Erfurt: Jüdisch-Mittelalterliches Erbe

Die Alte Synagoge, die Mikwe sowie das Steinerne Haus liegen im Zentrum der Erfurter Altstadt - der Hauptstadt von Thüringen - und sind ein seltenes und zudem gut erhaltenes Beispiel jüdischer Sakral- und Profanarchitektur des Mittelalters.

Alle drei Gebäude veranschaulichen mit ihrer Architektur und ihren Dekorationen, wie sich eine jüdische Glaubensgemeinschaft an das Zusammenleben mit einer christlichen Gesellschaft anpasst hatte. Das Ensemble ist ein Zeugnis der Blütezeit jüdischen Lebens in Erfurt vom späten 11. Jahrhundert bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. Aber es dokumentiert auch das furchtbare Ende der Gemeinde durch die Pest, für die man die Juden verantwortlich gemacht hatte und die darauf Opfer der folgenden grausamen Pogrome wurden.

Das Jüdisch-Mittelalterliche Erbe in Erfurt wurde auf der 43. Sitzung 2023 in Riad in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten eingeschrieben.

Alte Synagoge
Die Alte Synagoge in Erfurt ist eine frühere Synagoge, dessen älteste noch heute erhaltene Teil ein Teil der Westmauer, das um 1094 entstanden war. Ein weiteres Stück dieser Mauer stammt aus einer zweiten Bauphase im 12. Jahrhundert. Der größte Teil entstand um 1270 bei einem Umbau zu einer repräsentativen Synagoge. Um 1300 wurde sie aufgestockt und durch einen Anbau nach Norden hin erweitert. 1349 wurden nahezu alle Juden als angeblich Schuldige für die Pest ermordet. Danach wurde die Synagoge als Lagerhaus genutzt und in der Folge ab 1350 zahlreichen Umbauten unterzogen. So wurden u.a, Zwischendecken eingezogen, ein neues Dach aufgebaut und das Gebäude wurde unterkellert. Außerdem wurden in die Nord- und die Ostfassade Tordurchfahrten eingefügt. Über fast 500 Jahre wurde das Gebäude als Lagerhaus genutzt, bis es Ende des 19. Jahrhunderts dann Teil der Gaststätte „Zur Feuerkugel“ war und zu einem Tanzsaal umgebaut wurde. Später entstand im Keller eine Kegelbahn.

Wegen der zahlreichen Umbauten war das Gebäude nicht mehr als Synagoge zu erkennen und in der Stadt auch nicht mehr als solche bekannt, daher hatte sie die Zeit des Nationalsozialismus unbeschadet überstanden. 1998 hatte die Stadt Erfurt die Alte Synagoge gekauft und anschließend saniert. Seit dem 27. Oktober 2009 dient sie als Museum uns zwar besondere zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Erfurts. Hier ist u.a. der 1998 in der Nähe der Synagoge gefundene Jüdische Schatz von Erfurt seit Oktober 2009 ausgestellt. Die Synagoge befindet sich in der Erfurter Altstadt im Innenhof des Häuserblocks Fischmarkt – Michaelisstraße – Waagegasse.

Mikwe
Im Jahr 2007 wurde bei Bauarbeiten hinter der Krämerbrücke die zur Synagoge gehörende etwa alte Mikwe entdeckt. Die hiesige Mikwe ist ein jüdisches Ritualbad, das mit fließendem Wasser gespeist wird. Sie wurde 1248 erstmals erwähnt und wurde bis zur Ermordung der Juden der Juden genutzt. Im Jahr 2011 wurde die Mikwe als Kulturstätte der Öffentlichkeit übergeben. Ein Vorgängerbau des Ritualbades stammt aus dem 12. Jahrhundert.

Steinernes Haus
Bei dem so Steinernen Haus handelt es sich um ein Zeugnis spätmittelalterlicher profaner Baukultu aus dem Mittelalter, das spätestens seit dem Ende des 13. Jahrhunderts jüdischen Besitzern gehörte. Damit ergänzt das Gebäude die Ritualgebäude Alte Synagoge und Mikwe. Einzigartig ist die noch erhaltene Ausstattung des Obergeschossraumes mit einer spitzbogiger Lichtnische mit Rauchabzug, sowie kaum veränderten Außenwänden mit Ritzfugen sowie einer farbige Holzbalkendecke, deren Balken wohl von 1241/1242 stammten. Die Deckenbretter sind mit einem Radmotiv verziert, während die Balken jeweils unterschiedliche Ornamente besitzen.

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