Schlösser Augustusburg und Falkenlust bei Brühl

Ursprünglich war das Schloss Augustusburg im Osten der Stadt Brühl lediglich als ein Jagdschlösschen und privates Refugium für den Kölner Erzbischof und Kurfürsten Clemens August I. gedacht. Der stilistische Wandel vom Barock zum Rokoko hin ließ das Lustschloss jedoch im Laufe seiner Errichtung zu einer prachtvollen Residenz auswachsen, die heute zu den opulentesten Zeugnissen des deutschen Rokokos in der Rhein-Region zählt.

Während der Bau des Schlosses Augustusburg immer teurer, reicher und “moderner“ wurde, entstand unweit davon das Jagdschloss Falkenlust, welches dem Kurfürsten tatsächlich als ein intimes Refugium diente. Gemeinsam mit dem Schlossgarten, in welchem man sowohl die französischen als auch die englischen Vorstellungen exquisiter Gartenarchitektur realisiert hatte, wurden die Schlösser Brühls im Jahr 1984 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Standort Brühl in NRW zwischen Bonn und Köln
Bauzeit Schloss Augustusburg: 1725-1768
Jagdschloss Falkenlust: 1729-1740
Schlosspark Brühl: ab 1728 bis ins späte 18. Jahrhundert
Umgestaltung im 19. Jahrhundert
Baumeister Schlösser: Johann Conrad Schlaun, François de Cuvilliés, Johann Balthasar Neumann
Gartenanlage: Dominique Girard, Peter Joseph Lenné
Besonderheiten Die Schlossanlage Brühl gilt als eines der bedeutenden Gesamtkunstwerke, in welchen der stilistische Übergang vom Barock zum Rokoko dokumentiert wurde.
Nutzung Beide Schlösser werden heute als Museen genutzt.
Adresse/Telefon Schlossanlage Brühl
Schlossstraße 6
50321 Brühl
Telefon: 0049- (0)2232- 44 000 oder 0049- (0)22 32- 944 31 17
E-mail: mail@schlossbruehl.de.
Öffnungszeiten Schloss Augustusburg und Jagdschloss Falkenlust (Februar-November): dienstags bis freitags von 9:00-12:00 Uhr und von 13:30 bis 16:00 Uhr; samstags, sonntags und feiertags von 10:00 bis 17:00 Uhr; Dezember-Januar geschlossen.
Der Schlosspark ist ganzjährig täglich geöffnet von 07:00 bis 18:00 bzw. 21:00 Uhr (jahreszeitenabhängig).

Geschichte des Schlosses Augustusburg

Auf halber Strecke zwischen Köln und Brühl liegen inmitten einer beeindruckenden Gartenanlage die prachtvollen Brühler Schlösser Augustusburg und Falkenlust. Bereits im 12. Jahrhundert hatten die Kölner Erzbischöfe hier ein Gut inmitten eines Wildparks besessen, auf welchem der damalige Erzbischof Siegfried von 1284 bis 1298 eine Wasserburg als Bollwerk gegen die Stadt Köln erbauen ließ. Die Burg überdauerte bis ins Jahr 1689, bis sie schließlich von französischen Truppen gesprengt wurde. Auf den Ruinen der einstigen Wasserburg ließ der Kölner Erzbischof und Kurfürst Clemens August I. aus der Bayrischen Dynastie der Wittelsbacher im frühen 18. Jahrhundert das Schloss Augustusburg bauen. Der westfälische Architekt Johann Conrad Schlaun wurde zunächst mit dem Bau eines Jagdschlösschens beauftragt und begann im Jahr 1725 mit den entsprechenden Arbeiten.
Drei Jahre darauf zog der Erzbischof jedoch auf Anraten seines Bruders Karl Albrecht, der spätere Kaiser Karl VII., den Münchner Hofbaumeister François de Cuvilliés zu einer Umgestaltung der Originalpläne heran. Karl Albrecht hielt den bisherigen Bau für zu altmodisch und unter de Cuvillés versprach das Schloss größer, moderner und prachtvoller zu werden als ursprünglich geplant.
Und tatsächlich – unter de Cuvilliés wuchs das Schloss Augustusburg zu einer beeindruckenden Bischofsresidenz im Stil des Rokoko heran. Schließlich hinterließ ein dritter namhafter Baumeister seine unverwechselbare Handschrift auf dem Brühler Schloss: Johann Balthasar Neumann, der Schöpfer der prunkvollsten Treppenhäuser des 18. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum.
Auch der Hochaltar der im späten 15. Jahrhundert errichteten Schlosskirche stammt von Neumann. Während der Neugestaltung des Geländes erhielt die Kirche, die ursprünglich ein Franziskanerkloster beherbergt hatte, um etwa 1735 ein Oratorium, welches durch den Orangerieflügel direkt mit dem Schloss verbunden wurde. 1768 wurde Schloss Augustusburg schließlich vollendet.
Während des Zweiten Weltkriegs trugen beide Brühler Schlösser schwere Schäden davon, jedoch bereits im Jahr 1946 wurden die Wiederherstellungsmaßnahmen aufgenommen und der vorige Zustand konnte wieder hergestellt werden.
Ab 1949 wurde Schloss Augustusburg viele Jahrzehnte lang als Repräsentationsschloss des Bundespräsidenten und der Bundesregierung genutzt.
Im Jahr 1984 wurden die beiden Schlösser mit dem Schlossgarten Brühl in das UNESCO- Weltkulturerbe aufgenommen.

Beschreibung des Schlosses Augustusburg

Schloss Augustusburg war ursprünglich als reine Jagd- und Sommerresidenz konzipiert und wurde maximal sechs Wochen lang im Jahr bewohnt. Die Hauptresidenzen des Erzbischofs befanden sich seinerzeit in Bonn. Daher zeugt das Schloss nicht nur von der enormen, architektonischen und dekorativen Ideenvielfalt seiner Baumeister, sondern auch von einer dynamischen Leichtigkeit und Frische, die den ganzjährlichen, winterfesten Residenzen für gewöhnlich abhanden kam. Dennoch entbehrte es nicht der repräsentativen Pracht, die von vielen Kritikern als ein Hauch zu kühl eingeschätzt wurde.
Das Schloss bildet eine Dreiflügelanlage mit Walmdach, die einen Ehrenhof umschließt. Da es jedoch auf den Fundamenten seines mittelalterlichen Vorgängerbaus errichtet werden sollte, konnte man die Fensterachsen der Seitenflügel nicht ganz symmetrisch anlegen – ein grundlegender Bruch dem Barock gegenüber, in welchem gerade die Symmetrie als wesentliches stilistisches Merkmal auftrat.
Ab 1728 erfolgte unter François de Cuvilliés die Ausgestaltung der Fassaden, der Paradezimmer und des Galerietraktes in der Ornamentik des Frührokoko. Als imposanteste Erscheinung des Schlosses gilt jedoch Neumanns Treppenaufgang, der zwischen 1740 und 1746 errichtet wurde. Aufgrund ihrer Eleganz und Dynamik wurde sie mehrfach als eine Symphonie der Formen beschrieben, in welcher die Stuckarbeiten, Figuren und edelster Marmor optimal miteinander harmonieren. Das Deckenfresko von Carlo Carlone krönt das Treppenhaus. Die Darstellung dient der Verherrlichung des Fürstbischofs und seiner Familie, der Wittelsbacher. So wird darauf unter anderem der Bruder des Kurfürsten und spätere Kaiser Karl VII. unter Beifall in die Schar der Götter aufgenommen.
Im Erdgeschoss des Südflügels befinden sich die einstigen Gemächer des Fürstbischofs, die sich gänzlich zur Gartenanlage hin öffnen. Hier befand sich unter anderem das Paradeschlafzimmer, in welchem der Erzbischof seine vornehmsten Gäste teilweise vom Bett aus empfing – eine Form des Empfangs, die seinerzeit durch Ludwig XIV. stark in Mode gekommen war. Im Obergeschoss befand sich unter anderem der mit gelbem und grünem Marmorstuck ausgestattete, durch Pilaster gegliederte Gardensaal. Neben François de Cuvilliés war insbesondere Johann Heinrich Roth für die weiteren Innenarbeiten verantwortlich. Für die Stuckarbeiten zeichneten im Wesentlichen Giuseppe Artario, Carlo Pietro Morsegno und Joseph Anton Brillie verantwortlich.

Geschichte des Schlosses Falkenlust

Nachdem das Schloss Augustusburg weit über die ursprünglich geplanten Dimensionen hinausgewachsen war, entstand zwischen 1729 und 1737 das kleine Jagdschloss Falkenlust. Es liegt nur einen Spaziergang entfernt von Schloss Augustusburg am Rand eines abgeschiedenen Wäldchens. Der Baumeister François de Cuvilliés gestaltete Schloss Falkenlust als ein privates Refugium des Kurfürsten, wo er Gäste empfangen und seiner Leidenschaft, der Falkenjagd, nachgehen konnte. Die Wahl des Bauplatzes war aufgrund der Flugbahn der Reiher – den bevorzugten Beutevögeln der Falken - bestimmt worden. Hier konnten sie auf ihrer Bahn zwischen dem Brühler Schlosspark und den Fischgründen im Altrheingebiet bei Wesseling von den abgerichteten Falken gebeizt werden.
Die Jagdgesellschaften endeten schließlich in den kostbar ausgestatteten Gemächern des Schlosses Falkenlust. Insbesondere die Kabinette hinterließen offenbar großen Eindruck bei den Gästen, unter ihnen auch Wolfgang Amadeus Mozart, der im Jahr 1763 auf Schloss Falkenlust geladen wurde.
In unmittelbarer Nähe des Jagdschlosses befindet sich die so genannte Muschelkapelle. Peter Laporterie hatte das Oktogon um 1730 errichtet und in Form einer Eremitengrotte mit Kristallen, Muscheln und farbigen Mineralien ausgestaltet.
Zwischen 1832 und 1960 gehörte das Jagdschloss Falkenlust der Brühler Unternehmerfamilie Giesler, 1960 ging es jedoch in den Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen über, in welchem es sich bis heute befindet.

Beschreibung des Schlosses Falkenlust

Das Jagdschloss Falkenlust besteht aus einem zentralen, zweistöckigen Bau und zwei flachen Nebengebäuden, die das Haupthaus flankieren. Der Grundriss ist dem Vorbild der Amalienburg im Park von Nymphenburg nachempfunden. Auch hier befindet sich auf dem Dach des Hauptgebäudes eine Aussichtsplattform, von der nach Reihern ausgespäht und die Falkenjagd beobachtet werden konnte.
Ein schmiedeeisernes Gitter verläuft im Bogen nach vorne und grenzt so die Schlossanlage von der offenen Landschaft ab. Der Hof des Jagdschlosses ist der Allee und dem Schloss Augustusburg zugewandt, während die Feldseite des Schlosses den Blick auf freies Jagdterrain gewährt.
Die beiden Geschosse des Schlosses verfügen über eine nahezu identische Raumaufteilung. So liegt zunächst auf beiden Ebenen in der Mittelachse ein Vorraum, von dem man in den Salon gelangt. Hinter dem Salon befinden sich jeweils ein Schlafzimmer, ein Kabinett und eine Garderobe, so dass das Jagdschloss prinzipiell für den Kurfürst und einen Gast ausgestattet war. In den Kabinetten sind auch heute noch die kostbaren, teils aus China stammenden Lackplatten zu besichtigen. Das lebensgroße Portrait über dem Kamin im Speisezimmer zeigt Kaiser Karl VII., den Bruder des Kurfürsten. Im südlichen Teil des Gebäudes befindet sich das reich mit holländischen Kacheln ausgeschmückte Treppenhaus. Das Deckenfresko von Laurenz de la Roque, welches das Treppenhaus nach oben hin abschließt, zeigt passend zum restlichen Ambiente einige Szenen der Falkenjagd.

Geschichte des Schlossparkes Brühl

Der Gartenkünstler Dominique Girard begann um 1728 mit der Anlage des barocken Gartens. Zweifelsohne hatten die Gärten von Versaille, wo Girard seine Ausbildung genossen hatte, für die Brühler Anlage Modell gestanden, doch findet man auch den Niederschlag der Erfahrungen, die Girard vorher bereits in Nymphenburg, Schleißheim und Wien sammeln konnte. In Brühl veranschaulichte Girard die strengen Regeln der französischen Gartenkunst in seiner Formvollendung. Ein zweiteiliges, südlich des Schlosses gelegenes Broderieparterre mit seinen runden und vierpassförmigen Fontänenbecken sowie dem anschließenden Spiegelweiher bilden das Zentrum der Gartenanlage.
1840 begann der Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné im Auftrag Friedrich Wilhelms IV. von Preußen mit der Gestaltung eines englischen Landschaftsgartens im Waldbereich. Der malerische Wechsel von Baumpartien und Wiesenflächen sowie die unregelmäßig geschwungenen Wege und Bachläufe kennzeichnen die besondere Grundstimmung in diesem Teil der Anlage. Zudem bezog Lenné die seinerzeit neu entstandene Eisenbahnstrecke zwischen Köln und Bonn in seine Landschaftsgestaltung mit ein und errichtete eine reich verzierte Eisenbahnbrücke direkt durch den Bereich der Inselweiher.
Ab 1842 griffen die gestalterischen Neuerungen Lennés auch auf den barocken Garten über, wodurch der französische Garten Girards vorübergehend fast gänzlich verloren ging.
Zwischen 1933 und 1937 wurde das barocke Parterre unter der Leitung von Georg Potente auf der Grundlage eines originalen Gartenplans aus dem Jahr 1728 rekonstruiert, so dass der Brühler Schlossgarten heute wieder als ein authentisches Beispiel französischer Gartenkunst des 18. Jahrhunderts gelten darf.

Beschreibung des Schlossparkes Brühl

Der von Bosketten umringte Schlosspark wurde nicht axial zur Hauptfassade des Schlosses Augustusburg angelegt, sondern dem südlichen Seitenflügel vorgelagert. Südlich des Schlosses wurde ein zweiteiliges Broderieparterre angelegt und mit jeweils zwei großen Fontänenbecken ausgestattet.
Ein weiteres Bassin schließt das Parterre mittig ab, so dass von dort aus eine Sichtachse vom Schloss in den Waldbereich führt. Die Buchsornamente der Zierbeete, die wie filigrane Broderien wirken, wurden mit rhythmisch bepflanzten Blumenrabatten eingefasst.
Seitlich wird das Parterre von zwei Lindenalleen begrenzt, welche ihrerseits zu dreieckförmigen Heckenquartieren und den dort angelegten Rundsälen, Brunnen und kleinen Salons hinführen.
Neben dem Hauptparterre enthält die Parkanlage jedoch noch weitere, abgeschlossene Bereiche wie beispielsweise den “Geheimen Garten,“ der sich unterhalb des Orangerieflügels befindet. Das “Chinesische Haus“, ein 1747 errichteter, 60 m breiter Pavillion im Waldgebiet der Anlage, galt als ein anschauliches Zeugnis der damaligen “Chinamode“, musste jedoch 1822 aufgrund seiner Baufälligkeit abgetragen werden.

Informationen, Öffnungszeiten, Eintrittspreise

Die Brühler Schlösser werden heute vorrangig in ihrer musealen Bedeutung genutzt. Das Land Nordrhein-Westfalen sorgt als Eigentümer für die Erhaltung und Pflege der Bauwerke. Das Schloss Augustusburg und das Jagdschloss Falkenlust sind von Februar bis November dienstags bis freitags von 9:00 bis 12:00 Uhr und von 13:30 bis 16:00 Uhr geöffnet. Samstags, sonntags und feiertags sind die Schlösser durchgängig von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Die Besichtigung des Schlosses Augustusburg ist nur im Rahmen einer Führung möglich; diese ist im Eintrittspreis enthalten. Schloss Falkenlust kann eigenständig und ohne Führung besichtigt werden. Besucher werden um eine telefonische Voranmeldung gebeten. Neben den Schlossführungen finden zu weitere Themenführungen statt, die telefonisch unter 0049- (0)2232- 44 000 oder 0049- (0)2232- 944 31 17 erfragt werden können.

Die Garten- und Parkanlage öffnet täglich um 07:00 Uhr und ist jahrezeitenabhängig bis 18:00, 19:00, 20:00 oder 21:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt zur Parkanlage ist frei. Führungen erfolgen nur nach Voranmeldung.
Neben den vielfältigen Themenführungen finden unter anderem seit 2001 auf Schloss Augustusburg die Brühler Schlosskonzerte statt.
Weitere Informationen erteilt das Schloss Brühl, Schlossstraße 6 in 50321 Brühl telefonisch unter 0049- (0)2232- 44 000 oder 0049- (0)22 32- 944 31 17 sowie per E-mail an mail@schlossbruehl.de.
Vom Bahnhof Brühl erreicht man den Schlosspark auf einem Fußweg von nur etwa 300 m. Mit der Stadtbahnlinie 18 des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg reist man aus Köln oder Bonn an und erreicht den Schlosspark vom Bahnhof Brühl-Mitte auf einem Fußweg von nur 600 m.
Die Anreise mit dem Pkw oder dem Bus erfolgt über die A 555 zwischen Köln und Bonn bis zur Abfahrt Godorf/ Brühl oder über die A 61 zwischen Koblenz und Mönchengladbach bis zum Kreuz Bliesheim und von dort weiter über die A 553 bis zur Abfahrt Brühl-Ost/ Wesseling. In Brühl folgt man der umfassenden Beschilderung Richtung “Augustusburg“ oder “Falkenlust.“ Parkmöglichkeiten befinden sich in jeweils unmittelbarer Nähe zum Schloss.

Besonderheiten

Im Jahr 1984 nahm die UNESCO das Schloss Augustusburg – zusammen mit dem Jagdschloss Falkenlust und den Brühler Gärten - in die Liste des Weltkulturerbes der Menschheit auf. Das fruchtbare Zusammenwirken deutscher, italienischer und französischer Architekten, Bildhauer, Maler und Stuckateure brachte mit dem Schloss Augustusburg ein opulentes Bauwerk hervor, welches auf hervorragende Weise den Übergang von Barock zum Rokoko dokumentiert. Das Jagdschloss Falkenlust wiederum stellt mit seinem intimen Charakter und der diskreteren Lage am Waldrand ein schlichteres Gegenstück zu dem repräsentativen Lustschloss dar.
Gemeinsam mit der französischen Gartenanlage Girards und den Umgestaltungen durch Lenné entstand ein Gesamtkunstwerk, welches als ein herausragendes Beispiel der Schlossbaukunst des 18. Jahrhunderts und als eine der bedeutendsten Schöpfung des Rokoko-Stils in Deutschland gilt.
Aufgrund seiner hervorragenden Qualität und historischen Bedeutung wurde der Schlossgarten zudem als Teil der Straße der Gartenkunst an Rhein und Maas klassifiziert. Der naturbelassene, 50 ha große Bereich des Schlossparks mit seinem 300-jährigem Baumbestand und einer üppigen Tier- und Pflanzenwelt steht inzwischen unter Naturschutz.

Die Baumeister und Landschaftarchitekten

Johann Conrad Schlaun wurde am 5. Juni 1695 in Nörde (Fürstbistum Paderborn) geboren. Schlaun verfolgte neben seiner Tätigkeit als Baumeister zunächst eine militärische Laufbahn im Infanterieregiment des Fürstbistums Paderborn. Von dort wechselte er später zum Münsteraner Militär. Ab 1720 arbeitete er mit Johann Balthasar Neumann zusammen. Zwischen 1722 und 1742 unternahm er mehrere längere Reisen nach Italien, Frankreich und Süddeutschland. Im Jahr 1729 ernannte ihn Kurfürst Clemens August zum Landingenieur und zum Generalmajor der Artillerie in Münster.
Schlaun gilt als einer der letzten bedeutenden Architekten des deutschen Barock. Neben den Schlössern Augustusburg und Falkenlust in Brühl war Schlaun maßgeblich am Bau des Fürstbischöflichen Schlosses in Münster, der Clemenskirche (1745-1753), dem Münster Stadthaus (1767-1773) und dem Lotharinger Kloster (1764-1768) beteiligt. Johann Conrad Schlaun verstarb am 21. Oktober 1773 in Münster.
François de Cuvilliés wurde am 23. Oktober 1695 in Soignies (Hennegau) geboren. Bereits 1715 kam er an den Hof des Kurfürsten Max Emanuel von München und wurde dort unter Joseph Effner ausgebildet. Nach vier weiteren Ausbildungsjahren an der Pariser Akademie unter Jean- François Blondel erhielt er 1725 das Amt des Hofbaumeisters am kurfürstlichen Hof in München.
Insbesondere in den 1750er Jahren widmete er sich während eines zweiten Parisaufenthaltes den italienischen Ornamentformen und den Elementen der Régence, die er ansatzweise in seine architektonischen Schöpfungen mit einfließen ließ. Seine Publikationen, insbesondere die darin enthaltenen Kupferstiche, trugen zu einer weiten Verbreitung des Rokoko-Stils in Europa bei. De Cuvilliés war maßgeblich am Bau der Schlösser Brühl (1728-1740) und Wilhelmsthal (1744) sowie des Palais Piosaqu de Non in München (1728) und der “Reichen Zimmer“ der Residenz (1730-1737) beteiligt. Des Weiteren entwarf er zu großen Teilen die Amalienburg im Park von Nymphenburg (1734-1739) und das Cuvilliés-Theater (1750-1753). François de Cuvilliés verstarb am 14. April 1768 in München.
Johann Balthasar Neumann wurde am 27. Januar 1687 in Eger geboren. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts ging er in Würzburg bei Sebald Koch in die Lehre. 1711 erhielt er in Würzburg seinen Lehrbrief der “Büchsenmeister, Ernst- und Lustfeuerwerkerey.“ Im darauf folgenden Jahr trat er in die fränkische Kreis-Artillerie ein, da ihm das Ingenieursstudium nur als Militär gestattet war. Zwischen 1717 und 1719 schulte er auf mehreren Reisen durch Europa sein architektonisches Gespür. 1719 ernannte ihn Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn zum fürstbischöflichen Baudirektor in Würzburg. 1723 wurde er Mitglied der bischöflichen Baukommission, die er schließlich ab 1725 leitete. 1729 avancierte er zum Oberstleutnant und wurde Baudirektor in Bamberg. 1731 erhielt er an der Universität Würzburg einen eigens für ihn eingerichteten Lehrstuhl für Zivil- und Militärbaukunst. 1741 wurde Neumann zum Oberst ernannt und erhielt so den für ihn höchstmöglichen militärischen Rang. Neumanns architektonischer Einfluss reichte bis nach Speyer, Konstanz, Trier und Köln. Neben den Schlössern in Brühl und der Würzburger Residenz entwarf er architektonische Kleinode wie die Wallfahrtskirchen in Gößweinstein und Vierzehnheiligen, die Schlösser in Bruchsal und Werneck, die Pfarrkirchen St. Paulin in Trier und St. Cäcilia in Heusenstamm sowie die St. Michaelskirche in Hofheim im Ried. In seinen letzten Lebensjahren schuf er unter anderem den Entwurf für das großartige Treppenhaus der Wiener Hofburg sowie die gewaltigen Entwürfe für die Residenzen in Stuttgart, Karlsruhe und Schwetzingen.
Balthasar Neumann verstarb am 19. August 1753 in Würzburg.
Dominique Girard wurde um 1680 geboren und erhielt seine Ausbildung wahrscheinlich durch André Le Nôtres in Versaille. 1714 stellte Ludwig XIV. Girard offenbar dem bayrischen Kurfürsten Maximilian zur Verfügung und so wurde er 1715 Garteninspektor und Fontänenmeister im Nymphenburger Schlosspark. Girard hatte sich auf die Konstruktion kunstvoller Wasserspiele spezialisiert und war zeitlebens ein begehrter Fontainier. Zu seinen bedeutendsten Arbeiten gehören die Gartenanlagen in Brühl, Schleißheim, und die Wasserkünste im Wiener Belvedere. Als sein Hauptwerk gilt jedoch der Schlosspark Nymphenburg in seiner barocken Form.
Dominique Girard verstarb im Jahr 1738 in München.
Peter Joseph Lenné wurde am 29. September 1789 in Bonn geboren und zählt zu den wichtigsten Gartenkünstlern und Landschaftsarchitekten des deutschen Klassizismus. Er prägte über Jahrzehnte hinweg die Gartenkunst in Preußen und gestaltete nicht nur weiträumige englische Gärten, sondern war auch für die Grünanlagen im Rahmen der Stadtplanung Berlins wesentlich mit verantwortlich. Wie schon sein Vater ergriff Lenné den Beruf des Gärtners aus einer Familientradition heraus. Mit 16 verließ er die Schule, um bei seinem Onkel eine Gärtnerlehre zu absolvieren. Mehrere Studienreisen führten ihn nach Süddeutschland und Frankreich, wo er in Paris um 1811 eine Lehre als Gartenbaumeister absolvierte. Er erwarb profunde Kenntnisse in der Botanik seltener Sträucher und exotischer Pflanzen, die er in seinen Landschaftsgärten später auch zu pflanzen verstand, während sich die meisten seiner Kollegen auf heimische Gewächse beschränkten. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland erhielt er zunächst eine Anstellung in den Habsburgischen Parkanlagen in Schloss Schönbrunn und Laxenburg, wo er den Titel des “Kaiserlichen Garten-Ingenieurs“ erwarb. 1816 wurde er als Gartengeselle an den preußischen Hof berufen, wo er schließlich die Potsdamer Parkanlagen sowie Neuhardenberg und Glienicke umgestaltete. Im Laufe der darauf folgenden Jahrzehnte schuf er in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten Schinkel in Potsdam, insbesondere in Sansouci und der Pfaueninsel, sowie in Berlin eine Vielzahl landschaftsarchitektonischer Gesamtkunstwerke. Seine Gärten zeichnen sich vor allem durch ihre vielfältigen Sichtachsen aus, welche die einzelnen Bereiche der Anlagen miteinander verbinden und die Bauwerke entsprechend in Szene setzen. Seinen Lebensabend beabsichtigte Lenné jedoch in seiner rheinländischen Heimat zu verbringen, wo er sich eigens dafür das so genannte Lenné- Haus errichten ließ. Nutzen konnte er dieses Haus bedauerlicherweise nicht mehr; Peter Joseph Lenné verstarb am 23. Januar 1866 nach einem plötzlichen Gehirnschlag in Potsdam, wo er auch beigesetzt wurde.

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