Bevölkerung
Bevölkerung
Die Einwohnerzahl Somalias liegt bei etwa 15,9 Mio. Die Angaben über die genaue Zahl sind unterschiedlich, zumal die letzte Volkszählung über 30 Jahre zurückliegt. So basieren die zahlenmäßigen Angaben auf statistischen Annahmen zu demographischen Größen wie Migration, Bevölkerungswachstum etc. Die UNO geht sogar von einer Einwohnerzahl von nur 7,5 Mio. aus.
Die Menschen, die in Somalia leben, werden als Somalier bezeichnet, nicht als Somali. Somali sind nur die ethnischen Somali. Dazu gehören aber nicht die Nicht-Somali-Minderheiten im Lande.
Die Somalier leben zu 60% als Nomaden und Halb-Nomaden. 25% sind Bauern, während sich der Rest in den urbanen Regionen Somalias angesiedelt hat. Hinzu kommen eigentlich noch die etwa 1 Mio. Somalier, die seit 2007 aus dem Land vertrieben wurden.
Eine Somalierin bringt im Laufe ihres Lebens durchschnittlich 6,1 Kinder zur Welt. Gravierend aber ist die Müttersterblichkeit, der 1.600 Frauen bei 100.000 Geburten zum Opfer fallen. Das ist die dritthöchste Müttersterblichkeit auf der Welt. Mit einer Kindersterblichkeit von 225 pro 1.000 (bei den Kindern bis zu 5 Jahren) liegt Somalia auf einem katastrophalen 6. Rang aller Vergleichsländer der Erde. Die gesundheitliche Situation im Lande ist sehr schlecht und wird von Infektionskrankheiten und Mangelernährung bestimmt. Man schätzt, dass etwa 70% der Somalier keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben und nicht auf eine (angemessene) medizinische Versorgung zurückgreifen können.
Dafür ist der Anteil der HIV-Infizierten mit „nur“ 0,5% - im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern - recht niedrig, was wohl an der islamischen Religion und der geringen Immigration liegen mag, denn die Aufklärung und das Wissen über Übertragung und Prävention von HIV/Aids ist in Somalia sehr gering.
Von allen Somaliern besuchen nur etwa 13% der Jungen und 7% der Mädchen eine Schule, denn ein offizielles Bildungssystem existiert nicht. Nur Koranschulen und private Institutionen decken den Bildungsbereich ab, und nur im eigentlich autonomen Somaliland hat man das Bildungswesen seit der Unabhängigkeit ausgeweitet.
Im Lande wird flächendeckend die weibliche Genitalverstümmlung praktiziert.
Ethnien
Galt Somalia auch lange Zeit als eines der homogensten Länder Afrikas, so hat sich diese Situation doch deutlich gewandelt. Zwar gehört die Mehrheit der Bevölkerung noch immer zu den Somali, doch haben sich seit dem verheerenden Bürgerkrieg die Unterschiede zwischen den verschiedenen Clans der Somali sowie zwischen Somali und ethnischen Minoritäten insbesondere im Süden des Landes erheblich ausgeweitet.
Die Somali, die mit Abstand größte Ethnie, machen etwa 85% des Landes aus. Sie siedeln auch im Osten Äthiopiens, in Dschibuti sowie im Nordosten von Kenia. Auffallend ist ihr ausgeprägtes Clan-System, das auf die Gesellschaft des Landes erhebliche Auswirkungen hat. So gehört jeder Somali - in väterlicher Abstammung - zu einem Clan oder Stamm. Die fünf großen Clanfamilien (qaabiil) sind die Hawiye, die Darod, die Isaaq, die Rahanweyn sowie die Dir. Verkompliziert wird dieses gesellschaftliche System, das dem einzelnen zwar Schutz bietet, aber auch immer wieder bspw. Vendetten heraufbeschwört, durch eine große Anzahl an Subclans und Geschlechtern (Somali: reer)
Neben den Somali leben zu etwa 15% Nicht-Somali-Minoritäten im Lande. Sie werden von unterschiedlichen schwarzafrikanischen Gruppen gestellt, die von den Somali in ihrer Gesamtheit als Jarir bezeichnet werden, also als „Harthaarige“ oder „Kraushaarige“. Man nennt sie auch Somalische Bantu.
Hinzu kommen die Minderheiten der Swahili und Menschen mit einer gemischten Herkunft. Zu letzteren zählen bspw. Bajuni und Brawanesen. Zuletzt sind noch die Yibir und Midgan sowie arabische, indische und pakistanische Minderheiten anzuführen.
Sprachen
In Somalia gilt das Somali (Af-ka Soomaali-ga) als Hauptsprache. Es ist seit 1972 die Amtssprache im Lande. Das Af-ka Soomaali-ga des Somali-Volkes verwenden auch alle anderen Volksgruppen und Minderheiten im Land. Arabisch, Italienisch und Englisch werden lediglich als Handels- und Bildungssprachen benutzt. Einige wenige Banti sprechen die Bantusprache Zigula, während von einigen Minoritäten an der Küste Dialekte des Swahili Anwendung finden.
Zu erwähnen ist noch, dass die Übergangsverfassung Somalias (2004) als offizielle Landessprachen neben Somali (Maay und Maha Tiri) auch Arabisch festlegte. Italienisch und Englisch gelten seither als Arbeits- bzw. Sekundärsprachen.
Religion
Somalia ist fast zu 100% islamisch. Dabei folgen die Menschen der sunnitischen Richtung. Die Muslime unterteilen sich in etwa 80% Schafiiten und 20% Hanafiten. Der sunnitische Islam wurde 2004 von der Übergangsverfassung Somalias als offizielle Religion bestimmt, was auch im faktisch autonomen Somali-Land gilt. Weiterhin festgelegt wurde, dass die Menschen nach der Gesetzgebung der Schari'a leben sollen. Während der Islam in dörflichen und nomadischen Strukturen eher gemäßigt und eng mit dem Gewohnheitsrecht der Clans oder Stämme verbunden ist, gibt es seit etwa Mitte der 1970er Jahre insbesondere in den urbanen Teilen des Landes einen wachsenden Einfluss des radikalen wahabitischen Islam, wie er in Saudi-Arabien Staatsreligion ist.
Dennoch haben sich im Bürgerkrieg die islamischen Einrichtungen als Hauptinstitutionen der Gewährleistung von Bildung, Rechtsprechung und medizinischer Versorgung herausgebildet, was sich bspw. auf die Lage der Frauen unterschiedlich ausgewirkt hat. Kommt ihnen zwar durch die islamische Rechtsprechung eine bessere Stellung als im Gewohnheitsrecht zu, und haben sich auch einige Geistliche vehement gegen die weibliche Genitalverstümmelung ausgesprochen, so werden Frauen im Gegenzug verstärkter zur Verhüllung angehalten und aus dem öffentlichen Raum gedrängt.
Neben der überwältigenden muslimischen Mehrheit leben im Lande ein paar hundert Christen, die v.a. der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche angehören. Das römisch-katholische Bistum Mogadischu löste sich während des Bürgerkrieges auf, nachdem der letzte Bischof im Jahre 1989 in der Kathedrale der somalischen Hauptstadt erschossen worden war.
Hauptstadt und weitere Städte
Mogadischu (auch Muqdisho)
Mogadischu - Dde so poetisch als “Sitz des Schahs” bezeichnete Hauptstadt Somalias wird als eine gesetzlose und gefährliche Stadt eingestuft und sollte auf keinen Fall bereist werden. In der zutiefst chaotischen und bizarren Stadt kann man etwa auf dem Bakara-Markt neben den alltäglichsten Dingen unkontrolliert Waffen kaufen. Das im Süden des Landes an der Benadirküste zum Indischen Ozean gelegene Mogadischu, einst Millionen- und größte Stadt Somalias, wurde überaus hart vom Bürgerkrieg getroffen, was eine verheerende Flucht- und Migrationsbewegung in Gang gesetzt hat. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass mittlerweile einschließlich der hierher Geflohenen rund 1 Mio. Menschen in Mogadischu leben. Mogadischu ist immer noch das wirtschaftliche Zentrum von Somalia geblieben. Die Stadt besitzt einen internationalen Flug- sowie einen bedeutenden Seehafen.
Es sei darin erinnert, dass die Bundesgrenzschutz-Einheit GSG 9 das am 13. Oktober 1977 von 4 Palästinensern entführte und hierher geflogene Flugzeug "Landshut" der Deutschen Lufthansa am 18. Oktober gestürmt und die Geiseln befreit hatte.
Vorher war der Pilot Jürgen Schumann von den Geiselnehmern erschossen worden.
Baidoa (auch Baydhabo)
Die von ungefähr 135.000 Einwohnern bewohnte Hauptstadt der Region Bay liegt in Südwestsomalia. Ab 2005 hat das im Bürgerkrieg hart umkämpfte Baidoa sogar mit Unterbrechungen als provisorischer Sitz der Übergangsregierung von Somalia fungiert. Wegen des dramatischen Umstands, dass während der Hungersnot von 1991 bis 1993 in der Region um die Stadt etwa 500.000 Menschen verhungert sind, trug Baidoa eine Zeit lang auch den wenig rühmlichen Beinamen „Stadt des Todes“ ein.
Beledweyne (auch Beled Weyne, Belet Uen oder Belet Huen)
Ungefähr 108.000 Menschen leben in Beledweyne, der in Zentral-Somalia gelegenen Hauptstadt der Region Hiiraan. Die vom Bürgerkrieg erheblich gezeichnete Stadt diente in den Jahren 1993 und 1994 dem Deutschen Unterstützungsverband Somalia als Station. Diese war im Rahmen der Mission UNOSOM II im Lande. 2009 wurde Beledweyne von der somalischen Übergangsregierung erobert, die damit die islamistische al-Shabaab verdrängte. Aus Beledweyne stammen übrigens zwei für die somalische Geschichte wichtige Personen: Aden Abdullah Osman Daar, der erste Präsident Somalias, sowie Mohammed Farah Aidid, einer der bedeutendsten Kriegsherren während des somalischen Bürgerkrieges.
Boosaaso (auch Bender Cassim)
Die im Norden Somalias am Golf von Aden gelegene Hafenstadt Boosaaso fungiert als Hauptstadt der Region Bari (Puntland) und wird von zwischen 100.000 und 500.000 Menschen bewohnt. Die Bevölkerungsangaben schwanken erheblich, zumal man außerdem noch von etwa 30.000 Menschen ausgeht, die derzeit in Lagern leben. Boosaaso, eine Art Wirtschaftszentrum des somalischen Nordostens, verfügt über eine recht gute Infrastruktur, einen wichtigen Exporthafen und ist in der Zeit des Bürgerkrieges recht stabil geblieben. Die wohl am schnellsten wachsende Stadt Somalias ist ein populärer Anlaufpunkt für Kriegsflüchtlinge, Wirtschaftsmigranten und Bootsflüchtlinge, die von dort aus über den Golf von Aden in den Jemen übersetzen wollen.
Burao (auch Burco oder Bur'o)
Der oft trockene Fluss Togdheer fließt durch Burao, der Hauptstadt der Region Togdheer im Somaliland. Etwa 101.000 Menschen leben in der im somalischen Norden gelegenen Stadt, in der 1991 eine wichtige Versammlung von Clan-Ältesten stattgefunden hat, die mit der Unabhängigkeitserklärung des Somalilands vom Rest Somalias gekrönt wurde. Seit dieser Zeit hat man das wachsende Burao wieder aufgebaut und die Stadt mit einer funktionierenden Elektrizität und Wasserversorgung ausgestattet. In der Universitätsstadt befindet sich auch ein Flughafen, über den Verbindungen der somalischen Daallo Airlines nach Hargeisa gewährleistet werden.
Hargeisa (auch Hargeysa)
Hargeisa ist die Hauptstadt des Somalilandes, das sich 1991 vom Rest Somalias losgesagt hat. Zwischen 500.000 und einer Million Menschen leben in Hargeisa, das als sicherste Stadt Somalias gilt. Die im Bürgerkrieg von somalischem Militär stark zerstörte Stadt wurde nach der Unabhängigkeitserklärung wiederaufgebaut und ist wesentlich fortschrittlicher und westlicher als die Landeshauptstadt Mogadischu. Hargeisa ist zudem der nach Berbera zweitwichtigste Wirtschaftsstandort des Somalilandes und verfügt über eine recht gute Infrastruktur. Dort befindet sich auch ein internationaler Flughafen, über den Flüge nach Dschibuti und Dubai gehen. Die Stadt ist Ort von vier Universitäten - der University of Hargeisa, der Somaliland University of Technology, der Gollis und der Hope University - und touristisch interessanter als manch anderer Ort in Somalia. In Hargeisa selbst gibt es zwar nicht viel zu sehen, aber in der Nähe liegen die Naasa Hablood-Hügel, die Höhlen von Laas Geel sowie die Sheikh und die Daallo Mountains mit ihrer faszinierenden Tierwelt.
Merka (auch Marka)
Bei Merka handelt es sich um eine Hafenstadt im somalischen Süden, die sich am Indischen Ozean ausbreitet. Die Hauptstadt der Region Shabeellaha Hoose wird von zwischen 65.000 und 100.000 Menschen bewohnt und von interessanter arabischer Architektur bestimmt. Bestechend sind zudem die weißen Kalkstein-Bauten, welche der Stadt aller Wahrscheinlichkeit nach den Beinamen Marka Cadey (dt. Weißes Merka) eingebracht haben. Wurde Merka auch vom Bürgerkrieg heimgesucht, so ist die Stadt doch von Zerstörungen verschont geblieben.
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