Oberharzer Wasserwirtschaft

Die Oberharzer Wasserwirtschaft (Wasserregal) ist ein System von Teichen, Gräben, Stollen und Wasserläufen, das etwa seit dem Jahr 1200 für die Versorgung des Harzer Bergbaus mit Wasserkraft errichtet wurde. Der Begriff "Regal" stammt von den königlichen Rechten - den so genannten Regalien. Die Anfänge dieser Anlage gehen auf Zisterziensermönche zurück, die Anfang des 13. Jahrhunderts dieses von Menschen unabhängige System erschufen, um das ständig in die Stollen eintretende Wasser abzupumpen. In der Hauptsache wurden die Anlagen aber zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert errichtet und benutzt.

Bergwerk
Zu einem Bergwerk gehören Einrichtungen über- und untertage zur Gewinnung, Förderung, Aufbereitung, Lagerung und Verladung von Bodenschätzen – z.B. von Salz, Kohle oder Erze. Man bezeichnet ein Bergwerk auch als Grube oder Zeche. Obertage gehören dazu u.a. Fördergerüste, Maschinenhäuser, Lager- und Verladeanlagen, Umkleide- und Duschlanlagen oder auch Bürohäuser. Untertage gehören Schächte, Strecken und Stollen dazu. Vereinfacht sind Schächte meist senkrecht in das Erdreich führende Anlagen, um u. a. die Bergleute nach unten zu den in den Stollen befindlichen Abbaustätten zu befördern und zudem die geförderten Bodenschätze nach oben zu befördern.

Die Anlage diente damit dem Antrieb der Wasserräder der Bergwerke im Oberharz, sodass deren Entwässerungspumpen ständig in Betrieb gehalten werden konnten. Bis in die frühe Neuzeit hinein wurden so 150 Stauteiche, Gräben mit einer Länge von ca. 500 km, hölzerne Rinnen mit einer Länge von 18 km (= Gefluder), 160 km lange Wasserstollen sowie größere Wasserläufe mit einer Länge von rund 30 km angelegt. Die wasserbetriebenen Pumpen waren vor der Entdeckung der Dampfmaschine beim Abbau von Silber, Blei und Kupfer in den Bergwerken die einzige vom Menschen unabhängige Energiequelle. Die Anlage gilt als das größte Wasserwirtschaftsystem weltweit.
Die Anlagen stehen bereits seit 1978 als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz und werden Sie werden zum großen Teil sogar noch heutzutage betrieben - jedoch schon lange nicht mehr für den Bergbau, sondern vor allem für die Landschaftspflege, für den Badebetrieb oder im Naturschutz. Auch dienen eine Reihe der Staubecken der Trinkwasserversorgung und dem Hochwasserschutz.
Die Anlagen - im Bundesland Niedersachsen in der Umgebung der alten Bergwerksstadt Clausthal-Zellerfeld gelegen - wurden am 31. Juli 2010 von der in Brasilia in Brasilien tagenden UNESCO neu in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten aufgenommen.
Zu dem UNESCO-Welterbe gehören seit dem Jahr 2010 zudem das Oberharzer Bergwerksmuseum, die Rosenhöfer Radsstuben, der Schacht Kaiser Wilhelm II., der Ottiliae-Schacht, die Schachtanlage Knesebeck, die Grube Samson sowie der 19-Lachterstollen.

Anmerkung
Im heutigen Clausthal-Zellerfeld wurden zwei nicht nur für den Bergbau wesentliche Erfindungen gemacht:
Die Fahrkunst um 1833 durch Georg Wilhelm Dörell (1793-1854) und das Drahtseil im Jahr 1834 durch den Oberbergrat Wilhelm August Julius Albert (1787 -1846). Die Fahrkunst ist eine ganz spezielle Art der Beförderung der Bergleute in und aus dem Schacht. In der Grube Samson ist noch einer der wenigen Fahrkunstanlagen erhalten. Drahtseile aus zahlreichen umeinander verdrillten Metalllitzen sind ungleich stabiler und leichter als die davor verwendeten Seile oder Eisenketten.

Oberharzer Bergwerkmuseum
Das Oberharzer Bergwerksmuseum in Clausthal-Zellerfeld ist ein Museum für Technik und Kulturgeschichte in Clausthal-Zellerfeld, das 1891 eröffnet wurde und damit zu den ältesten Technikmuseen in Deutschland gehört. Das Museum informiert vor allem über den Oberharzer Bergbau bis zum 19. Jahrhundert. Es gehört zusammen mit dem Bergwerk Rammelsberg, der Altstadt von Goslar und der Oberharzer Wasserwirtschaft von 1992 – nach der Erweiterung 2010 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
38678 Clausthal-Zellerfeld
Tel.: 0049 – (0)5323 - 98950

Rosenhöfer Radstuben
Das Rosenhöfer Bergbau-Revier in Clausthal-Zellerfeld war die Keimzelle des Bergbaus in Clausthal – so wurde hier seit Mitte des 16. Jh. bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein Erz gefördert. Durch die Wiederentdeckung der Runden und der Ovalen Radstube wurde die Anlage bekannt und ist seit 2010 Teil des UNSCO-Weltkulturerbes. In den Radstuben befanden sich seinerzeit große Wasserräder, die zum Antrieb des Förderkorbes, dem Kehrrad oder der Wasserpumpen, dem Kunstrad, verwendet wurden – daher der Name. Seit 1990 laufen Forschungs- und Freilegungsarbeiten des Oberharzer Geschichts- und Museumsvereins, wobei die Rosenhöfer Radstuben wieder freigelegt werden konnten. Darunter waren auch Teile des hölzernen Kehrrades mit einem Durchmesser 8 m, das 1897 errichtet wurde und bis 1909 in Betrieb war. Die Runde Radstube ist überdacht und mittlerweile mit Hilfe einer Treppe bis zur Sohle in einer Tiefe von rund 20 m begehbar. Führungen werden vom Oberharzer Bergwerksmuseum angeboten

Schacht Kaiser Wilhelm II.
Der Schacht Kaiser Wilhelm II. in Clausthal-Zellerfeld wurde im Jahr 1892 in Betrieb genommen. Er war bis zum Ende der Erzförderung im Jahr 1930 der zentrale Förder- und Seilfahrtsschacht des Blei- und Zink-Bergbaus in der Region. Danach wurden in die bestehenden Schächte Wasserkraftwerke eingebaut. Er hatte eine Tiefe (Teufe) von rund 950 m - und von 1.050 m bis zu einem Blindschacht - und besaß einen Durchmesser von ca. 4,75. Er war mit einem stählernen 15,6 m hohen Fördergerüst versehen und diente u.a. dazu, die Bergleute in die Abbaustollen und das Erz nach oben zu befördern. Die endgltige Stillegung der Anlage erfolte im Jahr 1980. Auf dem Gelände des Schachtes hat Auf dem Gelände hat der Betriebshof der Harzwasserwerke GmbH, der das System der Oberharzer Wasserwirtschaft betreut und intakt erhält, seinen Sitz.
Erzstraße 24
38678 Clausthal-Zellerfeld
Tel.: 0049 - (0)5323 - 93920

Ottiliae-Schlacht
Der Ottiliae-Schacht in Clausthal-Zellerfeld ist kein eigenständiges Bergwerk, sondern diente als zentraler Hauptförderschacht für die Erze des Rosenhöfer, Burgstätter und Zellerfelder erzhaltigen Stollen und gilt als Teil der Grube Rosenhof. Seinen Namen erhielt der Schacht nach dem preußischen Berghauptmann Ernst Hermann Ottiliae (1821–1904). Interessant ist, dass der Schacht eine Dampffördermaschine mit 150 PS und mit Seiltrommeln erhalten hatte. Zudem hatte er als erster Oberharzer Schacht ein stählernes rund 19,70 m hohes Fördergerüst erhalten. Interessant ist, dass das auf der Tiefen Wasserstrecke – gesammeltes Grubenwasser - mit Kähnen aus den bis zu 6 km entfernten Abbaustätten herantransportiert und danach über der Schacht nach oben befördert wurde.

Schachtanlage Knesebeck
Die Schachtanlage Knesebeck gehört zu der am 31. März 1992 stillgelegten Grube „Hilfe Gottes“ in Bad Grund – es war das letzte Erzbergwerk des Oberharzes. In dem Bergbaumuseum „Schachtanlage Knesebeck“ sieht man die technische Entwicklung der Anlage von der Mitte des letzten Jahrhunderts bis zum Betriebsende. Darunter sind Geräte und Anlagen, die das Erzbergwerk genutzt hatte. Dabei sind der Untertagebetrieb und die einstigen Betriebsabläufe nicht vergessen worden. Besonders erwähnenswert sind die historische Fördermaschine und ein großer Elektro-Kompressor von 1923, sowie zwei restaurierte „Radstuben“, in denen bis zu 12 m hohe Wasserräder von 1855 bis 1900 als Energieträger der Wasserkraft für den Schachtbetrieb dienten. Weiterhin werden u. a. die historische Fördermaschine, Elektrokompressoren, zwei restaurierte Radstuben sie unter) und der ca. 47 m hohe Hydrokompressorenturm ausgestellt.
Auf dem Freigelände findet man Untertagefahrzeuge, darunter eine der ältesten elektrischen Grubenlokomotiven, die auf einem Streckennachbau zu sehen ist. Für Kinder- und Jugendgruppen dürfte ein spezielles Programm "Auf den Spuren der Bergleute" besonders interessant sein
Knesebeck 1
37539 Bad Grund
Tel.: 0049 – (0)5327 - 2826
knesebeckschacht@t-online.de

Grube Samson
Die Anfände der Grube Samson in St. Andreasberg stammen aus dem Jahr 1520. Der Schacht erreichte eine Tiefe von rund 840 m und diente der Gewinnung von Silbererzen.. Der Betrieb wurde am 31. März 1910 eingestellt. Hier befindet sich die letzte funktionstüchtige Fahrkunst weltweit., die 1837 in die Grube eingebaut, wurde. Eine Fahrkunst diente der senkrechten Beförderung von Personen und wurde früher hier durch das Wasser des Rehberger Grabens angetrieben. Das große Kunstrad – ein Wasserrad mit einem Durchmesser von rund 12 m Durchmesser - trieb bis 1922 die Fahrkunst an. Heutzutage wird die Fahrkunst zu Demonstrationszwecken mit Hilfe eines Elektromotors angetrieben.
Am Samson 18
37444 St. Andreasberg
Tel.: 0049 – (0)5582 - 1249

19-Lachter-Stollen
Der 19-Lachter-Stollen war eine wichtige Anlage des früheren Oberharzer Silberbergbaus, er wurde Mitte des 16. Jahrhunderts in Betrieb genommen. Bei dem Stollen handelt es sich um einen Wasserlösungsstollen, der zur Entwässerung der Grubenanlagen diente. Der Eingang des Stellens an der Oberfläche (Mundloch) befindet sich in Wildemann, einem Stadtteil von Clausthal-Zellerfeld. Von hier aus erstreckt er sich über eine Länge von 8,8 km. Etwa 500 m des Stollens bis zum Blindschacht können im Zuge einer bis zu 90- minütigen Führung besichtigt werden. Seinen Namen erhielt der Stollen vom Lachter, einem Längenmaß aus dem Bergbau, wobei 1 Lachter rund 1,89 m sind - andere Quellen geben 1,92 m an. Der Schacht wurde gemeinsam mit der Grube Ernst-August stillgelegt.
Sonnenglanz 18
38709 Wildemann
Tel.: 0049 – (0)5323 - 6628

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