Komoren: Geschichte

Bis zum 15. Jahrhundert

Die früheste Besiedlung des Archipels erfolgte in der Mitte des 1. Jahrtausends durch ostafrikanische Bantu. Später wanderten auch Indonesier und Madegassen indonesischer Herkunft ein. Ab 800 erreichten arabische und persische Seefahrer die Komoren. Trotz der einsetzenden Islamisierung blieb die Kultur der Inseln noch Jahrhunderte lang afrikanisch geprägt.

Im 16. und 17. Jahrhundert

Im Jahr 1500 landeten erstmals portugiesische Seefahrer auf der Großen Komore. 1510 ließen sich aus dem persischen Schiras vertriebene Schafiiten (Schirazi) auf den vier Hauptinseln nieder und gründeten vorwiegend in den Küstenregionen ihre Sultanate. Die einheimische Bevölkerung wurde in das Innere der Inseln verdrängt. Die Komoren gehörten nun, ebenso wie die Städte der afrikanischen Ostküste und das Sultanat Sansibar, zur ostafrikanischen Suaheli-Kultur, deren Oberschicht persische und arabische Familien bildeten.

Im 18. und 19. Jahrhundert

Im späten 18. Jahrhundert kam es vermehrt zu Überfällen durch Piraten und Angehörige des madagassischen Volkes der Sakalava, die Sklavenhandel betrieben und schließlich auch die Herrschaft über die kleineren Komoren- Inseln Moheli und Mayotte übernahmen. Moheli, das bis dahin zum Sultanat Anjouan gehörte, wurde nach der Invasion des Madagassen Ramanetaka (Abderemane) zwischen 1832 und 1885 von dessen Dynastie regiert. Der Sultan von Anjouan, Abdallah der Erste, floh 1816 auf die französische Insel Bourbon (heute Réunion).

Die große Komore war in 12 Sultanate gespalten, die jedoch ein gemeinsames Oberhaupt wählten. Für die europäischen Seefahrer dienten die Komoren bis zum frühen 19. Jahrhundert nur als Zwischenstation auf dem Weg nach Indien bzw. in den Fernen Osten, sie errichteten auf ihnen keine dauerhaften Stützpunkte. 1841 wurde dann die durch madagassische Überfälle und Sklavenjagd weitgehend entvölkerte Insel Moare (Mayotte) von Frankreich besetzt, das 1887 auch die übrigen drei Komoren-Inseln zum französischen Protektorat erklärte.

Im 20. und 21. Jahrhundert

Der gesamte Archipel erhielt 1912 den Status einer französischen Kolonie unter Verwaltung durch den Generalgouverneur von Madagaskar. Auf den Plantagen wurden Kaffee, Kakao, Kokospalmen, Sisal, Ylang-Ylang, Vanille und Nelken von Zwangsarbeitern angebaut. Im Zweiten Weltkrieg waren die Komoren für kurze Zeit britisch besetzt.

Infolge der in den 60er Jahren einsetzenden Unabhängigkeitsbestrebungen fand im Dezember 1974 ein Referendum statt, in dem die Bevölkerung von Mayotte mehrheitlich den Verbleib als französisches Überseeterritorium wählte. Die anderen drei Komoren-Inseln erklärten 1975 unter Präsident Ahmed Abdallah ihre Unabhängigkeit, ohne jedoch den Anspruch auf die Insel Mayotte aufzugeben. Abdallah, der mit Hilfe des französischen Söldnerführers Bob Denard die Macht erlangt hatte und mit diesem gemeinsam das Land systematisch ausbeutete, wurde 1976 durch Ali Soilih vertrieben. 1978 stürzte Abdallah wiederum mit Hilfe Bob Denard's das Regime von Soilih und erklärte im selben Jahr die Komoren zur Islamischen Bundesrepublik. Abdallah und seine 1982 gegründete Einheitspartei gewannen die Wahlen von 1978 und 1984 mit jeweils über 99% der Stimmen. Außer von französischen Söldnern und den konservativen arabischen Ölstaaten erhielt das Regime Unterstützung von Südafrika, das zu der Zeit Waffengeschäfte über die Inseln abwickelte und so das internationale Embargo umging, über eine Abhörstation auf den Komoren wurden außerdem die ANC-Büros in Lusaka und Dar es Salaam überwacht. 1989 kam es unter Mitbeteiligung von Bob Denards Söldnertruppe zur Ermordung des Staatspräsidenten Abdallah. Das Amt übernahm Said Mohamed Djohar, bis 1995 ein vierter Putsch von Denard erfolgte, den dann die französische Armee niederschlug. Eine Übergangsregierung wurde gebildet.

1997 erklärten sich die Inseln Anjouan und Mohéli von der Komorenrepublik unabhängig, weitere Putsche folgten. Eine neue Verfassung räumte den einzelnen Inseln mehr Rechte ein und im Endeffekt erhielt jede Insel einen eigenen Präsidenten. Die Große Komore wurde seit 1999 von Azali Assoumani regiert, dem es trotz mehrerer Putschversuche gelang, eine lose "Union der Komoren" wiederherzustellen. In den Präsidentschaftswahlen vom Mai 2006 siegte der Islamist Ahmed Abdallah Mohamed Sambi.

Flugzeugabsturz am 30. Juni 2009

Am 30. Juni 2009 ereignete sich bei den Komoren eine verheerende Luftkatastrophe, als der Airbus 310 der Yemenia beim Landeanflug auf die Insegruppe mit 153 Menschen an Board ins Meer stürzte. Wie durch ein Wunder überlebte ein 14-jähriges Mädchen den Absturz. Dies war nicht der erste Flugzeugabsturz nahe der Komoren, denn bereits am 23. November 1996 war die Maschine des Ethiopian-Airlines-Fluges 961 im Norden der Insel Grande Comore bei einer Notwasserlandung zerschellt. Damals starben 125 der 175 Passagiere.

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