspartei Chama Cha Mapinduzi. Jakaya Mrisho Kikwete. Seit dem 19. März 2021 ist Samia Suluhu Hassan (geb.1960) Präsidentin des Landes.
Tansania hat etwa 59 Millionen Einwohner, die man Tansanierinnen bzw. Tansanier nennt, die auf einer Fläche von 945.087 km² leben. Daraus folgt eine Bevölkerungsdichte von rund 62 Einwohnern pro Quadratkilometer – in Deutschland beträgt sie dagegen bei rund 83 Millionen Einwohnern rund 232 pro Quadratkilometer. Die Bevölkerungstendenz in Tansania ist steigend, denn das Land weist ein bemerkenswert hohes Bevölkerungswachstum auf. Das wird natürlich aus der Geburtenrate deutlich, der zufolge eine tansanische Frau in ihrem Leben im Durchschnitt 5,3 Kinder zur Welt bringt.
Nur etwa 20% der Frauen können auf moderne und wirksame Verhütungsmittel zurückgreifen. Die derzeitige Lebenserwartung liegt bei nur 50 Jahren für Männer und bei etwa 52 Jahren bei den Frauen. Die Säuglingssterblichkeit in Tansania ist zudem mit 75 Toten pro 1.000 Lebend-Geburten sehr hoch, während die Müttersterblichkeit wiederum bei 950 pro 100.000 Geburten liegt. Rund 44% der Menschen in Tansania sind unter 15 Jahre alt. Tansania weist generell eine recht hohe Sterblichkeitsrate auf, was an Armut und der hohen Verbreitung von AIDS liegt. Weiterhin gravierend sind die etwa 60.000 Tansanier, die jedes Jahr an (den Folgen von) Malaria sterben - die übrigens auch häufigste Todesursache bei Kindern.
Ethnien
99% der Festland-Bevölkerung sind Schwarzafrikaner.
Zu ihnen zählen die 95% Bantu im Lande, die sich wiederum in 130 unterschiedliche Ethnien aufteilen.
Die größte Volksgruppe bilden die Sukuma; sie machen etwa 12% der Bevölkerung aus. Die darauf folgenden nächstgrößeren Volksgruppen sind die Nyamwezi (9%), die Hehet und Bena (8%), die Haya (7%), die Swahili (6%), die 6% Chagga, die am Kilimandscharo leben, sowie die im Süden siedelnden Makonde. Wer jedoch an die berühmten Massai denkt, muss jedoch leider feststellen, dass diese mit gerade einmal 3% eher eine kleine Minderheit darstellen. Neben den genannten Ethnien leben in Tansania auch Araber, Pakistaner, Inder und Europäer. Weiterhin zu erwähnen sind die etwa 430.000 Flüchtlinge, die aus Burundi kommen, und die rund 96.000 Flüchtlinge aus der Demokratischen Republik Kongo.
Religionen
Die beiden Hauptreligionen Tansanias sind der Islam und das Christentum – beide umfassen etwa 40% der Bevölkerung. Während der Islam insbesondere im Norden und im Küstengebiet des Landes zu finden ist und auf Sansibar sogar 98% Anhänger findet, trifft man im Binnenland Tansanias eher auf Christen, vor allem Römisch-katholische. Zweit- und drittgrößte Gruppe der Christen sind die Lutheraner und die Herrnhuter, die hier auch auch Moravian Church genannt wird. Überall in Tansania leben aber auch Anhänger traditioneller, afrikanischer Naturreligionen. Deren Riten und Sitten sind mit der Zeit mit den Vorstellungen von Islam und Christentum verwoben worden. Im Lande befindet sich außerdem eine kleine hinduistische Minderheit.
Landessprachen
Eine offiziell festgesetzte Amtssprache gibt es in Tansania nicht. Indes gilt Swahili (oder Kis-wahili, Kisuaheli bzw. Kiunguja auf Sansibar) als Nationalsprache, die man für offizielle Angelegenheiten benutzt. Tansanias erster Präsident, Julius Nyerere, hat Swahili als nationale Sprache bezeichnet, dies aber nie offiziell fixieren lassen. Die Sprache ist aber nicht nur ein einfaches Mittel zur Stämme überwindenden Kommunikation, sondern Muttersprache eines großen Teils der Menschen.
Etwa 130 Sprachen trifft man ansonsten in Tansania an, wobei ungefähr 90% der Menschen Bantusprachen sprechen.
Im Norden Tansanias trifft man auf nilotische, südkuschitische Sprachen sowie auf die Khoisan-Mundarten Hadza und Sandawe. Arabisch spricht man insbesondere auf Sansibar. Englisch wird in Tansania auch gesprochen, bspw. als Gerichtssprache der höheren Instanzen. Indes sollte man nicht überall und schon gar nicht auf dem Land erwarten, dass die Menschen Englisch verstehen.
Hauptstadt und weitere Städte
Dodoma
Das in der gleichnamigen Region gelegene Dodoma ist zwar die Hauptstadt Tansanias, mit ihren etwa 800.000 Einwohnern aber nur die achtgrößte Stadt des Landes. Die an Sehenswertem recht arme Stadt wurde im Jahre 1907 noch unter deutscher Kolonialherrschaft gegründet und hatte im Jahre 1974 Dar Es Salaam (Dar) als offizielle Hauptstadt abgelöst. In Dar befindet sich aber noch immer der Regierungssitz.
Dar Es Salaam
Dar Es Salaam (Daressalam, Dar-es-Salam, DSM oder Dar)
Das oft nur kurz Dar genannte „Haus des Friedens“ ist mit etwa 5,5 Mio. Einwohnern Tansanias größte Stadt sowie das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. Dar Es Salaam war bis 1974 die Hauptstadt von Tansania ist aber dennoch immer noch Regierungssitz, Sitz eines lutherischen und eines katholischen Bischofs und zugleich eine Universitätsstadt. Die Stadt steht touristisch sicherlich nicht auf der Liste, die jeder Besucher des Landes für sich vorgenommen hat. Dennoch verfügt die Stadt über Charme und offeriert insbesondere im unmittelbaren Stadtzentrum tiefe Einblicke in die Kultur und das Lebensgefühl des Landes. Tansanias Finanz- und Wirtschaftsmittelpunkt ist mit ihrem starken Verkehr, den in die Büros hetzenden Angestellten, den geschäftigen Vertretern und Straßenverkäufern ein herrlich lebendiger Ort, der nur nachts wieder ruhig wird, wenn sich das Nachtleben aus dem Stadtzentrum heraus in die Wohngegenden der Metropole verlagert.
Mbeya
Mbeya gehört mit den 290.000 Einwohnern zu den zehn größten Städten Tansanias. Die Stadt schmiegt sich ins südliche Hochland ein und zwar in einer Höhe von 1600 bis 1900 Meter. Dominiert wird Mbeya vom Mount Rungwe, der sich 2.960 Meter hoch in den Himmel erhebt. Mbeya gehört auch zu Tansanias besten Orten für ausgedehnte Wanderungen durch Wälder und Gebirge.
Morogoro
Die Bezirkshauptstadt der gleichnamigen Verwaltungsregion gehört mit etwa 210.000 Einwohnern zu den zehn größten Städten Tansanias. Die Universitätsstadt Morogoro breitet sich nahe des Uluguru-Gebirges aus und ist ein überregionales Zentrum der landwirtschaftlichen Verarbeitungsindustrie.
Mwanza
Die etwa 225.000 Einwohner zählende Stadt Mwanza ist die am Victoriasee gelegene Hauptstadt der gleichnamigen Region und aufgrund ihrer zentralen Lage eines der wichtigsten Industrie- und Wirtschaftszentren Tansanias. Die Stadt verfügt über den internationalen Flughafen Mwanza Lake Victoria International, der auch die längste Landebahn Tansanias hat und zweimal täglich mit Dar Es Salaam angeschlossen wird. Weiterhin bedeutend ist der am Victoriasee gelegene Hafen Mwanzas. Die Stadt, ihre historischen Bauwerke und ihre wunderschöne Umgebung sind touristisch äußerst interessant.
Sansibar-Stadt
Sansibar-Stadt ist die Hauptstadt der gleichnamigen (auch Unguja genannten) Insel sowie Regierungssitz des halbautonomen Staates Sansibar, der die Inseln Pemba und Unguja umfasst. Etwa 206.000 Menschen leben in der fast rein muslimischen Stadt, deren historisches Zentrum Stone Town (Mji Mkongwe) seit dem Jahre 2000 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes steht. Nahe der wundervollen Altstadt breitet sich der Hafen aus – ein beinahe romantischer Ort voller Daus und Fähren nach Dar Es Salaam und Pemba. Und wer von der guten alten DDR nie genug bekommen kann, der wird sich freuen, in Sansibar-Stadt ein Wohngebiet zu finden, das in den 1970er Jahren mit Hilfe der DDR und der typischen DDR-Bauweise errichtet wurde.
Tabora
Etwa 130.000 Menschen haben sich in Tabora niedergelassen, einer im 19. Jahrhundert gegründeten Stadt im tansanischen Binnenland, die einst ein wichtiger Ort für den Karawanenhandel in Ostafrika gewesen ist. Die heutige Hauptstadt der gleichnamigen Region bietet nicht viel Sehenswertes, indes liegen unweit der Stadt die einstige Sklavenhandelsstation Kwihara (früher Kazeh) sowie das lokale Waldreservat Igombe Dam.
Tanga
Tanga liegt an der Nordküste des Landes und ist der wichtigste Hafen des Landes. Von hier aus lassen sich die Insel Pemba, das Amani-Naturschutzgebiet, die Amboni-Höhlen oder das Mkomazi-Widschutzgebier gut erreichen. Die 225.000 Einwohner zählende Stadt ist den Deutschen vielleicht noch durch die Schlacht bei Tanga in Erinnerung. Hier siegte vom im November 1914 die "Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika" unter dem in Saarlouis geborenen Paul von Lettow-Vorbeck über zahlenmäßig überlegene britisch-indische Einheiten.
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